BDEW fordert stärkere Berücksichtigung der Klimawandelfolgen in der Städteplanung


„In Zukunft werden sowohl Hitzeperioden als auch Starkregenereignisse zunehmen.“ Bislang habe die Wasserwirtschaft solche extremen Wetterereignisse sehr gut gemeistert. „Doch die Herausforderungen nehmen zu.“


Weyand forderte die Politik auf, städtische Infrastrukturen besser an den Klimawandel anzupassen. „Die Gefahr durch starke Regenfälle steigt, wenn durch den Zubau neuer Wohngebiete Versickerungsflächen fehlen und Flüsse begradigt sind“, warnte er. „Wir müssen Flüsse und Bäche in Teilen zurückbauen, damit sich das Wasser weniger staut. Außerdem brauchen wir neue Versickerungsflächen, damit das Wasser nicht einfach in die Kanäle abfließt, sondern dezentral in den Boden sickert oder durch Pflanzen aufgenommen wird.“


Beispiele hierfür seien die Schaffung von Angerflächen oder die Begrünung von Dächern und Fassaden. „Städte sind den Naturgewalten nicht hilflos ausgeliefert“, machte Weyand deutlich. „Durch eine integrierte städtebauliche Planung kann man die Wassermassen in den Griff bekommen. Dafür brauchen die Städte die entsprechenden finanziellen Spielräume.“


Weyand: Hitzeperioden bringen technische Infrastruktur an einigen Orten an ihre Grenzen


Auch anhaltende Hitzeperioden stellten die Wasserversorgung vor Herausforderungen. „Eine Analyse zur Trinkwasserbereitstellung in 2018 und 2019 zeigt zwar, dass von einer Trinkwasserknappheit in Deutschland auch in Dürreperioden keine Rede sein kann. Jedoch bringt die bei Hitze regional und temporär stark steigende Nachfrage nach Wasser die technische Infrastruktur, wie Pumpen und Leitungen, an einigen Orten an ihre Grenzen“, sagte Weyand. Helfen würde es hier beispielsweise, über Verbundnetze die Wasserversorgung in den Regionen miteinander zu verbinden, um Notlagen auszugleichen. „Gegenüber der landwirtschaftlichen Nutzung von Wasserressourcen sollte der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung klare Priorität eingeräumt werden. Trinkwasser ist nicht substituierbar“, unterstrich der Hauptgeschäftsführer.


Gerade mit Blick auf Hitzeperioden werde es zudem immer wichtiger, die Grundwasserqualität zu sichern. „Je weniger Wasserressourcen verschmutzt werden, desto mehr Grundwasser steht zur Verfügung“, sagte Weyand. Konkret bedeute das, dass die Bundesregierung nach 26 Jahren nun endlich die EU-Nitratrichtlinie in nationales Recht umsetzen müsse. Auch gegen die zunehmende Belastung der Gewässer durch Arzneimittelrückstände müsse die Politik dringend etwas unternehmen. Der BDEW habe deshalb ein Fondsmodell vorgeschlagen, bei dem die Hersteller von Arzneimitteln verursachergerecht an der Finanzierung von Reinigungsleistungen beteiligt werden. „Das Fondsmodell ist eine ökologisch und ökonomisch effiziente Lösung, die Herstellern Anreize bietet, Einträge zu vermeiden oder Innovationen voranzubringen, um Rückstände in die Umwelt zu verringern“, betonte Weyand.


DVGW: Wert des Wassers muss in den Fokus aller Akteure rücken


Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) als Veranstalter der wat erklärte, der Klimawandel, demografische Veränderungen, eine zunehmende Verschmutzung der Trinkwasserressourcen und die Instandhaltung der Infrastruktur erforderten zusätzliche Anstrengungen und steigende Investitionen im Wassersektor. „Trinkwasser in Deutschland wird auch zukünftig eine hervorragende Qualität haben. Damit dies so bleibt, muss der Wert des Wassers und der Wasserversorgung in den Fokus aller Akteure rücken“, sagte Jörg Höhler, DVGW-Vizepräsident und Vorstandsmitglied der ESWE Versorgungs AG und Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG.


Um die Branche zukunftsfest auszurichten, müssten politische Entscheidungsträger, Wirtschaft und Verbraucher künftig stärker an einem Strang ziehen. Es seien unternehmerische Entscheidungen gefordert, die zunehmend im politischen Kontext getroffen werden. Umso mehr gelte es, den fachpolitischen Dialog zu fördern und gemeinsam mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft Perspektiven und Rahmen zur Zukunftssicherung der Branche zu entwickeln.