Die dezentrale und nachhaltige Versorgung der Menschen mit gutem Trinkwasser werde mit dem Klimawandel immer bedeutender. Vor Ort müsse sichergestellt werden, dass nur so viel Wasser entnommen wird, wie sich natürlich weiter nachbildet, betonte Marburgs Oberbürgermeister Thomas Spies.
Alle vier Kommunen gehören dem Zweckverband Mittelhessische Wasserwerke an. Mit der Erschließung neuer, dezentraler Quellen als ergänzende Wasserlieferanten sollen die Wasservorkommen im Zweckverband geschont werden. Ob und wie das Grundwasser im Amöneburger Becken zwischen Marburg, Ebsdorfergrund, Amöneburg und Kirchhain nachhaltig gewonnen werden kann, sollen Untersuchungen zeigen, die die Stadtwerke Marburg nun starten. Für Erkundungsbohrungen bei Schröck haben sie die Genehmigung vom Regierungspräsidium Gießen erhalten, erklärte die Stadt. Bereits vorliegende hydrogeologische Gutachten wiesen auf ein größeres Grundwasservorkommen im Marburger Land hin.
„Wir werden bis zu 200 Meter tief bohren und dann einen Pumpversuch starten. In dem Versuch wollen wir herausfinden, wie viel Wasser wir nachhaltig im Rahmen der Grundwasserneubildung entnehmen können – und wie hoch die Qualität ist“, sagte Bernhard Müller, Geschäftsführer der Stadtwerke Marburg. Die Bohrung und der Pumpversuch sollen zehn Wochen dauern. Die Ergebnisse würden anschließend sorgfältig ausgewertet, teilte die Stadt weiter mit. Die Stadtwerke beobachteten den Grundwasserspiegel an dieser Stelle bereits seit 25 Jahren monatlich. Bei der Probebohrung und dem Pumpversuch würden außerdem mehrere Stellen um den Brunnen streng kontrolliert.
In Ebsdorfergrund werden darüber hinaus die Teichwiesen bei Heskem in unmittelbarer Nähe zu dem Gebiet bei Schröck genauer untersucht. Das Naturschutzgebiet ist den Angaben zufolge rund 15 Hektar groß. Ein geologisches Fachbüro sehe große Grundwasserressourcen. Für die Teichwiesen werde ein Genehmigungsverfahren beim Regierungspräsidium Gießen noch vorbereitet.
Wenn das Grundwasservorkommen wirtschaftlich, nachhaltig und problemlos für die Umwelt genutzt werden kann, wollen die vier Kommunen ein Konzept zur interkommunalen Zusammenarbeit bei der Erschließung des Wasservorkommens entwickeln, hieß es weiter. Allerdings seien die Planungsstände in den Kommunen unterschiedlich. Während Marburg die erste Probebohrung starte und Ebsdorfergrund das Genehmigungsverfahren vorbereite, hätten sich Amöneburg und Kirchhain in ihren Gremien noch nicht mit dem Thema beschäftigt.
Die vier Verwaltungschefs sowie der Stadtwerke- Geschäftsführer haben eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, in der sie festhalten, dass die Sachstände unterschiedlich sind, aber der grundsätzliche gemeinsame Wille nach einer Wassergewinnung im Amöneburger Becken in interkommunaler Zusammenarbeit unter ihnen bestehe. Über die tatsächliche Durchführung des Projektes und die Form der interkommunalen Zusammenarbeit würden letztlich die Gremien der vier beteiligten Kommunen entscheiden. Der Magistrat der Stadt Marburg habe die Grundsatzentscheidung für die Zusammenarbeit bereits getroffen. In den anderen drei Kommunen beschäftigten sich die Parlamente in den nächsten Wochen mit dem Thema, erklärte die Stadt Marburg.