Nur 4 Prozent der im Rahmen der laut BMU repräsentativen Bevölkerungsumfrage Befragten sieht in der Belastung von Gewässern und Trinkwasser durch die Düngung überhaupt kein Problem. Gleiches gilt für die Einschätzung der Umweltbelastungen durch Pflanzenschutzmittel: auch diese sehen über 90 Prozent der Befragten als problematisch an.
68 Prozent für übergeordnete Rolle von Umweltaspekten in Landwirtschaftspolitik
Für die Landwirtschaftspolitik – neben den Bereichen Energie und Verkehr Schwerpunktthema der diesjährigen Studie – wünschen sich 68 Prozent der Befragten, dass Umwelt- und Klimaaspekte eine übergeordnete Rolle spielen. Für die zukünftige Entwicklung der Landwirtschaft sind der Studie zufolge möglichst geringe Umwelt- und Klimabelastungen am wichtigsten (von 45 Prozent der Befragten auf Rang 1 gesetzt), gefolgt von der Versorgung mit vielfältigen, hochwertigen und gesunden Lebensmitteln (von 43 Prozent auf Rang 1 gesetzt). Allerdings haben die Befragten mehrheitlich (86 Prozent) den Eindruck, dass sich die Landwirtschaftspolitik an den Interessen der Industrie orientiert. Nur 22 Prozent der Befragten vertreten die Auffassung, dass sich die aktuelle Agrarpolitik am Umwelt- und Klimaschutz orientiert.
Hohe Nährstoffüberschüsse belasten Wasser und Boden
Die Studienautoren treffen die Feststellung, dass der heiße und trockene Sommer 2018 mit Wassermangel und Ernteausfällen die Abhängigkeit der Landwirtschaft von Wetter und Klima deutlich gezeigt habe. Die Landwirtschaft sei unmittelbar von den Auswirkungen des Klimawandels wie einer Zunahme von Dürren oder Starkregen betroffen, aber zugleich trage sie selbst auch zum Klimawandel bei. Laut Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung seien etwa acht Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland auf die Landwirtschaft zurückzuführen. Zudem belasten in manchen Regionen eben hohe Nährstoffüberschüsse Wasser, Boden, Klima, Luft, und die biologische Vielfalt.
Handeln aller relevanten Akteure schlechter bewertet
Der Anspruch, Umwelt- und Klimaschutz stärker zu berücksichtigen, stehe in starkem Kontrast dazu, wie die Menschen das Engagement relevanter Akteure beurteilen, heißt es in der Publikation. Grundsätzlich zeige sich eine gestiegene Erwartungshaltung der Bevölkerung auch darin, dass das Handeln aller relevanten Akteure für Umwelt- und Klimaschutz schlechter bewertet werde als in früheren Erhebungen: Mit dem Engagement der Industrie sind der Studie zufolge nur 8 Prozent zufrieden („tut genug“/“tut eher genug“), mit dem der Bundesregierung 14 Prozent. Mit dem Engagement der Städte und Gemeinden sind 24 Prozent zufrieden und mit dem der Umweltverbände 71 Prozent. Auch ihr eigenes Engagement beurteilen die Bürgerinnen und Bürger kritisch: Nur 19 Prozent der Befragten finden, dass die Bürgerinnen und Bürger genug oder eher genug tun, vor zwei Jahren waren es mit 34 Prozent deutlich mehr.
Nicht ausreichende Lösungsangebote auch im Gewässerschutz
Das ökologische Handeln aller Akteure – mit Ausnahme der Umweltverbände – sei noch nie so schlecht bewertet worden, seit diese Frage erhoben wird, resümieren die Studienautoren. Je nach Akteursgruppe könne es hierfür verschiedene Ursachen geben: Bei der Bundesregierung könnte eine generelle Kritik am Regierungsstil im Erhebungszeitraum eine Rolle spielen, ebenso wie nicht ausreichende umweltpolitische Lösungsangebote in wichtigen Handlungsfeldern wie Gewässer- und Bodenschutz, Klimaschutzziele, Kohleausstieg oder Luftreinhaltung. Städte und Gemeinden, denen 2016 noch fast die Hälfte der Befragten attestierten, dass sie (eher) genug tun, könnten an Zustimmung verloren haben, weil sie der Bevölkerung keine ausreichend vorausschauenden umweltpolitischen Lösungsstrategien zum Thema Luftverschmutzung (vor allem durch Feinstaub, Stickoxide) vermitteln konnten, vermuten die Autoren. Schon seit Langem bewerteten die Menschen in Deutschland den Einsatz der Industrie für die Umwelt als unzureichend. In der Befragung 2018 dürfte insbesondere der Einbau von Betrugssoftware in Dieselfahrzeugen die Beurteilung weiter verschlechtert haben.
Für Neuausrichtung muss sich Verhalten der Bevölkerung ändern
Die Studie trifft aber die Feststellung, dass eine nachhaltige Neuausrichtung der landwirtschaftlichen Produktion in Deutschland ist nur dann möglich, wenn sich auch das Ernährungs- und Konsumverhalten der Bevölkerung verändert. Die Nährstoffüberschüsse aus der Viehhaltung belasten Boden und Luft, Grund- und Oberflächengewässer. Der Konsum tierischer Nahrungsmittel sei in Deutschland aber nach wie vor auf hohem Niveau. Die Befragungsergebnisse zeigten, dass es auf der einen Seite für viele Menschen noch nicht vorstellbar ist, auf Fleisch und andere tierische Produkte zu verzichten. Auf der anderen Seite seien aber auch viele aufgeschlossen und interessiert daran, ihre Ernährungsgewohnheiten in eine Richtung zu verändern, die für Umwelt, Klima, Tiere und nicht zuletzt auch die menschliche Gesundheit förderlich ist.
Zustand der Umwelt insgesamt nur von 60 Prozent als gut bewertet
Der Zustand der Umwelt in Deutschland wird insgesamt deutlich schlechter bewertet als in früheren Umfragen. Nur noch 60 Prozent der Befragten bewerten ihn als gut, bei der letzten Befragung waren es noch 75 Prozent. UBA-Präsidentin Krautzberger erklärte bei der Vorstellung der Umweltbewusstseinsstudie: „Der extrem trockene letzte Sommer machte die Folgen des Klimawandels auch in Deutschland erlebbar. Das Insektensterben, die Diskussion um die Luftqualität in den Städten oder der Plastikmüll in den Meeren zeigen, wie sehr unsere natürlichen Lebensgrundlagen gefährdet sind. Auch ich verstehe die Befragungsergebnisse als einen Aufruf an alle, das Handeln deutlich stärker an Umweltaspekten auszurichten.“