Die Untersuchungen belegten eine Konzentration von durchschnittlich 0,63 primären Mikroplastikpartikeln pro Kubikmeter Flusswasser. Somit betrage die tägliche Fracht Richtung Nordsee grob geschätzt 125 Millionen Partikel. Offensichtlich seien bisherige Maßnahmen zum Schutz des Rheins vor Mikro-Plastikeintrag „völlig unzureichend“. „Dass sich seit Jahren nichts an der Mikroplastikverschmutzung im Rhein ändert, ist unverantwortlich”, sagte Daniela Herrmann, Umweltwissenschaftlerin von Greenpeace.
Die sieben Proben seien dieses Mal auf einem kürzeren Flussabschnitt zwischen Bonn und Düsseldorf genommen und anschließend auf Mikroplastik untersucht worden. Der Abstand zwischen den Probenahmeorten betrug zwischen 6 und 23 km. Für die Untersuchung in 2020 hatte Greenpeace auf diesem Flussabschnitt 20 Proben entnommen, die mittlere Konzentration lag den Angaben zufolge bei 0,75 MP/m³. Der Abstand zwischen den Probenahmeorten betrug zwischen 0,1 und 17 km. Die Konzentrationen an Mikroplastikpartikeln im Wasser des Rheins bestätigen die im Frühjahr 2021 veröffentlichten Ergebnisse der Untersuchungen von Greenpeace aus dem Vorjahr und belegen die erhöhte Mikroplastikkonzentration beim Industriegebiet Chempark Dormagen.
In allen sieben Wasserproben, die Greenpeace zwischen Bonn und Düsseldorf aus dem Rhein entnommen hat, wurden der Untersuchung zufolge überwiegend lichtundurchlässige oder transparente Mikroplastikpartikel, sogenannte Microbeads, mit einem Durchmesser von unterhalb einem mm gefunden. Daneben seien kugelförmige und längliche Kunststoffgranulate mit einem Partikeldurchmesser zwischen ca. 1,3 und 5 mm gefunden worden.
Höchste Konzentration stromabwärts des Chemparks Dormagen
Wie 2020 sei die höchste Konzentration stromabwärts des Chemparks Dormagen gefunden worden. Sie beträgt laut Untersuchung 1,1 MP/m³ (2020: 3,3 MP/m³). Etwa 43 Prozent der gefundenen Mikroplastikpartikel sind laut Bericht transparente Microbeads mit Gaseinschlüssen, ihr Hauptbestandteil ist PMMA (Polymethylmethacrylat). Rund 23 Prozent sind opake Microbeads, die überwiegend aus Polystyrol bestehen. Weitere 23 Prozent sind Mikroplastikpartikel aus Polyethylen oder Polypropylen, meist kugelförmig.
Im untersuchten Streckenabschnitt liege die Konzentration der PMMA-Microbeads mit Gaseinschluss zwischen 0,16 MP/m³ und 0,44 MP/m³. Im Bereich des Chemieparks Dormagen werden höhere Konzentrationen gemessen als in den Proben flussaufwärts. Der Durchmesser der Microbeads mit Gaseinschluss liegt zwischen 0,2 und 1,6 mm.
Die Konzentration der Polystyrol-Microbeads steigt in den beiden bei Dormagen entnommenen Proben von 2021 deutlich an, sie ist mindestens zehnmal höher als in den stromaufwärts entnommenen Proben und liegt im Bereich Dormagen zwischen 0,4 und 0,46 MP/m³.
Mikroplastikpartikel auch in Bodenproben
Auch in zwölf Bodenproben aus dem Uferbereich und Flussbett des Rheins finden sich dem Bericht zufolge Mikroplastikpartikel in starker Konzentration. Bis zu 22.038 Partikel pro Kilogramm Trockengewicht ließen sich in einer der Proben aus dem Grundsediment beim Industriegebiet Chempark-Dormagen nachweisen. Im Sediment könnten sie Lebewesen wie Würmern oder Schnecken schaden und über die Nahrungskette das gesamte Ökosystem gefährden, sagte Herrmann.
Eintragsquelle u. a. Klärwerke, industrielle Einleitungen und fahrlässiger Umgang
Als mögliche Eintragsquelle von Mikroplastik in den Rhein kommen Klärwerke, industrielle Einleitungen, Verluste bei der Produktion und Lagerung in Ufernähe sowie fahrlässiger Umgang in Betracht. Partikel wie die gefundenen Microbeads könnten beispielsweise in Ionenaustauschern von Wasseraufbereitungsanlagen verwendet werden oder aus der Polymer-Produktion für Acrylglas stammen.
Bei der aktuellen Untersuchung wurden laut Greenpeace mehr PMMA-Partikel mit Gaseinschluss gefunden als 2020. Da es sich um Stichproben handle, sei eine Aussage, ob es sich um eine zunehmende Verschmutzung mit diesen Partikeln handelt, aber nicht möglich. Das Ergebnis müsse durch weitere Probenahmen überprüft werden.
Greeapeace betont, dass das im Rhein gefundene primäre Mikroplastik von Wasserlebewesen wie Flusskrebsen und Fischen, aber auch von Vögeln statt der Nahrung aufgenommen werden und zu schweren Schädigungen führen könne.