Nichtsdestotrotz könnten die Funktionskurven des DVGW-Arbeitsblatts W 410, mit denen aktuell der Tages- und Stundenspitzenfaktor ermittelt wird, als Dimensionierungshilfe dienen, sofern dem Unternehmen keine eigenen Daten vorliegen, teilte der DVGW mit.
Der Spitzenverbrauch und die Spitzenfaktoren werden maßgeblich durch die Struktur des Versorgungsgebietes und dem Verbrauchsverhalten der Abnehmer bestimmt, welches in vielen Fällen deutlich durch das Wetter beeinflusst ist, heißt es im DVGW-Forschungsbericht. Im Gegensatz zum durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch seien für die auslegungsrelevanten Parameter Spitzenverbrauch und Spitzenfaktoren bisher keine umfassenden Langzeitbetrachtungen durchgeführt worden, aus den sich allgemeingültige Aussagen ableiten ließen. Fakt ist laut DVGW, dass der Spitzenverbrauch gegenüber früheren Messungen abgenommen hat und demografische Entwicklungen sowie der Klimawandel darauf Einfluss nehmen.
Noch sei ungeklärt, inwieweit sich die Veränderungen auf eine kostenoptimierte Bewirtschaftung von Anlagen der Wasserinfrastruktur, wie Haupt- und Transportleitungen, Pumpstationen, Druckerhöhungsanlagen und Wasserspeicher, auswirken. Zudem liegen zu den Parametern Spitzenverbrauch und Spitzenfaktoren noch keine umfassenden Langzeitbetrachtungen vor, die allgemeingültige Aussagen ermöglichen. Ziel des Forschungsprojekts Spitzenverbrauch war es, diese Lücke zu schließen und die Spitzenfaktoren anzupassen, um so Rückschlüsse auf das zukünftige Management von Wasserverteilungsanlagen zu ziehen. Unter Beteiligung von 19 Wasserversorgungsunternehmen wurden hierfür Daten aus unterschiedlichen Regionen in Deutschland zusammengetragen.
Bisherige Funktionskurve für Tagesspitzenfaktoren wurde bestätigt
Eine Überprüfung der Berechnungsformeln nach W 410 anhand aktueller Daten hat im Wesentlichen die bisherige Funktionskurve für Tagesspitzenfaktoren bestätigt, geht aus dem Forschungsbericht weiter hervor. Für Stundenspitzenfaktoren würde eine Anhebung im Bereich der Versorgungsgebiete > 100.000 Einwohner die Versorgungssicherheit erhöhen. Für Versorgungsgebiete < 100.000 Einwohner könne der bisherige Funktionsverlauf beibehalten werden. Es bestehe kein zwingender Bedarf, das DVGW-Arbeitsblatt W 410 anzupassen.
Aufgrund der starken Varianz zwischen den Versorgungsgebieten ist es schwierig, einen allgemeingültigen Berechnungsansatz unter Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren wie Temperatur, Niederschlag und Struktur des Versorgungsgebietes zu ermitteln, berichtete der DVGW. Für die Weiterentwicklung des Berechnungsansatzes unter sei eine Verbesserung der Datengrundlage für Infrastrukturdaten notwendig. Mit Hilfe datengetriebener Modelle sei eine individuelle Betrachtung des Versorgungsgebietes für die Berechnung und Prognose von mittleren und Spitzenbedarfswerten mit geringen Abweichungen und der Bewertung der Einflussfaktoren möglich.