Nach den Europawahlen sollen die Beratungen zur Überarbeitung der EU-Trinkwasserrichtlinie fortgeführt werden. EUWID hat hierzu den luxemburgischen Europaabgeordneten und Berichterstatter des Europaparlaments für die Revision der Trinkwasserrichtlinie, Christophe Hansen, befragt.
Herr Hansen, worauf wird es bei den anstehenden Trilogverhandlungen zur Überarbeitung der EU-Trinkwasserrichtlinie besonders ankommen?
Es gibt drei Themen, die in den anstehenden Verhandlungen besonders umstritten sind:
In den Medien wird es insbesondere um das Thema „Zugang zu Wasser“ gehen. Die Bürgerinitiative „Right2Water“ war schließlich einer der Gründe, weshalb die EU-Kommission die Revision der Richtlinie vorgelegt hat, und hierzu gab es auch im EU-Parlament viele Diskussionen. Das EU-Parlament und der Rat haben unterschiedliche Vorstellungen davon, wie weit der Zugang zu Wasser gehen sollte und wo, in der Richtlinie, der Zugang festgeschrieben werden sollte. Hier sollte in meinen Augen besonders der Zugang für benachteiligte Gesellschaftsgruppen sichergestellt werden.
Die Frage nach den Mindestanforderungen für chemische Parameter sowie die Testfrequenzen ist zwar eher eine technische Diskussion, auch sie wurde aber gerade im EU-Parlament teilweise emotional geführt, gerade wenn es um Mikroplastik oder endokrine Disruptoren geht. Hier müssen wir uns mit dem Rat auf eine Lösung einigen, die den Schutz der Gesundheit unserer Bürger zwar in den Mittelpunkt stellt, aber eben auch technisch machbar ist. Bislang gibt es zum Beispiel für Mikroplastik noch keine verlässliche Messmethode.
Das dritte Thema ist der Umgang mit Kontaktmaterialien. Hier haben insbesondere der Rat und die EU-Kommission völlig unterschiedliche Auffassungen.
Welche Erwartungen haben Sie diesbezüglich an die finnische Ratspräsidentschaft?
Für das Thema Kontaktmaterialien wird es sehr wichtig sein, dass die finnische Ratspräsidentschaft zwischen dem Rat und der Kommission vermittelt und Treffen auf Expertenebene organisiert, um diese komplexe Thematik zu diskutieren.
Ansonsten glaube ich, dass wir von den Erfahrungen der Finnen bei der Trinkwasseraufbereitung und dem Umgang mit Trinkwasserreserven profitieren können. Finnland gilt als das Land der tausend Seen, und das finnische Wasser ist laut Unicef das sauberste der Welt.
Welche weiteren wasserpolitischen Themen liegen Ihnen in der neuen Wahlperiode des Europaparlaments besonders am Herzen?
Wir verhandeln zeitgleich die Einführung von Mindeststandards zur Wiederverwendung von Abwässern in der Landwirtschaft. Der Sommer 2018 hat gezeigt, dass der Klimawandel auch vor der EU nicht haltmacht. Wir müssen deshalb davon ausgehen, dass die Verwendung von gereinigten Abwässern in der Landwirtschaft in Zukunft zur Regel statt zur Ausnahme wird. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass die Kommission das Instrument einer Richtlinie und nicht das einer Verordnung gewählt hätte, um den Mitgliedstaaten den nötigen Spielraum zu lassen.
Das vollständige Interview erscheint in Ausgabe 30.2019 von EUWID Wasser und Abwasser.