BAW: Erste Modellprojekte von Blaues Band Deutschland befinden sich in der Umsetzung


Die Förderung von Renaturierungsmaßnahmen an Wasserstraßen und in deren Auen ist das Ziel des von der Bundesregierung bereits im Jahr 2017 initiierten Programms, in dessen Rahmen derzeit von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) mehrere Modellprojekte an Rhein und Weser umgesetzt werden. Die BAW unterstützt diese Projekte mit ihrer Expertise und leistet damit einen Beitrag für die ökologische Entwicklung an Wasserstraßen.


Das Monsterloch bei Speyer

Ein Modellprojekt ist das Monsterloch bei Speyer. In dem gegenüber der Stadt Speyer gelegenen Naturschutzgebiet „Hockenheimer Rheinbogen“ befindet sich der in den 1970er-Jahren entstandene Baggersee „Monsterloch“, wo es in den letzten Jahren in Folge von Sauerstoffmangel immer wieder zu einem größeren Fischsterben gekommen war. Hier entwickelte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Oberrhein im Kontext des Programms eine Ideenskizze. Demnach sollen auf rund 5 km Länge (Rhein-km 397,5 bis 403,0) Nebengerinne wieder durchgängig an den Rhein angeschlossen sowie Ein- und Auslaufbedingungen verbessert werden, heißt es in dem Jahresbericht der BAW.

Es soll eine bessere Durchströmung und in Folge eine bessere Sauerstoffversorgung des Monsterlochs, insbesondere während Niedrigwasserphasen im Sommer und Herbst, erreicht werden. Darüber hinaus sollen Fische das Monsterloch bei Bedarf verlassen können Die Rolle der BAW beim Modellprojekt Monsterloch besteht darin, anhand von hydraulischen, morphologischen und geotechnischen Untersuchungen sowohl die Erreichung der ökologischen Ziele zu unterstützen, wie auch sicherzustellen, dass signifikante negative Auswirkungen auf Hochwasserschutz und Schifffahrt vermieden werden. 

Wesentlich für fundierte Untersuchungen sei eine ausreichende Datengrundlage. Hierzu wurden umfangreich Daten zu Vorlandhöhen, Fließgeschwindigkeiten, Wasserständen sowie Sohl- und Untergrundsubstrat aufgenommen.


Uferrenaturierung Kühkopf-Knoblochsaue

Hessens größtes Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue liegt westlich von Darmstadt und grenzt an den Rhein. Im Rahmen des Modellprojekts „Kühkopf-Knoblochsaue“ (Rhein-km 474,0 bis 476,5) wurde das Uferdeckwerk am rechten Ufer oberhalb und teilweise unterhalb des mittleren Wasserstands entfernt, so die BAW in dem Bericht. Darüber hinaus wurden zur Etablierung einer Weichholzaue Hybridpappeln entnommen und ein Uferweg verlegt. Neben der Entwicklung der Weichholzaue ist das Ziel dieser Maßnahme die Schaffung neuer Lebensräume durch eine eigendynamische Entwicklung des Ufers.

Anlass zur besonderen Vorsicht gab der Fund von Munitionsresten während einer Begehung. Wesentliche Aufgabe der BAW in diesem Projekt war es, das WSA Oberrhein hinsichtlich geotechnischer Fragestellungen zur Uferstabilität zu beraten. Da die Strecke, ins besondere aufgrund unterschiedlicher Abstände der Fahrrinne zum Ufer, unterschiedlichen Belastungen unterworfen ist, musste die Frage nach Umfang und Art einer gegebenenfalls erforderlichen Ufersicherung beantwortet werden. Dabei kam die durch die BAW entwickelte Software GBBSoft+ zum Einsatz, mit der sich neben Schüttsteindeckwerken auch technisch-biologische Ufersicherungen, d. h. Ufersicherungen mit Pflanzen, dimensionieren lassen.


Uferrenaturierung Laubenheim

Das Modellprojekt „Uferrenaturierung Laubenheim“ befindet sich im Bereich südlich von Mainz zwischen Rhein-km 490,6 und 492,5 und konnte laut dem Bericht im Jahr 2019 erfolgreich umgesetzt werden. Das Projektgebiet ist dabei in zwei Teilgebiete unterteilt. Im südlichen Bereich wurde das Uferdeckwerk überwiegend entfernt. Im nördlichen Teil umfasst die Maßnahme neben der Beseitigung von Einrichtungen eines ehemaligen Campingplatzes die Verlegung eines Betriebswegs. In der Folge soll das Areal in Kooperation mit der Stadt Mainz als Naherholungsgebiet umgestaltet werden.

Aufgabe der BAW war es, analog zu dem zuvor genannten Projekt Kühkopf-Knoblochsaue, den Rückbau des Uferdeckwerks zwischen Rhein-km 491,6 bis km 492,5 fachwissenschaftlich zu begleiten. Auch hier ging es um die Frage der Umsetzbarkeit einer vollständigen Uferentsteinung, um positive ökologische Effekte einer freien Gleituferentwicklung zu ermöglichen. In Bereichen mit größeren schiffsinduzierten Belastungen und Anforderungen an ein stabiles Ufer wurde die Machbarkeit technischbiologischer Ufersicherungen geprüft. Nach den entsprechenden Untersuchungen und Berechnungen der BAW kann das Ufer mit begrünten Steinschüttungen ausreichend gesichert und gleichzeitig ökologisch aufgewertet werden.


Ufer- und Vorlandaufwertungen Weserschleifen

Das Projekt Weserschleifen im Bereich des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes im niedersächsischen Verden besteht aus vier Teilprojekten, von denen zwei (Schlüsselburg, Weser-km 236,8 bis 238,0 und Jössen, Weser-km 217,3 bis 218,7) bereits umgesetzt sind. Da die Teilprojekte Grube Baltus (Weser-km 223,2 bis 224,5) und Windheimer Marsch (Weser-km 219,05 bis 220,75) im Vorlandbereich liegen, unterliegen sie dem Landesrecht und konnten bisher nur planerisch bearbeitet werden und wurden demnach noch nicht umgesetzt, berichtet die BAW.