Darüber hinaus würden praktische Lösungen für die Verbindung des Druckliners an das Trinkwassernetz sowie zur Herstellung von Anschlüssen gezeigt. Das Merkblatt soll Versorger und Ingenieurbüros bei Planung, Ausschreibung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen unterstützen.
Das vor Ort härtende Schlauchlining habe Vorteile, erklärte der RSV und nannte in diesem Zusammenhang überschaubare Kosten, geringe Verkehrsbeeinträchtigungen und die Sanierung von entlegenen Stellen. Hiervon profitierten bislang jedoch vorwiegend die Betreiber von Abwasser-Kanalisationsnetzen. Dass es auch für Trinkwasserleitungen erprobte Systeme gibt, sei in Deutschland hingegen wenig bekannt. Mehrere Hersteller von vor Ort härtenden Methoden hätten ihre Systeme in umfangreichen Nachweisverfahren auf ihre Trinkwassereignung prüfen lassen, sodass diese vom Markt akzeptiert werden könnten.
„Die Normgrundlage an die Systeme ist vorhanden“, sagte Susanne Leddig-Bahls, Obfrau des RSV-Arbeitskreises 1.3 zur Sanierung von Trinkwasserleitungen. Mit der DIN EN ISO 11298-4 seien Schlauchliner bereits normativ geregelt, ebenso seien Gewebeschlauchverfahren seit Jahrzehnten nach DVGW GW 327, W 330 im Einsatz. „Was bisher fehlte, ist ein Leitfaden, der die konkreten Anforderungen, Einsatzbedingungen, Materialien und Einbauprozesse beschreibt“, so Leddig-Bahls. Auftraggeber und Ingenieurbüros wünschten sich außerdem Hilfestellung bei der Planung, Ausschreibung und Überwachung bis hin zur Abnahme. Das alles sei in dem Merkblatt zusammengefasst.
Der aus Mitarbeitern von Unternehmen, Netzbetreibern, Ingenieurbüros und Hygiene-Experten bestehende Arbeitskreis hat das Merkblatt rund zwei Jahre lang erarbeitet. Er beschäftigt sich laut RSV auch mit den Einsatzgrenzen und Vorbehalten gegenüber Sanierungsverfahren, wie etwa der Frage nach der Prozesskontrolle vor Ort. „Wir können die Bedingungen kontrollieren und die Härtung zuverlässig nachweisen, sodass kein Netzbetreiber Sorge haben muss, dass die Qualität eines Endproduktes der einer Fertigung im Werk nachsteht“, betonte Leddig-Bahls.
Die Besonderheit der Renovierung mit Schlauchlinern gegenüber grabenden Erneuerungsverfahren besteht darin, dass unter der Erde ein neues Rohr entsteht, ohne die Altrohrleitung aufwändig auszugraben, führte der RSV weiter aus. Zwei Technikfamilien stünden im Trinkwasserbereich zur Verfügung - entweder das vor Ort härtende Schlauchlining oder das Schlauchlining mit rückseitiger Verklebung. Anders als bei Reparaturverfahren könnten Schlauchliner prinzipiell eine Nutzungsdauer von 50 Jahren und mehr erreichen. „Der Schlauchliner punktet vor allem bei der Flexibilität“, sagte Leddig-Bahls. „Es werden Leitungen sanierbar, an die man vorher gar nicht rangekommen ist. Da es sich um muffenlose, durchgängige Linerrohre handelt, die eng am Altrohr anliegen, ist zudem die hydraulische Leistungsfähigkeit vielen Systemen überlegen.“
„Der Transport von Trinkwasser ist ein sensibles Thema, umso wichtiger ist es, dass wir eine gute technische Beschreibung bieten, die das Vertrauen für die Technologie der Leitungssanierung schafft“, betonte auch Andreas Haacker, Vorsitzender des RSV. Den hygienischen Anforderungen sei im Arbeitsblatt ein ganzes Kapitel gewidmet. Sämtliche Stoffe müssten für die Trinkwasseranwendung freigegeben sein und so eingesetzt werden, dass sie den strengen Anforderungen der Trinkwasserverordnung entsprechen. Die neuen Leitlinien des Umweltbundesamtes zur Bewertung von Materialien in Kontakt mit Trinkwasser würden im Merkblatt ebenfalls berücksichtigt.
Ein weiterer sensibler Punkt sei die Überwachung der Reaktionsprozesse auf der Baustelle. „Wir härten vor Ort. Wie weisen wir nach, dass die Härtung so erfolgt ist, wie dies in der Zulassung gefordert ist? Hier haben wir in Zusammenarbeit mit zwei Prüflaboren und dem Hygieneinstitut konkrete Vorgaben erarbeitet, die im Merkblatt niedergelegt sind“, erklärte Leddig-Bahls.
Das Merkblatt finden Sie hier.