Derzeit werde das Ziel eines 20-prozentigen Anteils an der gesamten Landwirtschaft noch weit verfehlt. Wichtiger Ansatzpunkt für weniger Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft wäre nach Auffassung der Behörde auch ein geringerer Fleischkonsum. Seit 2008 werde der Grenzwert für Nitrat von 50 Milligramm pro Liter jedes Jahr an etwa jeder sechsten Messstelle überschritten: Der Anteil der Messstellen, die den Grenzwert überschreiten, liege seitdem zwischen 16 und 19 Prozent. Auch der Anteil der Messstellen mit einem erhöhten Nitrat-Gehalt über 25 mg/l stagniere seit 2008 bei 33 bis 38 Prozent.
Grund ist vor allem die immer noch zu hohe Nährstoffbelastung der Gewässer, vor allem verursacht durch die Landwirtschaft. In welchem Umfang die seit Mai 2020 geltende neue Düngeverordnung die Belastung verringern werde, wird sich dem UBA zufolge sich im Rahmen des vorgesehenen Wirkungsmonitorings zeigen.
Ziel der WRRL bei Fließgewässern weit verfehlt
Im Themenfeld Wasser zeigt der Umweltmonitor in allen drei behandelten Indikatoren – neben Nitrat im Grundwasser die Indikatoren Ökologischer Zustand der Flüsse und Kunststoffmüll in der Nordsee - „rot“ an. Nur sieben Prozent der Flüsse Deutschlands seien in einem mindestens guten ökologischen Zustand, das Ziel der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) werde damit weit verfehlt. Laut europäischer Wasserrahmenrichtlinie sollten bis zum Jahr 2015 mit Fristverlängerung bis 2027 alle Flüsse mindestens in einem guten ökologischen Zustand oder Potenzial sein, erläutert das UBA. Die Zeit bis 2027 muss nach Auffassung des Umweltbundesamts genutzt werden, die anspruchsvollen Ziele zu erreichen, und die bereits ergriffenen Maßnahmen benötigten mehr Zeit, um zu wirken. Zudem seien weitere Maßnahmen erforderlich.
Artengemeinschaften in den Gewässern gestört
Als wichtigsten Grund für die Situation sieht das UBA gestörte Artengemeinschaften in den Gewässern an, die Zeit benötigten, um sich zu erholen - der ökologische Zustand eines Flusses wird im Wesentlichen auf Basis des Vorkommens verschiedener Arten bestimmt. Dies sei zunächst unterschätzt worden. Allerdings sei der Anteil der Fließgewässer in schlechtem und unbefriedigendem Zustand zwischen 2010 und 2015 zurückgegangen – von 24,4 auf 19,9 bzw. 35,9 auf 34,4 Prozent. Gleichzeitig sei der Anteil der Fließgewässer mit mäßigem ökologischen Zustand von 29,1 auf 36,2 Prozent deutlich angestiegen und der Anteil der Fließgewässer in gutem und sehr gutem Zustand von 7,8 auf 6,7 Prozent zurückgegangen.
Insgesamt zeichnet der „Umweltmonitor 2020“ ein gemischtes Bild zum Zustand der Umwelt in Deutschland in zehn zentrale Themenfelder von Klima, Wasser, Luft bis hin zu Flächenverbrauch und Lärm mit jeweils drei Schlüsselindikatoren. Habe es bei der Luftqualität oder den Treibhausgasen zuletzt Verbesserungen gegeben, stünden andere Indikatoren schlecht da. „Kurzfristige Verbesserungen wie zum Beispiel gesunkene Treibhausgasemissionen dürfen nicht vergessen lassen, dass es noch erheblichen Handlungsbedarf im Umweltschutz gibt, zum Beispiel beim Zustand der Gewässer“, sagte UBA-Präsident Dirk Messner.