„Hochwasser im Ahrtal hat es schon immer gegeben, aber die rezente Flutkatastrophe schlägt alles, was wir aus den Geschichtsbüchern kennen“, zitiert ihn die Universität in einer Mitteilung. Neben den geologischen und morphologischen Gegebenheiten der von engen Kerbtälern durchzogenen Landschaft habe auch der menschliche Einfluss zum Ausmaß der jüngsten Hochwasserkatastrophe beigetragen.
Besiedlung, Versieglung, Flurbereinigung und Flussbegradigungen hätten die extremen Folgen des regionalen Starkregens begünstigt, urteilt der Wissenschaftler, der sich mit der landschaftlichen Historie des Ahrtals intensiv beschäftigt hat. Zugleich fehlten technische und bauliche Schutzmaßnahmen, wie sie heute in anderen Regionen – beispielsweise im Harz – üblich sind. „Den Bau von Regenwasserrückhaltebecken im Bereich der Nebenbäche hatte man im Ahrtal schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts geplant, hat sich dann aber entschlossen, stattdessen den Nürburgring zu bauen, um die regionale Wirtschaft zu stärken“, so Büchs.
Nun, 100 Jahre später, zeige sich, dass Renaturierung und Wiederbewaldung – eigentlich die ökologisch verträglicheren Formen des Hochwasserschutzes – in diesem speziellen Umfeld nicht ausreichten, teilte die Universität Hildesheim weiter mit. Der Biologe habe daher das Fazit gezogen, dass ein Wiederaufbau und womöglich gar Ausbau der Besiedlung der Talsohlen im Ahrtal ohne gleichzeitige bauliche Maßnahmen zum Hochwasserschutz hochgradig riskant ist. Auch in anderen Regionen in Deutschland müssten Bauvorhaben in Tälern und Flussniederungen vor dem Hintergrund des Klimawandels künftig anders bewertet werden. „Wir müssen uns darauf einstellen, bestimmte Siedlungsstandorte in Deutschland aufzugeben“, machte Büchs deutlich.