Die Ökosystemleistungen von Grünflächen für die Stadtgesellschaft seien Millionen wert, teilte das IÖW mit. Aber nicht immer werde auch nur annähernd so viel in den Ausbau und die Pflege investiert.
Städtische Grünflächen sind nicht nur wichtig als Erholungsort für Menschen, sondern tragen auch zur Kühlung während Hitzewellen bei und puffern Überflutungen bei Starkregen ab, betonte das IÖW. Damit helfen sie, die Folgen des Klimawandels in Städten zu lindern. Die Berliner Forscher hätten berechnet, welcher ökonomische Nutzen durch Klimaschutz, Starkregenrückhalt, Luftverbesserung und positive Gesundheitswirkungen durch mehr Grün in der Stadt zu erreichen wären.
„Stadtgrün steht vielerorts unter Druck, etwa seitens des Wohnungsbaus, der Verkehrsplanung oder der Wirtschaftsförderung. Dabei müssen sich die Städte klarmachen, welchen Wert die Ökosysteme ihnen erbringen. In Abwägungsprozessen in der Stadtplanung ist es dringend nötig, dass dies mehr beachtet wird“, sagte Projektleiterin Franziska Mohaupt vom IÖW anlässlich der Vorstellung der Studienergebnisse auf der Konferenz „Stadtgrün ist Mehrwert“ in Leipzig.
In dem Forschungsprojekt „Stadtgrün wertschätzen“ sei das Forschungsteam gemeinsam mit den vier Städten Augsburg, Karlsruhe, Leipzig und Nürnberg der Frage nachgegangen, wie das Opfern wertvoller Grünflächen – Kleingärten, Brachen oder anderer Freiflächen – in Prozessen der kommunalen Stadtplanung und bei Bauvorhaben gestoppt werden kann. Eine repräsentative Befragung des Projektes von über 2.500 Stadtbewohnern habe ergeben, dass sich die Menschen genau dies von ihren Städten wünschen. Demnach wollen sie mehr Grünflächen, mehr Straßenbäume und mehr Naturnähe, erklärte das IÖW. Das dreijährige Forschungsprojekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, wolle vor allem aufzeigen, wie die Kommunalpolitik urbanes Grün erhalten kann, und Grünflächenämter beim Grünflächenmanagement unterstützen.
Die vier Partnerstädte des Forschungsprojektes halten es für erforderlich, verbindliche Vorgaben für den Flächenumfang von Grün bei Neubauprojekten und in der quartiersbezogenen Freiraumversorgung zu verankern, berichtete das IÖW weiter. So könnte ein Grünflächenfaktor zum verpflichtenden und selbstverständlichen Bestandteil eines Bebauungsplans werden, ähnlich wie die Geschossflächen- oder Grundflächenzahl, schlagen die Forscher vor. Damit ein Grünanteil in möglichst vielen Bauvorhaben gesichert werden kann, bräuchten Kommunen darüber hinaus eine Freiflächengestaltungssatzung, wie etwa sie München hat. Nur mit möglichst verbindlichen Richtwerten werde sich das Stadtgrün in der Stadtentwicklung so entwickeln lassen, dass es langfristig zu einer hohen Lebensqualität beiträgt, so die Grünflächenexperten.