Neues Bundeszentrum für Spurenstoffe beim Umweltbundesamt nimmt Arbeit auf


Das in Leipzig angesiedelte Zentrum werde in den kommenden Monaten sukzessive seine Arbeit aufnehmen und gemeinsam mit einem Expertengremium weitere relevante Spurenstoffe identifizieren, teilten das Bundesumweltministerium (BMU) und das UBA gemeinsam mit.


Unter Einbindung von Herstellern und der Wasserwirtschaft sollen an Runden Tischen weitere Maßnahmen zur Eintragsminderung entwickelt und die Länder bei der Einführung der vierten Reinigungsstufe in Kläranlagen beraten werden. Zum Aufgabenportfolio des Spurenstoffzentrums gehöre auch, die Forschung im Bereich der Spurenstoffe weiter voranzutreiben und einen strukturierten Informationsaustausch zwischen Ländern, Kommunen, Kompetenzzentren und Hochschulen hinsichtlich quellenorientierter und nachgeschalteter Minderungsmaßnahmen zu entwickeln.


Der beste Ansatz sei, dass Spurenstoffe gar nicht erst ins Abwasser gelangen, betonen BMU und UBA. Dafür müsse bei der Herstellung und der Anwendung von Produkten, etwa in der Arzneimittel- und Bauindustrie, angesetzt werden. Im Alltag werde eine Vielzahl verschiedener Chemikalien eingesetzt. Dazu zählen etwa Tier- und Humanarzneimittel, Wasch- und Reinigungsmittel, Biozide im Haushalts­, Gesundheits­und Baubereich, Industriechemikalien, Pflanzenschutzmittel und weitere Chemikalien. Die genaue Anzahl unterschiedlicher Stoffe sei jedoch weder bekannt noch konstant, da tägliche neue Verbindungen entwickelt würden.


Im Rahmen der REACH-Verordnung sind derzeit etwa 22.000 verschiedene Chemikalien registriert, erklärten BMU und UBA. Allerdings umfasse diese Zahl keine Biozide, Pflanzenschutzmittel und Arzneimittel. Viele dieser Chemikalien gelangten über das Abwasser oder über landwirtschaftlich genutzte Flächen in Gewässer. Dort könnten sie für die Trinkwasserversorgung eine Herausforderung darstellen oder Gewässerökosysteme schädigen.


Im Rahmen der nun abgeschlossenen Pilotphase zur Spurenstoffstrategie habe ein 15-köpfiges Expertengremium aus Vertretern von Bundes- und Landesbehörden, Industrie, Umweltverbänden, Wissenschaft, Apothekern und Wasserwirtschaft einige relevante Spurenstoffe identifiziert, berichteten BMU und UBA weiter. Zu drei relevanten Spurenstoffen seien durch Hersteller und Verbände Runde Tische eingerichtet worden, um hier Minderungsmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Zudem hätten die Länder einen Orientierungsrahmen für nachgeschaltete Maßnahmen zur Spurenstoffelimination angewendet und zahlreiche Kläranlagen identifiziert, in denen eine vierte Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination sinnvoll ist. Unterstützt wurde die Pilotphase unter anderem durch das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI.