DNR und BDEW fordern neue Strategien für die Hochwasser- und Gewässerschutzpolitik


Zu diesem Zweck seien vorhandene Drainagen und Entwässerungsgräben möglichst zurückzubauen und die Flüsse wieder mit den Auenflächen zu verbinden. Moore und Wälder könnten den Wasserrückhalt in der Landschaft sowie das Wasserdargebot für Dürreperioden deutlich verbessern. Durch einen veränderten Anbau und stärkere Wasserhaltung in der Fläche kann bei anhaltender Trockenheit ein Entwässern des Bodens verhindert und der Nährstoffeintrag ins Gewässer verringert werden. Zu diesem Zweck sind vorhandene Drainagen und Entwässerungsgräben - wo möglich - zurückzubauen bzw. zu schließen und keine neuen Drainagen mehr zu genehmigen.


Flüsse wieder mit den Auenflächen verbinden


Es gelte, den Flüssen mehr Raum zu geben. Nur ein Drittel der ehemaligen Überschwemmungsflächen könnten heute an Flüssen als Retentionsflächen bei Hochwässern geflutet werden. Dadurch hat sich die Abflussgeschwindigkeit bei vielen Flüssen beschleunigt, massive Hochwasserwellen seien die Folge. Um dies zu verhindern, müssten die Flüsse wieder mit den Auenflächen verbunden und die Auen als natürliche Rückhalteräume genutzt werden.


Eine naturnahe, lebendige Aue nimmt in Hochwasserperioden Wasser wie ein Schwamm auf und gibt es bei niedrigeren Wasserständen langsam an den Fluss zurück.  Durch die Wiedervernetzung der Flüsse mit der Flussaue werde im Fall eines Hochwassers mit Überflutungen der Eintrag von Nähr- und Schadstoffen in nachfolgende Gewässer gesenkt. Daher ist es auch entscheidend, Vorgaben wie etwa die Einhaltung von Gewässerrandstreifen konsequent umzusetzen. 


Regenwassermanagement stärken


Eine nachhaltige Gewässerschutzpolitik muss nach Auffassung von BDEW und DNR die Möglichkeiten verbessern, Wasserressourcen vor Ort zu erneuern. Dies bedeute, Versickerungsmöglichkeiten und eine Grundwasserneubildung zu ermöglichen sowie die Bildung von abflusswirksamem Niederschlag zu reduzieren. Notwendig sei ein interdisziplinärer Ansatz, der z.B. bauliche Maßnahmen mit dem Gewässerschutz verbinde. Eine „Wasserhaltung“ vor Ort trage im Klimawandel zur Kühlung von Städten und Regionen bei. Durch die Anlage von Flutrinnen, Retentionsräumen oder durch eine multifunktionale Flächennutzung könnten die Auswirkungen von Starkregenereignissen im urbanen Raum zudem wesentlich abgemildert werden.


Flächenversiegelung stoppen


Gerade in urbanen Räumen seien viele Flächen versiegelt, was dazu führe, dass Wasser nicht im Boden versickern kann. Dies habe zunehmende Trockenheit und Hitze in den Städten zur Folge. Das Ziel der Bundesregierung, die Versiegelungsrate auf maximal 30 ha/Tag zu reduzieren, sei bis heute nicht erreicht und müsse mit zusätzlichen Maßnahmen für einen Netto-Null-Flächenverbrauch unterlegt werden, fordern DNR und BDEW.


Hochwasserrisiken durch Kartierung transparent machen


Die jüngsten Ereignisse zeigen nach Auffassung der beiden Organisationen, dass eine Hochwasserrisikokartierung nach der EU-Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie auch an kleinen Gewässern erforderlich sei. Eine vollständige Umsetzung der 2007 verabschiedeten EU-Richtlinie sowie die Umsetzung der vorzulegenden Hochwassermanagementpläne seien zum Schutz von Bevölkerung und Umwelt dringend erforderlich. Maßnahmen zur Verbesserung des Versickerungs- und Wasserrückhaltevermögens von Böden wie auch die Festlegung von Überflutungsgebieten seien Bestandteil der Hochwassermanagementpläne. Für die Hochwasseranalyse und -vorhersage seien finanzielle Mittel bereitzustellen.


Gefahrgüter und Schadstoffquellen in Hochwasserrisikogebieten beschleunigt austauschen


Nach Überzeugung von DNR und BDEW müssten des Weiteren Gefahrgüter und Schadstoffquellen wie Ölheizungen in Hochwasserrisikogebieten beschleunigt ausgetauscht und Hochwasserrisikokartierungen auch an kleinen Gewässern vorgenommen werden. „Eine vollständige Umsetzung der entsprechenden EU-Richtlinie unter Einbeziehung der vorzulegenden Hochwassermanagementpläne ist zum Schutz von Bevölkerung und Umwelt dringend erforderlich“, sagte Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser.   


Nationale Wasserstrategie ergänzen


Angesichts der Hochwasserkatastrophe sei darüber hinaus die Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung zu überprüfen und um konkrete Maßnahmen zum Hochwasserschutz zu ergänzen. Dazu zähle auch die Durchführung von Sensibilisierungskampagnen zum Schutz vor Hochwasser sowie die Einrichtung von Regenwasseragenturen, um Länder und Kommunen bei der Umsetzung einer nachhaltigen Wasserstrategie zu unterstützen. Notwendig sei jetzt eine gemeinsame Initiative von Bund und Ländern, um die Hochwasser- und Gewässerschutzpolitik fit zu machen für die Herausforderungen zunehmender Extremwetterereignisse, so die Einschätzung der beiden Organisationen.