Die Fähigkeit, große Mengen disparater Daten zu nutzen, sei besonders leistungsfähig, wenn sie mit der Möglichkeit kombiniert wird, das Systemdesign, die Leistung und die Ausfallsicherheit mithilfe von Modellen und Optimierungstools zu optimieren. Das TZW ist Mitglied der GWRC und war nach eigenen Angaben an der Erstellung des Berichtes maßgeblich beteiligt.
Auf internationaler Ebene steigen Wasserversorger mit der Einführung von Fernüberwachung und Systemautomatisierung in die Digitalisierung ein, geht aus dem Bericht hervor. Typischerweise erprobten sie zuerst das Smart Metering und nutzen Sensoren an Wasserleitungen, um Leckagen, Wasserverluste und Druck zu überwachen. Viele Versorger verbesserten zudem ihre Kundenschnittstellen und Kommunikationskanäle zum Nutzen der Kunden und zur Verbesserung der Effizienz von Geschäftsprozessen. Drohnen würden zunehmend für risikoreiche oder gefährliche Aufgaben eingesetzt. Weitere Möglichkeiten lägen in intelligenten Steuerungen, selbstlernenden Algorithmen und Maschine-zu-Maschine-Kommunikation, die SCADA-, Sensor- und Überwachungsdaten auslesen und mit wenig menschlicher Interaktion einen Handlungsablauf entwickeln und umsetzen können.
Einblicke in den Betriebsablauf können in Echtzeit durch computergestützte Analysen auf mehreren, disparaten Datensätzen generiert werden, heißt es im Bericht weiter. Korrelationen, Chancen und anstehende Herausforderungen könnten identifiziert und angegangen werden. Folge seien Lösungen, die von Effizienzsteigerungen bis hin zur Bewertung der Umweltauswirkungen reichen. Die effektive Umsetzung der Digitalisierung erfordere jedoch die Bewältigung mehrerer zentraler Herausforderungen. Dazu gehören laut Bericht die effektive Einbindung der Geschäftsleitung sowie die Entwicklung einer unternehmensübergreifenden digitalen Strategie, die den integrierten Datenaustausch zwischen den Geschäftsbereichen, Ansätze für Datensicherheit, Datenschutz und Ethik, das Verständnis für die gegenseitigen Abhängigkeiten innerhalb des Unternehmens und mit externen Kunden und Stakeholdern sowie die Berichterstattung über wichtige Kennzahlen und die Zusammenfassung von Daten für eine effektive Entscheidungsfindung umfasst.
Viergliedriges Reifegradmodell
Im Bericht wird ein vierteiliger Ansatz für den digitalen Reifegrad vorgestellt, der sich von der internen Fokussierung bis hin zu einem zunehmend externen Fokus erstreckt. Potenzielle Vorteile aus der Digitalisierung ließen sich in jeder Phase erzielen, unterstreichen die Autoren. Der interne Fokus beginne mit der Best-Practice-Digitalisierung innerhalb von Geschäftseinheiten. Durch effektive bereichsübergreifende Kommunikation und Zusammenarbeit, eine schnellere und effizientere Interaktionen mit Kunden und Lieferanten sowie durch Zusammenarbeit mit anderen Dienstleistern und externen Agenturen verlagere sich der Fokus immer weiter nach außen.
Digitaltechnologien könnten diese Reifefortschritte mit Leichtigkeit und Schnelligkeit unterstützen, schreiben die Autoren des Berichts. Versorgungsunternehmen befänden sich in verschiedenen Stadien der digitalen Reife, oft mit einer Mischung von Komponenten aus jedem Stadium. Ein schrittweises Vorgehen sei zwar nicht erforderlich, aber ein Sprung zu einem externen Fokus, ohne zuvor das interne Geschäft auf die Digitalisierung vorbereitet zu haben, könne die Fähigkeit eines Versorgungsunternehmens einschränken, die gesammelten Daten und installierten Systeme zu speichern, zu verwalten und den maximalen Nutzen daraus zu ziehen.
