Die hochschulübergreifende Forschungsgruppe untersucht das neue Grubenwasserkonzept der RAG AG, das Schäden wie Senkungen oder Versalzung des Grundwassers vermeiden soll, teilte die Hochschule Koblenz mit.
Grubenwässer seien keine verunreinigten Abwässer, sondern stammen aus Grundwasser, das aus den umliegenden Gesteinsschichten in die Gruben einsickert, stellte die Hochschule klar. Auf dem Sickerweg nimmt das Wasser unter anderem Salze auf und ist aufgrund der Tiefe bis zu 28 °C warm, so dass diese Grubenwässer sich negativ auf die Ökologie der aufnehmenden Flüsse auswirken können. Höhere Temperaturen verändern zum Beispiel Verhalten und Entwicklung von Fischen, wodurch Nahrungsnetzbeziehungen gestärkt oder geschwächt werden können.
Das Wissenschaftsteam untersucht, ob das Grubenwasserkonzept der RAG die ökologischen Auswirkungen reduzieren kann, so die Hochschule. Mit Hilfe von Experimenten und Modellsimulationen analysieren die Forscher, wie sich in Zukunft Salzgehalt und Wassertemperatur des Rheins verändern können und welche Einflüsse auf die Lebensgemeinschaft zu erwarten sind.
„Wir betrachten dabei wasserwirtschaftliche und ökologische Auswirkungen integriert, da die ökologischen Konsequenzen stark von den Änderungen der Wassermenge und den Wassereigenschaften abhängen“, erklärte Prof. Lothar Kirschbauer vom Fachbereich bauen-kunst-werkstoffe der Hochschule Koblenz. Es soll untersucht werden, ob die veränderten Grubenwassereinleitungen die ökologische Qualität und die Stabilität der Lebensgemeinschaft im Rhein beeinflussen und die Struktur und Funktion des Nahrungsnetzes verändern kann: „Hier beschäftigen wir uns hauptsächlich mit dem Problem hoher Wassertemperaturen im Sommer und der Erhöhung der Minimaltemperaturen im Winter, insbesondere unter dem Aspekt der vorhergesagten Klimaänderungen und den Einflüssen hoher Salzkonzentrationen auf Fische und Wirbellose wie Krebse, Schnecken und Insektenlarven.“
Wasserwirtschaftliche und ökologische Aspekte werden beleuchtet
Das gemeinsame Projekt besteht den Angaben zufolge aus einem wasserwirtschaftlichen und einem ökologischen Teil. Im wasserwirtschaftlichen Teil werde mit Hilfe eines mathematischen Modells untersucht, welche Auswirkungen die veränderten Einleitungen auf die Wassertemperatur und die Salzkonzentration in den Gewässern haben werden. Durch eine Simulation verschiedener Szenarien würden Wassertemperaturen und Salzkonzentrationen in verschiedenen zukünftig möglichen Situationen berechnet.
In den beiden ökologischen Teilprojekten sollen zuerst die Effekte der Temperatur und Salzkonzentration auf das Verhalten und die Entwicklung von Fischen und auf die Nahrungsnetzbeziehung von Fischen und Wirbellosen ermittelt werden, hieß es weiter. Sehr hohe Wassertemperaturen könnten zum Beispiel dafür sorgen, dass sich die invasive Schwarzmundgrundel ausbreitet, welche höhere Temperaturen besser erträgt als einheimische Arten wie zum Beispiel Flussbarsche. Anschließend entwickelt die Gruppe ein Modell, das auf Basis der Ergebnisse des wasserwirtschaftlichen Teilprojekts und der Experimente die mittelfristige Entwicklung der Lebensgemeinschaft vorhersagt, erklärte die Hochschule.