Um die Akzeptanz dafür zu erhöhen, sind nach Einschätzung der Studienautoren jedoch weitere Maßnahmen des Bundes und von Bundesländerseite notwendig. Weitere Schulungen in den Behörden zur Nutzung der bestehenden Dienste und Daten, eine Copernicus-Arbeitsgruppe Wasserwirtschaft, eine Plattform zum Wissensmanagement und Pilotprojekte zum Test von Arbeitsweisen und Produkten sollten zeitnah umgesetzt werden, um das große Potential auszuschöpfen, das Copernicus schon heute biete. Dass die Daten aus dem Erdbeobachtungssystem Copernicus noch nicht optimal genutzt werden, hatte Ende vergangenen Jahres auch die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD), erklärt.
Überlegungen auf nationaler und europäischer Ebene
Wie es in der Untersuchung heißt, finden sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene Überlegungen statt, wie Daten und Dienste aus dem europäischen Copernicus Programm für die Wasserwirtschaft besser genutzt werden können. In dem Sachverständigengutachten wird der Frage nachgegangen, inwieweit Copernicus einen Beitrag für das Hochwasserrisikomanagement sowie für die Berichterstattung zur Umsetzung der Hochwasserrisikomanagementrichtlinie leisten kann. Ein weiterer Fokus lag den Autoren zufolge auf der Untersuchung von Einsatzmöglichkeiten für eine bundeseinheitliche Schadenspotentialermittlung.
Arbeitsgruppe „Copernicus in der Wasserwirtschaft“ angeregt
Die Autoren empfehlen, eine Arbeitsgruppe „Copernicus in der Wasserwirtschaft“ zum länderübergreifenden Austausch einzurichten, die weiteren Entwicklungsbedarf in Bezug auf Daten identifizieren und kommunizieren könne. Die Initiative dazu könnte von der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) ausgehen. Des Weiteren wird empfohlen, zu Datenproduktwünschen, die die Bundesländer bereits geäußert hätten, Demonstrationsprojekte zur pilothaften Umsetzung dieser Produkte zu initiieren. Dies wäre eine einfache Möglichkeit, die Produkte zu testen.
Aspekte Schutz, Vorsorge sowie Wiederherstellung
In der Untersuchung werden die die Potentiale eines satellitenbasierten Monitorings von Maßnahmen sowie die Ermittlung von Schadenspotentialen anhand von drei Fallstudien dargestellt. Sie umfassen die Aspekte Schutz, Vorsorge sowie Wiederherstellung. Am Beispiel der Deichrückverlegung Lenzen habe gezeigt werden können, dass sich Hochwasserschutzmaßnahmen anhand von Satellitenbilddaten beobachten und kontrollieren lassen. Die Bildaufnahmen zeigten, dass das Konzept der Deichrückverlegung zu den erhofften Ergebnissen geführt habe.
Deichrückverlegung Lenzen: Aussagekräftige bildliche Darstellung
Die bildliche Darstellung der Ergebnisse sei sehr aussagekräftig und könne auch für die Öffentlichkeitsarbeit herangezogen werden. Obwohl die Arbeiten in Lenzen bereits abgeschlossen gewesen seien, bevor die ersten Sentinel-Satelliten gestartet waren, zeige es sich, dass selbst geringer aufgelöste Daten des US-amerikanischen Landsat-Systems für eine Untersuchung ausreichten. Die heute verfügbaren Sentinel-Bilddaten ermöglichten die Kontrolle der Maßnahmen in kurzen Zeitabständen und bei noch höherer räumlicher Auflösung. Die Copernicus Datenprodukte des Landbeobachtungsdienstes bildeten die damit einhergehenden Änderungen der Landbedeckung ab.
Detaillierte Analyse von Hochwasserereignissen möglich
Das Beispiel des Elbehochwassers 2013 zeige, dass Copernicus auch meteorologische Daten und Informationen z. B. zur Bodenfeuchte bereitstelle, die eine detaillierte Analyse und Dokumentation von Hochwasserereignissen ermöglichen, die über die reine Erfassung der Hochwasserfläche hinausgeht. Die vorliegende Ereignisdokumentation eignet sich auch sehr gut, um sowohl die Bevölkerung über Risiken aufzuklären, als auch Einsatzpläne für Rettungskräfte anzupassen, heißt es in dem Bericht.
Am Beispiel der Versiegelungsanalyse einer Flussaue und der Veränderungsanalyse über einen längeren Zeitraum sei dargestellt worden, dass verschiedene Copernicus-Datenprodukte erhältlich sind, die eine entsprechende Untersuchung ermöglichen. Jedes Datenprodukt zeigt den Autoren zufolge unterschiedliche Ergebnisse aufgrund unterschiedlicher Methoden der Datenverarbeitung: Für eine langfristige Analyse empfehle sich die Verwendung des Global Human Settlement Layer, und für eine Analyse von urbanen Räumen eigne sich der Urban Atlas.
Zahlreiche weitere Anwendungen zu evaluieren
Wie es in der Untersuchung weiter heißt, existieren viele weitere Anwendungsmöglichkeiten, die in Zusammenarbeit mit potentiellen Endnutzern identifiziert und evaluiert werden sollten. Sofern für deren Umsetzung keine Standardprodukte vorhanden seien, eigneten sich Pilotprojekte für eine testweise Umsetzung.