Wie die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) mitteilte, wird das Projekt vom Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) und vom Bundesumweltministerium (BMU) über den Waldklimafonds gefördert. Es könnte eine Maßnahme mit Modellcharakter im Klimawandel sein, da es für Waldflächen bislang kaum Erfahrungen mit solchen Bewässerungsverfahren gebe.
Eine unglückliche Grundwasserbeeinflussung hat dazu geführt, dass feuchte Eichen-Mischwälder im Hessischen Ried im Rhein-Main-Dreieck durch Trockenheit bedroht sind, skizzierte die FNR die Ausgangslage. Die Dürreperioden der vergangenen Jahre hätten die Situation verschärft. Eine diskutierte Grundwasseranhebung könnte Rettung bringen, sei aber aufwendig und umstritten.
Das nun zu testende alternative Verfahren sieht die Zuleitung von Oberflächenwasser über ein oberirdisches Rohrsystem vor, um schnelle Abhilfe zu leisten, so die FNR. Bewässert werden soll ein über 100-jähriger Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald im Stadtwald Gernsheim, der an den Folgen der Grundwasserabsenkung leidet. Es handele sich um schutzwürdigen Lebensraum für zahlreiche Insekten und Vogelarten, der unabhängig von einer möglichen Grundwasseraufspiegelung schneller Hilfe bedürfe.
Monitoringsystem soll Bodenwasserverfügbarkeit und Reaktion der Bäume messen
Über den Waldklimafonds wird der Testbetrieb eines Systems zur Steuerung und Überwachung einer diskontinuierlichen Oberflächenbewässerung gefördert, hieß es weiter. Hierfür werde ein Monitoringsystem aufgebaut, mit dem die Bodenwasserverfügbarkeit sowie die Reaktionen der Bäume darauf kontinuierlich gemessen werden. Es soll so konzipiert werden, dass es über die Projektlaufzeit hinaus zur Überwachung eingesetzt werden kann. Mittels einer gekoppelten Simulation von Wasserhaushalt und Waldwachstum könnten die Befunde räumlich und zeitlich extrapoliert und auf vergleichbare Eichen-Hainbuchen-Mischbestände im Hessischen Ried übertragen sowie für ausgewählte Klima- und Bewirtschaftungsszenarien in die Zukunft projiziert werden, stellte die FNR in Aussicht.
Zum Hintergrund erklärte die FNR, dass zahlreiche Waldbestände im Hessischen Ried seit Jahrzehnten erhebliche Vitalitätsdefizite aufweisen. Ein maßgeblicher Faktor hierfür sei der im Zuge der Wassergewinnung verloren gegangene Grundwasseranschluss, der bis Ende der 1960er Jahre großflächig vorhanden war und in Trockenjahren die Wasserversorgung der Bäume gewährleistet hat. Durch den Klimawandel werde die Häufigkeit und Intensität von Trockenphasen zunehmen. Eine Bewässerung mit an der Bodenoberfläche installierten Verteilungssystemen sei eine diskutierte Option zur Steigerung der Anpassungsfähigkeit der Wälder an den Klimawandel und damit zur Sicherung der Ökosystemleistungen im Hessischen Ried.