Dem DVGW zufolge ist die Wasserwirtschaft vor allem damit konfrontiert, dass Pflanzenschutzmittel weiterhin ein großes Problem für die Trinkwasserressourcen sind, die Intensiv-Landwirtschaft und das derzeitige EU-Förderregime vielerorts zu hohen Nährstofffrachten in den Trinkwasserressourcen führen und immer mehr anthropogene Spurenstoffe in den Trinkwasserressourcen nachgewiesen werden.
Erst im Nachhinein Informationen über PSM-Einsatz
Die Belastung der Trinkwasserressourcen durch Pflanzenschutzmittel müsse schnellstens reduziert werden. Die Informationen über die auf den landwirtschaftlichen Flächen in den Trinkwassereinzugsgebieten eingesetzten Wirkstoffe seien aus Sicht der Wasserversorgung immer noch unzureichend. Derzeit stelle man mit den laufenden Monitoringprogrammen erst im Nachhinein fest, was von den Landwirten eingesetzt wurde. Ebenso retrospektiv sei die behördliche Fundaufklärung, d.h. die Ursachenforschung beim Auftreten von Pflanzenschutzmittelfunden, gibt der DVGW zu bedenken. Vielerorts seien daher die Wasserversorger gezwungen, zeitnah mit weiteren Wasseraufbereitungsmaßnahmen zu reagieren. Linke forderte, dass bereits bei der Zulassung der Pflanzenschutzmittel anzusetzen sei.
„Bei Agrarpolitik Wende zu Förderung von Umweltleistungen sinnvoll“
Im Hinblick auf die Nitratproblematik, bei der die Novellen der Düngeverordnung bislang keine grundsätzliche Trendumkehr bewirkt hätten, fordert der DVGW im Gegensatz zum bisherigen ordnungsrechtlichen Ansatz die gemeinsame europäische Agrarpolitik zu einer Agrarumweltpolitik weiterzuentwickeln: weg von der bisherigen Flächenprämie hin zu einer monetären Förderung von Umwelt-, Klima- und Tierschutzleistungen für die Landwirte. Dies würde nach Einschätzung des DVGW für die Landwirte eine spürbare bürokratische Entlastung bedeuten und gleichzeitig eine deutliche Verbesserung der heutigen Situation im Umweltbereich bringen.
Insbesondere gelte es aber, die regionalspezifischen Besonderheiten der Einzugsgebiete von Trinkwassergewinnungsanlagen stärker im Nährstoffmanagement zu berücksichtigen und auch in den Ausgleichsmechanismen der europäischen Agrarpolitik zu verankern. Ebenso könnte eine spezifische Ausrichtung auf den Öko-Landbau in den Trinkwasserschutzgebieten, die rund 14 Prozent der Fläche der Bundesrepublik ausmachten, dazu beitragen, dass der Zielwert der Bundesregierung von 20 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche erreicht werden könne.
Spurenstoffe: Befundlage klar, Gesundheitsgefährdung oft unklar
Im Hinblick auf das Thema Spurenstoffe gibt der DVGW zu bedenken, dass in der EU derzeit rund 22.300 chemische Stoffe mit einer Produktionsmenge von mehr als einer Tonne pro Jahr registriert seien. Die Human- und Veterinärmedizin nutzt in Deutschland rund 3.000 verschiedene Wirkstoffe. Durch gesellschaftliche Entwicklungen wie dem demografischen Wandel steige der Pro-Kopf-Verbrauch von Arzneimitteln deutlich. Viele anthropogene Spurenstoffe seien heute sowohl im Oberflächenwasser als auch im Grundwasser nachweisbar, deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit noch nicht hinlänglich bewertet worden seien.
„Anthropogene Belastung führt zu industrieller Wasseraufbereitung“
Die Kunden der Versorger erwarteten ein Produkt Trinkwasser aus naturnaher Aufbereitung – die anthropogene Belastung werde aber langfristig zu einer industriellen Wasseraufbereitung führen. Dementsprechend fordere der DVGW, chemische Stoffe bereits im Rahmen der Registrierungs- und Zulassungsverfahren auch hinsichtlich ihrer Mobilität in der Umwelt und insbesondere im Wasserkreislauf prüfen zu lassen. Das Vorgehen in der Spurenstoffstrategie des Bundes und der weiteren Befassung mit den ausgewählten Spurenstoffen werde von allen Beteiligten als ein richtiger Schritt angesehen. Dabei gelte, dass sich die Wasserversorgung und die chemische Industrie konstruktiv in diesen Dialog einbringen und diesen aktiv begleiten, so der DVGW.