BfG erforscht bisher unbekannte Formen der Plastikverschmutzung von Gewässern


Im Fokus stünden dabei Plastikkrusten auf Küstenfelsen, Kunststoff verschmolzen mit Kieselsteinen und geschmolzenes Plastik, das Steinen zum Verwechseln ähnlich sieht, teilte die Behörde mit. Hierzu habe BfG-Biologin Sonja Ehlers gemeinsam mit dem freien Meeresökologen Julius Ellrich eine Studie im Fachmagazin „Marine Pollution Bulletin“ veröffentlicht.


Die beiden Wissenschaftler haben erstmalig sogenanntes Plastiglomerat und Pyroplastik in Kieselstein geprägten Lebensräumen erfasst und nachgewiesen, wie aus Plastiglomerat Pyroplastik entstehen kann, berichtete die BfG. Bislang sei diese Form der Verschmutzung lediglich an anderen Ufertypen bekannt gewesen. Für ihre Untersuchung hätten die Forschenden daher die Insel Madeira gewählt, die für ihre Kieselstrände bekannt ist.


Plastiglomerat und Pyroplastik sind zwei neuartige Formen von Plastikmüll, die ursprünglich an Sandstränden auf Hawaii und in Großbritannien entdeckt wurden, so die BfG. Während Plastiglomerat aus mit Steinen oder Kieselsteinen verschmolzenem Kunststoff bestehe, handele es sich bei Pyroplastik um geschmolzenen Kunststoff. Beide Formen von Plastikmüll entstünden vermutlich als Überreste durch absichtliche oder unabsichtliche Verbrennung von Kunststoffen, zum Beispiel bei Lagerfeuern. Beide Plastikmüllvarianten ließen sich häufig nur auf den zweiten Blick von echten und unbelasteten Steinen unterscheiden.


Eine weitere neuartige Form der Plastikverschmutzung sind krustenartige Flecken geschmolzenen Plastiks auf Felsen, auch Plastikkrusten genannt, erklärte die BfG. Diese haben Ehlers und Ellrich bei vorangegangenen Studien auf der italienischen Insel Giglio und auf Madeira nachgewiesen. Solche Krusten entstünden vermutlich durch das Zusammenspiel von Meer und Sonne. So fanden die beiden Forschenden zusammen mit dem Wissenschafter Ignacio Gestoso aus Madeira heraus, dass Plastikkrusten aus marinen Seilen entstehen, die durch Wellenschlag an den Küstenfelsen entlanggerieben werden. Dieser Abrieb durch Wellen zusammen mit hohen Temperaturen des durch die Sonne erhitzten Gesteins sorgten dafür, dass sich das Plastik mit dem Gestein verbindet.


Organismen können Plastikkrusten aufnehmen


Die von Ehlers und Ellrich entdeckten „Plastiksteine“ bestanden aus Polyethylen und Polypropylen – zwei der am häufigsten genutzten Kunststoffsorten. Witterung und Reibung sorgen allmählich dafür, dass sich die Plastikklumpen sukzessive zerkleinern, bis Mikroplastikpartikel entstehen. Bei den Plastikkrusten sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass bestimmte Organismen, etwa Schnecken oder Krabben, Partikel aufnehmen und der Kunststoff so in die Nahrungskette gelange, erklärten die beiden Wissenschaftler.


„Plastikkrusten-ähnliche Spuren wurden schon im limnischen Bereich in einem trockenen Flussbett in Spanien gefunden“, sagte Ehlers. Die Biologin hält es daher für möglich, dass sich Plastikkrusten auch in den Bundeswasserstraßen befinden. „Ich gehe zudem davon aus, dass auch hierzulande Pyroplastik zum Beispiel bei einem Lagerfeuer entsteht und dann auch in die Fließgewässer gelangt“, sagte sie. „Potenziell bergen Plastikkrusten und Pyroplastik ein ökologisches Risiko.“ So könne Pyroplastik giftiges Blei und Cadmium enthalten. Es bestehe daher weiterer Forschungsbedarf. „Gleichzeitig müssen jedoch auch Wege gefunden werden, wie sich die Einträge von Kunststoffen in die Gewässer wirksam und nachhaltig reduzieren lassen“, machte Ehlers deutlich.