Uni Potsdam: Historische Hochwasser sollten systematisch aufgearbeitet werden


Extremereignisse seien nicht beispiellos, so die Forschenden aus Potsdam in ihrem Statement. Das besonders stark betroffene Ahrtal sei etwa bereits am 21. Juli 1804 von einem Hochwasser heimgesucht worden, dessen Schilderungen – mit zahlreichen Todesopfer, zerstörten Häusern und Brücken – denen aus diesem Jahr ähnelten. Für die Erstellung von Gefahren- und Risikokarten würde jedoch nur die Hochwasserstatistik herangezogen, die auf korrekten Daten der Abflüsse beruhen, und diese reichten in diesem Fall beispielsweise nicht weiter als 70 Jahre zurück. Dadurch fehlten gerade bei derart seltenen Vorkommnissen wichtige Informationen früherer Ereignisse, so die Potsdamer Forschenden.


Insgesamt deute sich für die Ahr an, dass die historischen Hochwasser nicht hinreichend bei der Extremwertstatistik und bei der Erstellung von Hochwassergefahrenkarten berücksichtigt worden seien und dass Sommerhochwasser anders generiert werden könnten als Winterhochwasser und zwar seltener, aber höher ausfielen, so die Autorinnen und Autoren der Stellungnahme.


Aussagekraft der Gefahren- und Risikokarten verbessern


Historische Extremwetterereignisse zu berücksichtigen, könnte nach Auffassung der Forschenden der Uni Potsdam dazu beitragen, die Aussagekraft der Gefahren- und Risikokarten zu verbessern. Außerdem seien sie nicht zuletzt hilfreiche Instrumente bei der Kommunikation von Gefahren und Risiken. So könnten Verweise auf historische Hochwasser als „Kontextualisierungen und Ankerbeispiele“ dienen, um Warninformationen besser einzuordnen.


Zudem betonten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass die verschiedenen Faktoren die in ihrer Gesamtheit zu solch extremen Ereignissen wie dem vom Juli 2021 führten, inklusive der Schäden, intensiv wissenschaftlich untersucht werden müssten. Zum einen seien solche Ereignisse per Definition extrem selten und würden durch andere oder zusätzliche Prozesse verursacht als häufiger auftretende Hochwasser. Dies besser zu verstehen, sei essenziell, um die Gesellschaft widerstandsfähiger gegenüber solchen Naturgefahren zu machen. Zum anderen zeige schon eine vorläufige Analyse, dass für ein besseres Risikomanagement ein weiter zurückgehender Blick in die Geschichte wichtig sei.