Anders als in den Mittelgebirgen ist laut Greenpeace in den Alpen das Konzept des Schutzwaldes weit verbreitet. Er schütze Dörfer im Tal vor Lawinen und Steinschlag, aber auch vor Hochwasser und Überschwemmungen. Gesunde Wälder ermöglichten hier, dass Wasser auch nach starken Regenfällen versickert und abfließt, ohne den Hang mit sich zu reißen. Das verzweigte Wurzelwerk nimmt viel Wasser durch den Boden auf.
Bewaldete Hänge weisen deutlich höhere Stabilität auf
Bewaldete Hänge wiesen eine deutlich höhere Stabilität auf, da das Kronendach die Bewegungsenergie der Niederschläge reduziere. Schon bei einer Reduzierung der Holzmasse in Beständen um 55 Prozent führe dies zu einer Abnahme des Wasserhaltevermögens der Vegetation um 50 Prozent, heißt es in der aktuellen Greenpeace-Publikation „Die unterschätzte Bedeutung von Schutzwäldern in Mittelgebirgen - Erkenntnisse aus dem Hochwasser im Ahrtal“. Bestände ohne Bodenvegetation, wie bspw. dichte Fichtenreinbestände ohne Unterwuchs, hätten höhere Oberflächenabflüsse als Standorte mit mehrschichtigen Beständen und zum Teil krautiger Vegetation.
Bei Monokulturen kann Boden weniger Wasser speichern
Bei Monokulturen und stark bewirtschafteten Wäldern sei der Boden dagegen sehr verdichtet und könne weniger Wasser speichern. Monokulturen im Wald bestehen zum Beispiel nur aus Fichten, die relativ rasch wachsen und oft gut verkauft werden können. Mittlerweile setzen Forstbehörden allerdings verstärkt auf Mischwald.
Ein international angelegtes Großprojekt in Südtirol habe die konkrete Wirkung von Kahlflächen im Schutzwald auf den Wasserumsatz und die Abflussbildung untersucht, heißt es in der Greenpeace-Publikation. Ein zentrales Ergebnis sei dabei, dass Kahlschläge auf Flächen mit Hanglage zu einer Erhöhung der Abflusswirksamkeit führen und aus diesem Grund unbedingt vermieden werden sollen.
Schutzwälder können Auswirkungen von Starkniederschlägen reduzieren
Wie Greenpeace schreibt, gibt es Im Umgang mit Naturgefahren keine absolute Sicherheit, und bei der Katastrophe im Ahrtal spielten viele Faktoren eine Rolle. Der Wald bzw. die Landbedeckung sei nur einer davon, der das Ausmaß der Katastrophe nicht gänzlich hätte verhindern können. Die Analyse zeige aber, dass intakte Schutzwälder die Auswirkungen von Starkniederschlägen eindeutig reduzieren könnten und damit von Bedeutung für die Frage seien, ob sich ein Starkregenereignis zu einer Katastrophe potenzieren kann oder nicht. (EUWID/dpa)