Selbst der Problemstoff Nitrat, der im Grundwasser an manchen Orten erhöht sei, überschreite im Trinkwasser nicht den Grenzwert, teilte das UBA mit. Auch bei nahezu allen mikrobiologischen und chemischen Qualitätsanforderungen hielten über 99,9 Prozent der überwachten Proben die rechtlichen Vorgaben ein.
„Das Trinkwasser in Deutschland kann man ohne Bedenken trinken – insbesondere aus größeren Wasserversorgungen ist es flächendeckend sogar von exzellenter Qualität“, sagte UBA-Präsident Dirk Messner. Trinkwasser werde sehr häufig kontrolliert und sei deutlich günstiger als Flaschenwasser. So koste ein Liter Trinkwasser aus dem Hahn überall in Deutschland weit unter einem Cent, machte er deutlich.
Der UBA-Bericht gibt die Ergebnisse der Untersuchungen aus allen größeren Wasserversorgungen wieder. Im Berichtsjahr 2019 wurden in Deutschland 73,1 Mio. Menschen, das sind rund 88 Prozent der Bevölkerung, mit 4.695,03 Mio. Kubikmeter Trinkwasser in 2.485 Wasserversorgungsgebieten (WVG) versorgt. Dazu zählt auch das dazugehörige Leitungsnetz und die häusliche Trinkwasser-Installation, in denen durchschnittlich jeweils mehr als 1.000 Kubikmeter Wasser am Tag geliefert oder mehr als 5.000 Personen versorgt werden. Das in den WVG verteilte Trinkwasser wird zu 69 Prozent aus Grundwasser und zu 16 Prozent aus Oberflächenwasser gewonnen. Die verbleibenden Prozent entfallen auf Uferfiltrat, künstlich angereichertes Grundwasser und sonstige Ressourcen, so das UBA.
Für Nitrat hätten die neuen Daten den zuvor schon beobachteten Rückgang bestätigt, erklärte die Behörde. Allerdings erlaubten diese Daten zu Nitratgehalten im Trinkwasser keinen Rückschluss auf Nitratgehalte in den Grundwässern. Durch den vielerorts zu hohen Einsatz stickstoffhaltiger Düngemittel seien die Nitratkonzentrationen im Grundwasser in vielen Regionen Deutschlands seit Jahren auf hohem Niveau. Das Trinkwasser selbst sei hinsichtlich Nitrat jedoch fast allerorten unbelastet.
Zusätzliche Nitratentfernung könnte Wasserrechnung um 76 Cent pro m³ verteuern
Für die Einhaltung des Grenzwertes sorgten die Wasserversorger: Wo es nötig sei, verdünnten sie belastetes Grundwasser mit unbelastetem Wasser. Falls zusätzlich eine Aufbereitung zur Entfernung von Nitrat nötig wird, könne das bis zu 76 Cent mehr pro Kubikmeter Wasser auf der Wasserrechnung bedeuten. Ein Zweipersonenhaushalt mit 80 Kubikmeter Wasserverbrauch zahle dann nicht wie sonst durchschnittlich 95 Euro pro Jahr, sondern eher 155 Euro.
Von den über zweihundert im Trinkwasser überwachten Wirkstoffen von Pflanzenschutzmitteln (PSM) und Biozidprodukten oder deren Abbauprodukten überschritt nur eine geringe Anzahl den niedrigen Grenzwert von 0,1 Mikrogramm oder 0,0001 Milligramm pro Liter, und dies auch nur geringfügig, berichtete das UBA weiter. Im Einzelnen lag bei vier von 349 Wirkstoffen oder Metaboliten, nämlich Desethylatrazin, Dikegulac, Glyphosat und trans-Heptachlor-epoxid, bis zu ein Prozent der Proben über diesem Wert, jedoch zeitlich begrenzt auf höchstens ein Berichtsjahr innerhalb des Berichtszeitraums.
Aus den gemessenen Konzentrationen resultiere keine Gesundheitsgefahr. Um Stoffe mit gezielter Wirkung eines PSM oder Biozids grundsätzlich aus dem Trinkwasser fernzuhalten, liege der Grenzwert für den einzelnen Wirkstoff weit unterhalb der Konzentration, die sich aus einer toxikologischen Ableitung für den jeweiligen Wirkstoff ergeben würde.
Bei den Indikatorparametern kam es in weniger als einem Prozent der Messungen zu Nichteinhaltungen, geht aus dem Bericht hervor. Einzige Ausnahmen habe es bei den coliformen Bakterien und der Calcitlösekapazität gegeben. Hier wurden in bis zu 1,3 Prozent bzw. 2,6 Prozent der überwachten Proben die Anforderungen nicht erfüllt.
Abweichung vom Grenzwert an sich noch kein gesundheitliches Risiko
Eine Abweichung vom Grenzwert oder von der Anforderung eines Indikatorparameters stellt für sich genommen noch kein gesundheitliches Risiko dar, heißt es weiter im Bericht. Das Auftreten zum Beispiel von coliformen Bakterien oder erhöhter Trübung zeige allerdings an, dass Veränderungen der Wasserqualität aufgetreten sind, die möglicherweise gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Daher erfordere die Feststellung der Nichteinhaltung dieser Parameter weitere Untersuchungen und die Abstellung der Ursachen erhöhter Konzentrationen als vorbeugende Maßnahme zum Schutz der Gesundheit der betroffenen Bevölkerung. Hingegen sollten erhöhte Eisen- oder Mangankonzentrationen im Trinkwasser vor allem aus technischen Gründen vermieden werden, um zum Beispiel Ablagerungen und Verkrustungen im Verteilungssystem oder Eintrübungen des Trinkwassers zu vermeiden.
Grenzwertüberschreitungen für das Schwermetall Blei kommen nur in weniger als 0,1 Prozent der Proben vor, führte die Behörde weiter aus. Schuld daran seien nicht Natur oder Wasserwerk, sondern bleihaltige Leitungen oder Armaturen in den Häusern und Wohnungen selbst. Veraltete Installationen seien meist auch die Ursache, wenn zu viel Kupfer, Nickel und Cadmium im Wasser vorkommt. Dagegen helfe nur, zertifizierte Leitungen und Armaturen einzubauen. Für Blei gilt ein Grenzwert von zehn Mikrogramm pro Liter Trinkwasser. Die Betreiber von Wasserversorgungsanlagen sind Dirk Messner. Trinkwasser werde sehr häufig verpflichtet, darüber zu informieren, wenn noch Blei in ihrer Anlage verbaut ist – auch dann, wenn der Grenzwert eingehalten wird, erklärte das UBA.