Dabei seien die Grenzwerte von 2,8 Milligramm je Liter für Gesamtstickstoff (TN) und bis zu 0,3 Milligramm je Liter für Phosphat zu Grunde gelegt worden. Das Bewirtschaftungsziel von 2,8 mg TN/l dient dem NLWKN zufolge hauptsächlich dem Schutz der Küstengewässer. „Da die Stickstoffeinträge aber zum großen Teil aus dem Binnenland in die Küstengewässer gelangen, legen wir diesen Wert auch im Binnenland zugrunde“, erläuterte Stephanie Gudat vom NLWKN.
Nitrat beherrschendes Thema in umweltpolitischer Debatte
Die Belastung des Grundwassers mit Nährstoffen wie Nitrat sei derzeit ein beherrschendes Thema der umweltpolitischen Debatte, sagte Frank Doods, Staatssekretär im niedersächsischen Umweltministerium. Nur zwei Prozent der Flüsse, Bäche und Seen in Niedersachsen erreichten den von der Europäischen Union vorgegebenen guten ökologischen Zustand oder das gute ökologische Potential. Ursache für die schlechte Einstufung der anderen Oberflächengewässer sind nicht nur bauliche Maßnahmen wie Begradigungen, Wanderungshindernisse oder massive Ufereinfassungen aus Beton, sondern eben auch Funde von Schadstoffen wie Pestiziden und Industriechemikalien oder zu hohe Nährstoffeinträge.
Eintragswege gehen in landesweite Nährstoffmodellierung ein
In die landesweite Nährstoffmodellierung, auf deren Grundlage der konkrete Reduktionsbedarf für die Nährstoffe Stickstoff und Phosphor für die niedersächsischen Oberflächengewässer beziffert worden ist, gingen dem Umweltministerium zufolge auf Basis eines digitalen 100 x 100 Meter Landschaftsrasters unter anderem Eintragspfade in die Oberflächengewässer wie Grundwasserzuflüsse, Abschwemmungen, Erosionen und Drainagen ein. Neben diesen diffusen Einträgen seien aber auch punktuelle Einträge aus Kläranlagen oder Regenüberläufen der Kanalisation ausgewertet worden. Das Modell, das bundesweiten Empfehlungen folge, ermögliche es auch, lokale Handlungsschwerpunkte und Herkünfte zu ermitteln.
Antibiotikarückstände an 66 Prozent von 25 Fließgewässermessstellen
Im Hinblick auf die Funde von Spurenstoffen als einer weiteren Ursache für Gewässerbelastungen erklärte das Landes-Umweltministerium, dass eine Sonderuntersuchung auf Arzneimittel ergeben habe, dass an 66 Prozent der 25 beprobten Fließgewässerüberblicksmessstellen Rückstände von Human- und/oder Veterinärantibiotika nachweisbar waren. Eine Gemeinsamkeit der positiv beprobten Fundstellen war, dass sie an größeren Gewässern lagen, die zumeist auch abwasserbeeinflusst sind.
Doods sagte, dass das Land noch viel mehr als bisher „an allen Stellen genau hinsehen und analysieren“ müsse. Mit neuen Grenzwerten sei bald zu rechnen – und an der Diskussion werde sich Niedersachsen „an vorderster Stelle beteiligen“.