Aktuelle Forschungsergebnisse der Behörde zeigen die ab dem Jahr 2071 besonders betroffenen Flussabschnitte und wo dringlicher Anpassungsbedarf besteht. Sie wurden auf der Homepage des BMVI-Expertennetzwerks „Wissen – Können – Handeln“ veröffentlicht, das das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Jahr 2016 geschaffen hat.
Die BfG hat nach eigenen Angaben in den vergangenen vier Jahren untersucht, wie sich die prognostizierten klimatischen Bedingungen auf die großen Flüsse in Deutschland auswirken. Hierfür hat sie mit den Partnerbehörden des BMVI-Expertennetzwerks detaillierte Modelle entwickelt und neueste Klimaszenarien genutzt. Ein untersuchtes Szenario unterstellt, dass die globalen Klimaschutzmaßnahmen zu gering ausfallen, was bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zu einem Anstieg der globalen Mitteltemperatur um bis zu fünf Grad Celsius gegenüber dem vor-industriellen Zeitalter führen würde.
Bei diesem Szenario könnten intensivere Hochwasserereignisse die Verkehre auf Schiene, Straße und Wasserstraße beeinträchtigen, warnt die BfG. Die Binnenschifffahrt hätte zudem unter längeren Niedrigwasserphasen zu leiden. Am Rhein-Pegel Kaub würden beispielsweise kritische Schwellenwerte gegen Ende des Jahrhunderts an 22 bis 48 Tagen unterschritten. Aber auch die Lebewesen in den Gewässern gerieten öfter in Stress. Grund dafür seien steigende Wassertemperaturen, die ebenso erwartet würden.
„Die Zuspitzung von Niedrigwassersituationen am Mittel- und Niederrhein kann die Logistikbranche zukünftig vor beträchtliche Herausforderungen stellen“, befürchtet BfG-Wissenschaftler Enno Nilson. Deshalb sei die gemeinsame und einheitliche Erforschung der Klimawirkungen auf alle Verkehrsträger im BMVI-Expertennetzwerk wichtig. „Basierend auf den neuen Erkenntnissen können stimmige Anpassungsmaßnahmen für das Verkehrssystem abgeleitet werden“, betonte Nilson.
Die Forschungsarbeiten im Rahmen des BMVI-Expertennetzwerks bestätigen, präzisieren und erweitern die Ergebnisse aus dem Jahr 2015, die vom Klimafolgenforschungsprogramm KLIWAS zu Auswirkungen des Klimawandels auf Wasserstraßen und Schifffahrt stammten. Neben der Verwendung von aktuellen Klimadaten und der Entwicklung von neuen Methoden ermögliche das BMVI-Expertennetzwerk auch die gemeinsame Betrachtung von Klimawirkungen auf Straßen, Schienen und Wasserstraßen.
Die Erkenntnisse und Methoden werden künftig durch den DAS-Basisdienst „Klima und Wasser“ operationalisiert, kündigte die BfG an. So seien die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse der Öffentlichkeit und Fachleuten dauerhaft zugänglich und ermöglichten der Entscheidungsebene unter anderem eine Anpassung der Wasserwirtschaft und der Binnenschifffahrt an die Folgen des Klimawandels.