WVER: Hochwasserkatastrophe erfordert bessere Schutzstrukturen und neue Ideen


Nietan habe zugesagt, Anregungen aus der Fachwelt in die politischen Fachgremien einzuspeisen, teilte der Verband mit. Die Politik sei auf den Input der Fachleute und deren Vorschläge angewiesen, so Nietan.


Die Hochwasserereignisse von Mitte Juli haben auch den WVER getroffen, berichtete Reichert. Vor allem seien an Ufermauern und -böschungen der Verbandsgewässer Schäden in dreistelliger Millionenhöhe entstanden. Einige Verbandskläranlagen seien komplett überspült worden und über Tage hinweg ausgefallen. Inzwischen seien alle betroffenen Kläranlagen und Sonderbauwerke des Verbands wieder in Betrieb. Zudem hätten die Talsperren ihre Schutzfunktion erfüllt und noch Schlimmeres verhindert. Dies gelte besonders für die Rurtalsperre, die trotz ihres moderaten Überlaufs den Zufluss ins Talsperrensystem um ein Vielfaches gedrosselt habe, so Reichert.


Der WVER-Vorstand skizzierte bei dem Treffen auch Verbesserungen, die der Verband im Einzugsgebiet der Rur anstrebt. Dazu gehöre ein wesentlich dichteres Netz von Messsensoren, die verbesserte Informationen über Umfang und Geschwindigkeit steigender Wasserstände sowie Prognosen über die weitere Entwicklung liefern könnten. Das Ziel sei ein Hochwasserinformations- und -managementsystem für das WVER-Gebiet, mit dessen Hilfe die Arbeit der Krisenstäbe unterstützt und die Verbandsmitglieder sowie auch die Öffentlichkeit informiert und gewarnt werden könnten. Hier sieht Reichert ein wichtiges Betätigungsfeld für den Wasserverband, auch wenn dies derzeit noch nicht zu den genuinen Verbandsaufgaben gehöre.


Ebenso spricht sich Reichert für ein breites Bündnis zwischen Wasserverband und Fachexperten, wie z. B. dem Institut für Wasserbau der RWTH Aachen, aus. Für die hauptsächlich vom Katastrophenhochwasser betroffenen Kommunen Stolberg und Eschweiler solle ein Masterplan entwickelt werden, der Leitlinien für einen hochwassersicheren Wiederaufbau der städtischen Infrastruktur und der privaten Gebäude betroffener Bürger und Unternehmen beinhalten soll, erklärte er.


Für beide Lösungsansätze gebe es bereits verbindliche Zusagen einer Förderung durch Landesmittel, teilte der WVER weiter mit. „Die Kommunen alleine sind oft schon in Folge des Strukturwandels in der Region und der Corona-Pandemie am Ende ihrer Leistungsfähigkeit und brauchen deswegen eine großzügige Förderung“, betonte der Verbandsratsvorsitzende Ullrich.