Bäche dieses Typs träten vor allem in den Kalksteingebieten der deutschen Mittelgebirge auf, zum Beispiel in der Schwäbischen und Fränkischen Alb. Einen guten ökologischen Zustand erreichten derzeit nur acht Prozent.
Eine spürbare Verbesserung des Zustands ist nur zu erzielen, wenn diesem Gewässertyp – wie allen Bächen und Flüssen – mehr Raum zur freien Entfaltung zugestanden wird, betonte das UBA. Zudem sollten weniger Stickstoff und Phosphat in diese Bäche gelangen. Dies ließe sich durch eine konsequentere Umsetzung des Gewässerschutzes und der EU-Wasserrahmenrichtlinie erreichen.
Steinige und kalkhaltige Mittelgebirgsbäche führen oft nur nach Regenfällen oder nach der Schneeschmelze Wasser, erklärte die Behörde. Klimatische Veränderungen der Niederschlagsmenge oder der Verdunstung könnten der Wasserführung dieses Bachtyps daher besonders stark zusetzen. Von Natur aus seien die Bäche von Ufergehölzen überschattet. Die Beschattung sorge im Hochsommer für eine natürliche Temperaturregulierung.
Bachbewohner stellen hohe Ansprüche an Sauerstoffgehalt
Sommerkühles Wasser kann mehr Sauerstoff aufnehmen, hieß es weiter. Die in den Bächen heimischen Tiere stellten daher hohe Ansprüche an den Sauerstoffgehalt. Typische Lebewesen dieses Gewässertyps seien die Elritze, die Masken-Köcherfliege und der Feuersalamander, gemeines Quellmoos und Blaualgen. Wimmelndes Leben sei in diesen Bächen jedoch selten geworden.
Aus angrenzenden Flächen gelangen Nährstoffe in die Bäche und können dort für ein übermäßiges Pflanzenwachstum und geringe Sauerstoffgehalte sorgen, benannte die Behörde konkrete Beeinträchtigungen des steinigen, kalkhaltigen Mittelgebirgsbachs. Mit einer intensiven, großmaschinellen Nutzung des Gewässerumfelds gingen die Begradigung des Bachlaufs und oft die Abholzung der Ufergehölze einher. Die fehlende Beschattung sorge für höhere Temperaturen im Sommer, die viele Gewässerorganismen der Mittelgebirgsbäche nur schlecht vertragen. All diese Veränderungen machten die ursprünglich vielfältige Gewässerstruktur eintönig. In der Fachwelt werde dies „strukturelle Degradation“ genannt.
Gewässer brauchen links und rechts mehr Platz
Der Zustand dieses Bachtyps sowie aller Flüsse und Bäche in Deutschland lasse sich verbessern, indem man ihnen links und rechts genügend Platz lässt, um ihre natürlichen Funktionen voll entfalten zu können, unterstrich das UBA. Davon profitiere nicht nur die Natur, sondern auch der Mensch in Zeiten zunehmender Wetterextreme. Hochwasserwellen könnten abgeschwächt werden, und in Niedrigwasserzeiten dienten bachbegleitende Auen als Wasserspeicher. Weniger nackte Einöde am Gewässer bedeute auch mehr Erholungswert. Das UBA empfiehlt deshalb Gewässerentwicklungsflächen dort verbindlich auszuweisen, wo Nutzungen nicht wesentlich beeinträchtigt werden.