THM entwickelt neues Verfahren zur Analyse hydraulischer Fehlverbindungen


Fehlerhafte Verbindungen in komplexen Trinkwassernetzen bergen unter anderem Gesundheitsrisiken, führt die Universität aus. In Kliniken sei es wiederholt dazu gekommen, dass Infektionserreger aus dem Kalt- ins Warmwassernetz gelangt sind, weil die beiden Netze nicht streng voneinander getrennt waren.


Kliniken und Pflegeheime anfällig für fehlerhafte Verbindungen


Auch Pflegeheime, Chemiebetriebe oder Hotels seien anfällig für fehlerhafte Installationen während der Bauphase oder bei Reparaturarbeiten. Kalkablagerungen und Korrosion nach längerer Betriebszeit können ebenfalls zu Problemen führen.


Aktuell gibt es laut THM zwei Varianten Fehlverbindungen zu prüfen: Bei der Einfärbemethode färbt man das Kaltwasser und prüft, ob sich Farbspuren im Warmwasser finden. Bei der Überlaufmethode wird die Warmwasserleitung zu einem Gebäude gekappt und anschließend untersucht, ob weiterhin Warmwasser abfließt, das dann aus dem Kaltwasser übertritt, erläutert die Universität. Beide Verfahren seien aufwändig, zeitraubend und teuer, weil der Normalbetrieb der Netze für mehrere Stunden oder Tage unterbrochen werden müsse und die Lokalisierung des Fehlers weitere Untersuchungen erfordert.


Drucksonden identifizieren Drucksignal-Muster


Bei der Lösung für das Aufspüren fehlerhafter Verbindungen, an der die THM und ihre Partner arbeiten, wird den Angaben zufolge eine „Impuls-Emissions-Einheit“ an das zu prüfende Leitungsnetz angeschlossen. Sie erzeuge im Kaltwassernetz Druckimpulse in charakteristischer zeitlicher Abfolge. Drucksonden, die im Kalt- und im Warmwassernetz installiert werden, könnten das durch die Impulse erzeugte Drucksignal-Muster identifizieren. Tauchen identische Muster in beiden Netzen gleichzeitig auf, sei eine Fehlverbindung nachgewiesen. Mit der neuen Methode dauert die Prüfung laut THM nur etwa zehn Minuten. Mit weiteren Messungen lasse sich die fehlerhafte Verbindung lokalisieren.


Aufgrund der erheblichen Vorteile gegenüber dem Stand der Technik sehen die Projektpartner gute Chancen, die neue Methode als Standardverfahren zu etablieren. Es könne unmittelbar bei der Abnahme von Installationen, aber auch im Schadensfall zur Begutachtung eingesetzt werden. Auch bei schon in Betrieb befindlichen Leitungsnetzen mit bakteriellen oder chemischen Verunreinigungen könnten Fachgutachter so schnell und sicher die Ursachen bewerten.


Das im Rahmen des „Zentralen Innovationsprogramms für den Mittelstand“ geförderte Forschungsvorhaben hat den Angaben zufolge eine Laufzeit von zwei Jahren. Projektleiter an der THM ist Hans-Martin Seipp, Professor für Technische Gebäudeausrüstung am Gießener Fachbereich Life Science Engineering.