Sedimentbohrkerne aus Eifelmaaren weisen auf mehr Starkregenereignisse in Warmzeiten hin


Insbesondere an den Sedimenten des Trockenmaars von Auel konnten die Forschenden nachvollziehen, dass Änderungen des nordatlantischen Strömungssystems, zu dem auch der Golfstrom gehört, das Klima in Mitteleuropa unmittelbar beeinflusst haben. „Die Daten der Sedimentbohrkerne aus den Eifelmaaren zeigen dabei, dass es in wärmeren Phasen stärkere Klimaschwankungen mit mehr Variabilität in der Temperatur und der Niederschlagsmenge sowie mehr Extremereignisse gab“, so Prof. Frank Sirocko von der Johannes-Gutenberg-Universität, der an der Studie maßgeblich beteiligt war.


An den Sedimenten lasen die Forschenden in den Warmzeiten kurze Phasen von wenigen Dekaden zusätzlicher Erwärmung und sogar Jahre mit extremen Klima- und Wetterereignissen wie Starkregen ab, der alle 20 bis 150 Jahren auftrat. In den Eiszeiten war das Klima dagegen deutlich stabiler. „Die Sedimentbohrkerne sind so gut geschichtet, dass wir daran nahezu jedes Jahr klimatisch ablesen können, da sich zum Beispiel in Auel pro Jahr etwa zwei Millimeter Sediment ablagerten“, erklärt Sirocko. Sein Team bestimmte Schicht für Schicht den organischen Kohlenstoffgehalt, während die Forschenden des Max-Planck-Instituts für Chemie die Konzentrationen von Silizium und Aluminium analysierten, aus denen sie auf die Menge der Kieselalgen im Wasser schließen können.


Besonders dicke Sedimentschichten bei Hochwasser

Die Besonderheit der Eifelmaare liegt nach Angaben der Wissenschaftler darin, dass sich Sedimente in der sauerstofffreien Tiefe der Seebecken ungestört ablagern konnten. Durch diese einzigartigen Bedingungen erhielten sich die Jahresschichten, aus denen sich Klima, Umwelt, Fauna, Flora und vulkanische Aktivität der Eifel sehr genau rekonstruieren lassen. In Warmzeiten sei dabei sogar ähnlich wie bei den Jahresringen eines Baumes der Gang der Jahreszeiten in den Schichten zu erkennen. Bei Hochwasserereignissen während dieser Phasen bildeten sich zudem besonders dicke Sedimentschichten; sie können mehrere Millimeter bis wenige Zentimeter umfassen. In Kaltzeiten seien die Schichten dagegen sehr dünn und kaum sichtbar, auch die jahreszeitlichen Schwankungen seien in ihnen nicht zu erkennen.


Sorgfältige Planung von Siedlungen und Infrastruktur

„Was wir für das Klima der Eifel rekonstruiert haben, bestätigt eine häufige Beobachtung in die Klimageschichte der letzten Jahrtausende anderer Regionen der Erde, gerade der Tropen und Subtropen: Die Häufigkeit und die Intensität von Klima- und Wetterextremen nahm in wärmeren Phasen zu. Extreme traten nicht mehr nur alle hundert Jahre, sondern in viel kürzeren Abständen auf“, meint Gerald Haug, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie und Mitautor der Studie. Die beobachteten unterschiedlichen Klimabedingungen in Eis- und Warmzeiten lieferten auch einen weiteren Beleg dafür, dass die menschgemachte Erwärmung zu mehr und intensiveren Klima- und Wetterextremen führen wird. „Deshalb sollte man in den besonders gefährdeten Regionen wie etwa der Eifel sorgfältig abwägen, wie Siedlungen und Infrastruktur wie Straßen oder Leitungsnetzen geplant werden“, so Haug.