Demnach wurden für die Gewässeruntersuchung an 14 Messpunkten entlang der Ahr in bislang vier Durchgängen sowie durch das Messschiff MS Burgund an der Ahrmündung in den Rhein Proben entnommen und analysiert. Als größte Quelle der Belastungen hätten sich dabei zerstörte Kanäle und nur eingeschränkt funktionsfähige Kläranlagen ergeben. Dabei nähmen die Belastungen vom Oberlauf zum Unterlauf zu. Insbesondere unterhalb der Siedlungsgebiete von Bad Neuenahr und Sinzig stiegen die gemessenen Nährstoffeinträge stark an.
Bis Jahresende sollen alle Bürgerinnen und Bürger wieder an die Kläranlagen Adenauer Bach im Dümpelfeld, Untere Ahr in Sinzig und an mehrere provisorische Kläranlagen im Bereich der mittleren Ahr angeschlossen sein. Die Sanierung und Erneuerung aller defekten Kanäle und die Neuausrichtung der Abwasserentsorgung insgesamt werde hingegen einige Jahre in Anspruch nehmen. Bis dahin lasse sich nicht vermeiden, dass Abwasser zum Teil unzureichend behandelt oder sogar unbehandelt in die Ahr gelangt und das Gewässer belastet.
Nach Regenfällen wurden zudem höhere Konzentrationen von Mineralölen und Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) gemessen. „Das spricht dafür, dass diese Schadstoffe aus Kanälen und von zerstörten Straßen oder Parkplätzen eingeschwemmt werden“, sagte Spiegel.
Auch Besiedlung mit Kleinlebewesen beeinträchtigt
Das Hochwasser habe im Verlauf der Ahr auch die Besiedlung mit Kleinlebewesen beeinträchtigt. „Die Wirkung dieser Hochwasserwelle ist mit einem Sandstrahlgebläse zu vergleichen“, veranschaulichte Spiegel. Die natürliche Wiederbesiedlung im Unterlauf könne viele Jahre dauern. Bei den Fischen sei nach erster Einschätzung noch etwa die Hälfte des Bestandes vorhanden. „Wir werden die Entwicklung an der Ahr mit weiteren Untersuchungen begleiten“, so die Ministerin. Das chemische Monitoring finde momentan alle zwei Wochen statt, weitere biologische Untersuchungen liefen aktuell und seien für das kommende Frühjahr geplant.
Relativ gering sei demgegenüber der Einfluss der Flutkatastrophe auf die Gewässerchemie des Rheins. Aufgrund der großen Verdünnungseffekte seien erhöhte Werte lediglich im Nahbereich der Ahrmündung messbar. Boden- und Staubuntersuchungen hätten keine gesundheitsgefährdenden Verschmutzungen ergeben. Lediglich der Messpunkt am „Ahrtor“ zeigte bei den Staubniederschlägen leicht erhöhte Schwermetallwerte (mit fallender Tendenz), die vermutlich auf Abbrucharbeiten und erhöhtes Lkw-Aufkommen zurückzuführen seien. Teilweise seien die gemessenen Werte sogar unterhalb der Nachweisgrenze.
„Bei den Böden haben wir uns auf besonders sensible Bereiche wie Kinderspielflächen und auf Flächen konzentriert, an denen sich viele Sedimente abgelagert haben“, erläuterte Spiegel. Insgesamt wurden rund 120 Flächen in der Westeifel und im Ahrtal beprobt. Leicht erhöhte Messwerte bei Schwermetallen oder PCB seien vermutlich gar nicht auf das Hochwasser zurückzuführen. Bei einzelnen Flächen seien schon vor der Flutkatastrophe bestehende „Alt“-Bodenbelastungen entdeckt worden. „Selbstverständlich werden die an wenigen Stellen notwendigen Maßnahmen wie etwa Bodenaustausch durch die zuständigen Behörden auf den Weg gebracht und zusätzliche Untersuchungen im Umfeld von auffälligen Bereichen fortgesetzt“, meinte die Ministerin.
SGD Nord grenzt das Überschwemmungsgebiet an der Ahr neu ab
Zuvor wurde bekannt, dass die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord das Überschwemmungsgebiet an der Ahr im Landkreis Ahrweiler neu abgegrenzt hat. Um möglichst schnell Rechtssicherheit zu schaffen, werde im laufenden Festsetzungsverfahren eine Abgrenzung des neuen Überschwemmungsgebietes durch sogenannte Arbeitskarten sichergestellt. Mit der Veröffentlichung im Staatsanzeiger Rheinland-Pfalz ist dieses seit dem 4. Oktober 2021 gültig. Gleichzeitig trete die bisherige Rechtsverordnung vom 04. August 2005 außer Kraft. Anlass für die Abgrenzung des neuen Überschwemmungsgebietes war die Flutkatastrophe.