„Im Rhein wird offenbar Mikroplastik verklappt“, erklärte Daniela Herrmann, Umweltwissenschaftlerin von Greenpeace. Umweltbehörden in Nordrhein-Westfalen müssten jetzt ermitteln, wer den Fluss verschmutzt.
Für die Studie haben Greenpeace-Umweltschützerinnen und -Umweltschützer im vergangenen Herbst zunächst vom Aktionsschiff Beluga II aus zwischen Duisburg und Koblenz 44 Wasserproben genommen, erklärte die Organisation. Anschließend seien von Schlauchbooten weitere 206 Proben bei Krefeld und Dormagen gezogen worden. Erstmals hätten diese Messungen durchgängig über 24 Stunden stattgefunden. So ließen sich die möglichen Ursachen der Verschmutzung weiter eingrenzen. Die Proben wurden in Greenpeace-Laboren, aber auch direkt an Bord der Beluga II ausgewertet. In jeder Probe fänden sich Plastikpartikel mit einem Durchmesser von weniger als fünf Millimetern.
Schwerpunkt der Untersuchungen bei Dormagen und Krefeld
Der Schwerpunkt der Untersuchungen lag bei Dormagen und Krefeld, so die Umweltorganisation. Stromabwärts des Industrieparks Dormagen liege die Konzentration an primären, also fabrikneuen Mikroplastikpartikeln bei durchschnittlich 1.284 Partikeln pro 1.000 Kubikmeter Flusswasser und damit ungefähr um ein Drittel höher als die durchschnittlich gemessene Konzentration stromaufwärts des Industriegebiets Chempark Dormagen. Neben industriellen Produktionsprozessen könnten die Mikroplastikpartikel auch aus Filtersystemen von Wasseraufbereitungsanlagen stammen, mutmaßt Greenpeace.
Die höchste Konzentration sei aber nach einem Starkregen bei Köln gemessen worden, teilte Greenpeace weiter mit. Im dortigen Hafen werde Kunststoff-Granulat verladen, die Messung sei aber etwas stromaufwärts erfolgt. An Verladestationen im Hafen von Köln-Niehl hatten die Umweltschützer reichlich frei herumliegende Plastikkügelchen entdeckt, die vermutlich bei Ladearbeiten verloren gegangen waren. Der Verdacht liege nahe, dass ein Zusammenhang zur Kunststoffproduktion an den Standorten bestehe. „Beim Einsatz von primärem Mikroplastik muss sichergestellt sein, dass die Partikel während der Produktion, des Transports, der Verwendung und der Entsorgung zu keinem Zeitpunkt in die Umwelt gelangen“, forderte Herrmann.
Greenpeace: Mikroplastik schädlich für Gesundheit von Tieren und Menschen
Greenpeace betonte, dass Mikroplastik für die Gesundheit von Tieren und Menschen schädlich sei. An den Kunststoffpartikeln könnten Chemikalien anhaften, die dann von Wasserorganismen, wie Plankton, Muscheln oder kleine Fische, bei der Nahrungssuche zusammen mit dem Mikroplastik aufgenommen werden können. In früheren Studien hat Greenpeace gezeigt, dass sich Plastikpartikel inzwischen in Austern und Miesmuscheln sowie im Verdauungstrakt von Heringen finden lassen.