Das volle Potenzial der Digitalisierung auszuschöpfen bedeutet, ein stärker integriertes Unternehmen - sowohl intern als auch extern - zu betrachten, ist im Bericht weiter zu lesen. Dies habe nicht nur Auswirkungen auf die Betriebsstruktur und die unterstützenden Geschäftsprozesse, sondern auch auf die Kultur und die Fähigkeiten, die für die Umsetzung erforderlich sind. Extern führe die sich verändernde Art der Kundeninteraktionen und -erwartungen zu immer größerer Transparenz und der Notwendigkeit, Informationen möglichst in Echtzeit zu beziehen. Die Integration und gemeinsame Nutzung von Daten mit externen Unternehmen biete ungenutztes Potenzial, aber das Geschäftsmodell dafür und wer am besten positioniert ist, um den vollen Wert aus den verfügbaren Daten zu ziehen, sei derzeit unklar.
Schutz von IoT-Daten besonders wichtig
Die Risiken der Cybersicherheit und des Datenschutzes treten in allen Stadien auf und werden bei zunehmender Zusammenarbeit mit externen Stellen größer, gibt der Bericht zu bedenken. Der Schutz von Daten, die über das Internet der Dinge (IoT) kommuniziert werden, sei besonders wichtig, da es derzeit nur wenige Standards, Protokolle und Vorschriften in diesem Bereich gebe. Das rasante Tempo des Wandels in der digitalen Technologie könne es für Versorgungsunternehmen schwierig machen, mit neuen Entwicklungen Schritt zu halten. Die Optimierung des Technologieeinsatzes sei eine ständige Herausforderung. Das größte Risiko sei die Abhängigkeit von Lieferanten - die Bindung an proprietäre Software und Tools.
Ein besonders kritischer Faktor für das digitale Versorgungsunternehmen sind jedoch die Menschen, sowohl im Hinblick auf das Change Management als auch auf den Zugang zu Know-how, führt der Bericht weiter aus. Wichtig sei, dass der Wandel mit den Mitarbeitern gut gemanagt wird. Dazu gehören eine gute Kommunikation, die Berücksichtigung kultureller Aspekte und die Sicherung von Qualifikationen, um das Unternehmen voranzubringen. Der Fachkräftemangel stelle ein aufkommendes Risiko dar, da nicht nur in der Wasserwirtschaft viele Unternehmen gleichzeitig die Digitalisierung voranbringen wollen und Datenanalysten sehr gefragt sind.
Langsame Digitalisierung als „schlummerndes Risiko“
Eine langsame Entwicklung hin zu einem digitalen Versorgungsunternehmen mag nicht wie ein großes Risiko erscheinen, mutmaßt der Bericht. Schließlich seien Wasserversorgungsunternehmen in der Vergangenheit nicht dafür abgestraft worden, dass sie nicht mit den neuesten Technologien oder Ansätzen arbeiten. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass dies weiterhin der Fall sein wird. Die massenhafte Konnektivität und der Einfluss, den das Internet ermöglicht, gebe Einzelpersonen die Möglichkeit, selbst einige der konservativeren Teile der Gesellschaft zu beeinflussen. In Verbindung mit den Kundenerwartungen in Bezug auf Transparenz und Aktualität der Informationen bedeutet dies, dass die Branche auf das schlummernde Risiko einer langsamen Digitalisierung achten muss, raten die Autoren. Zusätzlicher Druck entstehe durch die Tatsache, dass die Regulierungsbehörden zunehmend nach Daten und Hinweisen suchen, die die Annahmen in den Investitionsplänen der Wasserversorger untermauern.
Auch verweist der Bericht auf die anhaltenden Herausforderungen der Urbanisierung in Verbindung mit dem Klimawandel. Diese drängten zu stärker integrierten und resilienteren städtischen Versorgungssystemen, die von der Verwendung der richtigen digitalen Werkzeuge auf der Grundlage ausreichender Daten profitieren könnten. Der Bericht enthält mehrere Fallstudien aus der ganzen Welt, die sich mit digitalen Lösungen befassen, die in der Praxis auf verschiedenen Ebenen des digitalen Reifegrads hinweg eingesetzt werden.
Der Bericht ist unter http://link.euwid.de/ekaxr abrufbar