Bundesprojekt „Intasaqua“ legt Fokus auf Erhaltung der Artenvielfalt im Fluss Nister


Mit dem Start der wissenschaftlichen Begleituntersuchung habe kürzlich die dritte Phase des Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens „Intasaqua“ begonnen, teilte das BfN mit. „Intasaqua“ stehe dabei für „Integrativer Artenschutz aquatischer Verantwortungsarten“.


Den Angaben zufolge führen die Universität Koblenz-Landau und die Technische Universität München im Projektgebiet, das in den Kreisen Altenkirchen und Westerwaldkreis liegt, von 2020 bis 2023 begleitend zu einer Gewässerrenaturierung wissenschaftliche Untersuchungen durch. In den Untersuchungen geht es um eine Erfolgskontrolle der seit Herbst 2019 laufenden Maßnahmen und die Entwicklung neuer Ideen für den Schutz aquatischer Arten, beispielsweise von Muscheln und Fischen, aber auch von Insekten, deren Larven im Wasser heranwachsen.


Unnatürlich hohe Ablagerungen von Feinmaterial


„Im Projektgebiet Intasaqua finden wir eine Situation vor, wie wir sie in ähnlicher Weise in vielen kleinen bis mittelgroßen Fließgewässern in Deutschland haben“, sagte BfN-Präsidentin Beate Jessel. Auf den Gewässersohlen gebe es häufig unnatürlich hohe Ablagerungen von Feinmaterial, die zur Abdichtung der Sohle führten. Zudem mangele es an geeigneten Gewässer- und Uferstrukturen. Arten, die am Gewässergrund ihren Lebens-, Rückzugs- und Entwicklungsraum haben, seien besonders betroffen. Deshalb sei dieses Projekt von bundesweiter Bedeutung für den Naturschutz. Es gehe darum, für die gesamte Lebensgemeinschaft der Wasserorganismen bessere Lebensbedingungen zu schaffen, betonte Jessel.


Da als Ursachen vielfältige Faktoren zusammenkämen, soll das im Projekttitel erwähnte integrative Vorgehen erprobt werden, hieß es weiter. Auf diese Weise sollen die Wechselwirkungen zwischen der Entwicklung der aquatischen Organismen und der Entwicklung des Gewässerumfelds analysiert und in die Renaturierung einbezogen werden. Die heutigen und früheren Nutzungen im Einzugsgebiet und an den Ufern der Nister würden ebenso in die Maßnahmenplanung integriert wie die Wirkung des Gewässerzustands auf den Artenschutz an Land.


Stakeholder können sich über Arbeitskreise einbringen


Gewässerbewirtschafter und Nutzer, aber auch interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich über Arbeitskreise mit Vorschlägen einbringen, erklärte das BfN. Hohe Feinmaterialeinträge aus dem Umland sollen nach Möglichkeit durch Nutzungsänderungen, zum Beispiel durch die Bepflanzung von Gewässerrandstreifen, vermindert werden. Drei heute nicht mehr funktionstüchtige Wiesenbewässerungsgräben werden wieder geöffnet und sollen zu Refugien für Jungmuscheln, Jungfische und empfindliche Wirbellose werden, kündigte die Behörde an. Der Wechsel zwischen schnell und langsam strömenden Bereichen, ein typisches Merkmal vieler Gewässer und wichtige Grundlage für eine hohe Vielfalt an Wasserorganismen, solle beispielsweise durch Steinschüttungen auch an der Nister wieder angeregt werden.


Entwicklung der Nister wird in den nächsten Jahren beobachtet und untersucht


Die laufenden Maßnahmen hatten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten nach einer Voruntersuchung gemeinsam mit dem Kreis Altenkirchen geplant, berichtete das BfN weiter. Der Kreis konnte damit im vergangenen Jahr mit der praktischen Umsetzung der Gewässerrenaturierung starten. Die Universitäten würden die Entwicklung der Nister in den nächsten Jahren beobachten und untersuchen. Als wichtige Indikatoren für den Erfolg der Maßnahmen im Gewässer nannte das BfN die Sedimentzusammensetzung, die Sauerstoffversorgung im Sediment, die Fischbesiedlung, die Artenzusammensetzung der aquatischen wirbellosen Tiere und der Algenaufwuchs auf der Gewässersohle. Zusätzlich gehe es um die Wirkung der Maßnahmen auf Insektenarten wie Eintagsfliegen, Steinfliegen, Zweiflügler und Köcherfliegen.


Darüber hinaus wird im Vorhaben eine neue Form der Erhaltungszucht für die Bachmuschel entwickelt, führte das BfN weiter aus. Ziel sei es, die noch vorhandenen Restbestände in der Nister zu vergrößern. In bestimmte Elemente der Untersuchungen würden auch interessierte Anwohnerinnen und Anwohner einbezogen. An der Nister sei geplant, die Wirkung der erhofften Zunahme von Wasserinsekten auf die Vogelfauna zu untersuchen und bei der Vogelbeobachtung auch interessierte Laien zu beteiligen, so die Behörde.