Herausforderungen an die Wasserwirtschaft können sich auf die Entgelte auswirken


Die Unternehmen müssten sich  bei ihrer strategischen Entwicklung Fragen der Qualität, der Demografie, des Infrastrukturerhalts, des veränderten Wassergebrauchs, aber auch dem Klimawandel, veränderten rechtliche n Rahmenbedingungen und dem Fachkräftemangel stellen.


Im Hinblick auf die von den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu zahlenden Entgelte bedürfe es einerseits einer Informationsstrategie, um dies für die Bevölkerung nachvollziehbar zu gestalten; andererseits sei aber auch eine politische Diskussion darüber erforderlich, wie und mit welchen Prioritäten eine verursachergerechte und nachhaltige Finanzierung gewährleistet werden könne.


Die Mittel für den Erhalt der Daseinsvorsorge dürften nicht durch immer neue Anforderungen an die Wasserver- und Abwasserentsorgung verbraucht werden. Benötigt werde eine integrierte Betrachtung aller politischen Initiativen unter Berücksichtigung der daraus entstehenden Folgekosten für die Bevölkerung. Dabei müsse ein verantwortungsvoller Umgang mit den Einnahmen aus Gebühren und Entgelten immer im Vordergrund der Betrachtungen stehen. Gemeinsames Ziel von Politik und kommunaler Wasserwirtschaft muss es daher sein, die mit dem Erhalt der Infrastrukturen verbundenen Herausforderungen noch stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Eine funktionierende und qualitativ hochwertige kommunale Wasserwirtschaft stelle die Basis der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland dar.


Investitionen in Höhe von  acht Milliarden Euro 


In Deutschland stehe der Bevölkerung Trinkwasser stets in hervorragender Qualität und ausreichender Menge zur Verfügung, und das Abwasser werde im Gegensatz zu vielen EU-Staaten zu fast 100 Pro­zent nach dem höchsten EU-Behandlungsstandard behandelt, heißt es in dem Branchenbild. Um zu gewährleisten, dass die Netze auch in Zukunft zuverlässig funktionieren, seien Jahr für Jahr enorme Investitionen erforderlich. Das deutsche Trinkwassernetz hat eine Gesamtlänge von etwa 540.000 Kilometer. Die öffentlichen Ab­wasserkanäle kommen insgesamt auf eine Länge von ca. 590.000 Kilometer. In beiden Infrastruktur­bereichen seien zuletzt jährlich etwa acht Milliarden Euro investiert worden. Für die Wasserversorgung nennt das Branchenbild für das Jahr 2018 Investitionen in Höhe von 2,9 Milliarden Euro gegenüber 2,7 Milliarden Euro im Jahr 2017.


Spurenstoffe: Vermeidung des Eintrags muss im Vordergrund stehen


Als Folge der modernen Industriegesellschaft und verfeinerter Analytik ließen sich vermehrt anthropogene Spurenstoffe und weitere Verunreinigungen wie z. B. Mikroplastik nachweisen. Zu deren Auswirkungen auf Menschen und Umwelt bestehe erheblicher Forschungsbedarf. Diese Her­ausforderung muss nach Auffassung der Wasserwirtschaft im Zusammenspiel von Verur­sachern, Nutzern und der Wasserwirtschaft gelöst werden. Beim Umgang mit Spurenstoffen müsse die Vermeidung des Eintrags an der unmittelbaren Quelle im Vordergrund stehen. Ist dies nicht mög­lich, muss entsprechend dem Verursacherprinzip gehandelt werden.


Der demografische Wandel, zunehmende Urbani­sierung und der Klimawandel stellten für die deut­sche Wasserversorgung ebenfalls große Herausforderungen dar. Sie seien beispielsweise mit deutlich erhöhten Spitzenfaktoren im Trinkwasser und Starkregener­eignissen im Abwasser und Hochwasserabflüssen in Gewässern verbunden. Diese Entwicklung führe zu einer weiteren Spreizung des Grund- und Spitzenbe­darfs und damit aufgrund der erforderlichen Maß­nahmen zu höheren Kosten.


Nutzungskonflikte im Rahmen der Energiewende und mit der Landwirtschaft


Nutzungskonflikte sieht die Wasserwirtschaft etwa im Hinblick auf die Energiewende – es gelte dabei, alle Schutzgüter zu berücksichti­gen, um tatsächlich dem Gedanken der inte­gralen Nachhaltigkeit gerecht werden zu können, und die Landwirtschaft. Der Energiepflanzen­anbau und die intensive Viehwirtschaft führten im Ergebnis in einigen Regionen zu hohen Stickstoff­freisetzungen und damit zu deutlichen Konflikten mit den Zielen des Gewässerschutzes, selbst in­nerhalb von Trinkwasserschutzgebieten, stellen die Autoren des Branchenbilds fest. Beobach­tet werde regional ein weiterhin ansteigender Trend der Nitratkonzentration im Grundwasser. Darüber hinaus stellten diffuse Phosphoreinträge aus der landwirtschaftlichen Bodennutzung und Befunde von Pflanzenschutzmitteln sowie deren Abbau- und Umwandlungsprodukten ein Problem für den Gewässerschutz dar. Durch die Intensivierung und Ausweitung der Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen würden zudem Wasserressourcen genutzt, die ökologisch wichtig seien oder die Trinkwasserversorgung sicherstellen. Der Klimawandel werde diesen Konflikt in Zukunft noch weiter verschärfen.


Das Branchenbild wurde erstellt von der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren (ATT), dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), dem Deutschen Bund der verbandlichen Wasserwirtschaft (DBVW), dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW), der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) sowie dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU).