ZEW: Hochwasserschäden belasten ärmere Haushalte stärker als vermögende


Bei einkommensschwachen Haushalten seien die Schadenssummen bei Hochwasser zwar absolut geringer als bei wohlhabenderen Haushalten, teilte das ZEW mit. Sie müssten aber einen relativ zum Einkommen größeren Betrag ausgeben, um die Schäden zu beheben.


Das ZEW weist darauf hin, dass durch den Klimawandel verursachte Hochwasserschäden in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich zunehmen und bei privaten Haushalten zu erheblichen Verlusten führen werden. So erwarten Wissenschaftler auf Basis eines Szenarios mit starkem Klimawandel, dass die jährlichen Schäden in Europa von derzeit 5,3 Milliarden Euro auf 20 bis 40 Milliarden Euro im Jahr 2050 steigen könnten. Vor diesem Hintergrund analysiere die ZEW-Studie, wie erwartete Hochwasserschäden mit der sozialen Stellung der Betroffenen zusammenhängen.


Dass die Schäden bei Haushalten mit niedrigem Einkommen in absoluten Beträgen vergleichsweise gering seien, liege unter anderem daran, dass ärmere Haushalte kleinere Wohnungen oder Häuser besitzen oder bewohnen, so das ZEW. Gleichzeitig hätten diese Haushalte kaum finanzielle Mittel für technische Schutzmaßnahmen wie etwa Rückstauklappen oder Wasserbarrieren an Türen und Fenstern oder um eine Versicherung gegen Hochwasserschäden abzuschließen. „Haushalte mit niedrigem Einkommen haben zwar absolut gesehen nicht viel zu verlieren, sind aber auch schlecht auf Hochwasser vorbereitet“, fasst Studienautor Daniel Osberghaus seine Befunde zusammen.


Ärmere Haushalte müssen im Schadensfall einen deutlich größeren Teil ihres Einkommens aufbringen


Relativ gesehen – also im Verhältnis zum Einkommen – sei der Schaden bei ärmeren Haushalten dagegen sehr viel höher als bei reicheren Haushalten, führte das ZEW weiter aus. Im Schadensfall müssten sie einen deutlich größeren Teil ihres Einkommens aufbringen, um solche Schäden zu beheben – trotz der kleineren absoluten Schadenssumme. Grund hierfür sei die fehlende Vorsorge.


Aus diesen Erkenntnissen leitet Osberghaus Empfehlungen an politische Entscheidungsträger/innen ab. Falls der Staat nach einem Hochwasser Fluthilfen zahlt, sollte er hierbei das Einkommen oder Vermögen der Empfänger berücksichtigen, regt er an. „Bisher werden Finanzhilfen an alle vom Hochwasser Betroffenen pauschal, also in gleicher Höhe, gezahlt. Dabei profitieren reichere Haushalte stärker als einkommensschwache“, sagte Osberghaus. Zudem fehlten einkommensschwachen Haushalten häufig die Mittel, um selbst gegen Hochwasser vorzusorgen. „Der Staat sollte überlegen, einkommensschwachen Haushalten gezielt finanzielle Zuschüsse für eine private Hochwasservorsorge zu zahlen. Ansonsten können es sich diese Menschen einfach gar nicht leisten, technische Maßnahmen am Haus durchzuführen, geschweige denn eine Versicherung abzuschließen“, machte Osberghaus deutlich.


Deutschland gehört zu den 20 am massivsten von Extremwetter betroffenen Ländern


Laut dem neuen Globalen Klima-Risiko-Index der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch gehörte Deutschland in den vergangenen 20 Jahren zu den 20 am massivsten von Extremwetter betroffenen Ländern weltweit. Mit insgesamt mehr als 10.700 Todesopfern – vor allem infolge von Hitzewellen - sowie wirtschaftlichen Schäden von im Schnitt 3,54 Mrd. Euro pro Jahr (in Kaufkraft-Paritäten gerechnet) liege Deutschland im Langfrist-Index an 18. Stelle, teilte die Organisation mit. Germanwatch erstellt den Globalen Klima-Risiko-Index seit 2006 jährlich auf der Grundlage der NatCatService-Datenbank des Rückversicherers Munich Re sowie von sozioökonomischen Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF).