Wassertemperaturen im Oberen Mittelrheintal steigen bis 2100 durch Klimawandel um 3,5 Prozent


Demnach stellt der Klimawandel für das Welterbe Oberes Mittelrheintal insgesamt eine enorme Herausforderung dar. Sowohl die für das Jahr 2029 geplante Gartenschau als auch die Kommunen, ihre Bewohnerinnen und Bewohner müssen sich auf mögliche Extremereignisse wie Hitze, Dürre, Stürme, Starkregen und Sturzfluten, Niedrig- und Hochwasser einstellen.


Vor diesem Hintergrund haben drei Hochschulen aus dem Welterbegebiet – die Hochschule Koblenz, die Technische Hochschule Bingen und die Hochschule Geisenheim – eine Studie zur Klimaanpassung im Oberen Mittelrheintal erstellt.


„Die Art und Weise, wie sich die Kommunen in der Region auf den Klimawandel vorbereiten, ihn in ihren Planungen vorausschauend berücksichtigen und ihre Kommunen schützend stärken, wird ein wesentlicher Erfolgsfaktor sein“, betont Prof. Ulrike Kirchner aus dem Fachbereich bauen-kunst-werkstoffe der Hochschule Koblenz. Gemeinsam mit Prof. Dr. Dörte Ziegler, Leiterin des Studiengangs Umwelt-, Wasser- und Infrastrukturmanagement, betreut sie das Projekt von Seiten der Hochschule Koblenz.


U.a. Betrachtung von Grünbestand und Zustand der Gewässer

Die Betroffenheit der Kommunen durch den Klimawandel und konkrete Problemfelder im Oberen Mittelrheintal werden anhand ausgewählter Teilräume für exemplarische Kommunen identifiziert. „Dabei haben wir konkrete Hitze- und Risikopotenziale durch die exemplarischen mikroklimatischen Messungen und Betrachtung von Grünbestand, Zustand der Gewässer, Kaltluftentstehungsgebieten und -bahnen sowie dem Versiegelungsgrad des Bodens festgestellt.

In der Folge finden sich exemplarische, übertragbare kommunale Handlungsvorschläge zur Klimaanpassung, bei denen die Schwerpunkte ebenfalls auf den Handlungsfeldern Grünstrukturen, Gewässer, Boden und Sicherung der Kaltluftentstehung und -ableitung liegen“, so Prof. Dr. Elke Hietel vom Fachbereich Life Sciences and Engineering der Technischen Hochschule Bingen.


Wassernutzung von vielen kleinen steilen Fliesgewässern geprägt

Der Studie zufolge ist das Obere Mittelrheintal durch eine Wassernutzung gekennzeichnet, die einerseits vom Rhein abhängt, umgekehrt aber auch von den vielen kleinen steilen Fliesgewässern geprägt ist. Die Grundwassernutzung hat eine nachrangige Bedeutung. Die durch den Klimawandel verursachte saisonale Verschiebung der Niederschläge (weniger Wasser im Sommer und mehr Wasser im Winter) kann für die Grundwasserneubildung problematisch sein, da trockener und nasser Boden Wasser nicht so gut aufnimmt wie Boden mit mittlerer Feuchte, heißt es weiter. Es könnte also sein, dass sowohl im Winter als auch im Sommer die Niederschlagsmengen stärker zum Direktabfluss als zur Grundwasserneubildung beitragen. Umgekehrt könnten steigende Niederschläge im Winter, d.h. in einer Jahreszeit mit geringer Vegetationsdecke und Verdunstung, diesen Effekt durch steigende Grundwasserneubildung konterkarieren.


Das Mittelrheintal – v.a. der Rhein-Lahn-Kreis und der westliche Hunsrück - gehört laut der Studie zu den Regionen mit einem knappen Grundwasserdargebot. In Rheinland-Pfalz habe die Grundwasserneubildung von 1951 bis 2015 leicht abgenommen. Die mittlere Grundwasserneubildung über Zeiträume von jeweils 30 Jahren lag bisher zwischen 96 und 112 mm pro Jahr, je nach Bezugszeitraum. Für die Zukunft sei in Rheinland-Pfalz mit einem Rückgang der Grundwasserneubildung zwischen 15 und 25 Prozent zu rechnen, in Regionen wie Pfälzerwald und Oberrheingraben sogar von mehr als 25 Prozent.


Grundwasserneubildung geht zurück

Für die Trinkwassergewinnung könnte ein Rückgang der Grundwasserneubildung bedeuten, dass Brunnen versiegen und ggf. tiefer angelegt werden müssen. In Rheinland-Pfalz gebe es lokale Unterschiede der Betroffenheit: die Regionen Rhein-Lahn-Kreis und der westliche Hunsrück haben ein knappes nutzbares Grundwasserdargebot und sind damit potenziell durch den Klimawandel verwundbare Regionen, wohingegen die Pfalz mit mehr als 300 m/a eine vergleichsweise hohe Grundwasserneubildungsrate hat und damit weniger verwundbar ist, zitieren die Forscher*innen Angaben des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums.


Im Mittelrheintal erfolge die Wassergewinnung in vielen Orten mit größeren Anteilen von Uferfiltrat aus dem Rhein. Dazu komme die Wassergewinnung aus Brunnen ohne Uferfiltrat sowie die Nutzung von Quellwasser. Die Wasserwerke prüfen die Folgen des Klimawandels auf Wasserverfügbarkeit und Wasserqualität.