Derzeit sei keiner der luxemburgischen Flüsse in einem guten hydromorphologischen Zustand, während 66 Prozent in einem schlechten Zustand seien. Dies sei vor allem auf den Zustand der Auen und die ökologische Durchgängigkeit zurückzuführen, die bei fünf Prozent der Flüsse gut oder sehr gut, aber bei 66 Prozent der Flüsse schlecht sei. Auch gebe es derzeit rund 1.000 Barrieren und Dämme unterschiedlicher Art und Größe in den luxemburgischen Wasserstraßen. Ökologisch einwandfreie Flüsse spielten bei der Vermeidung und Bekämpfung von Überschwemmungen eine wichtige Rolle.
„In der Vergangenheit wurden nicht nur in Luxemburg, sondern in ganz Europa zahlreiche Flussabschnitte begradigt oder, schlimmer noch, in zementierten Betten eingeschlossen, hauptsächlich aus Gründen der Bequemlichkeit und auch in der Hoffnung, Dörfer besser vor Überschwemmungen zu schützen“, sagte AGE-Direktor Jean-Paul Lickes. „In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall: Wenn genügend Platz vorhanden ist, erbringen Flüsse die wichtigsten Ökosystemleistungen für Mensch und Natur, darunter Wasserregulierung und Hochwasserschutz, Nährstoffrecycling und Wasserfilterung, sowie Lebensraum für eine reiche und vielfältige Flora und Fauna“, betonte er.
„In einem so dicht besiedelten Land wie Luxemburg ist die Wiederherstellung eines guten ökologischen Zustands der Flüsse eine große Herausforderung, die die Zusammenarbeit und den Willen zahlreicher Sektoren, Akteure und Partner, insbesondere der Gemeinden, aber auch aller Bürger, erfordert“, sagte Lickes. Die Belastung der Flüsse in Luxemburg ist laut AGE vielfältig und umfasst den Abfluss von landwirtschaftlichen Flächen, die Wasserentnahme für den privaten und öffentlichen Gebrauch sowie die Einleitungen aus Kläranlagen und der Industrie. Ein großes und noch unbekanntes Problem stelle der für Flüsse verfügbare Raum im Großherzogtum dar.
Um dieses Problem anzugehen, hat die AGE in Zusammenarbeit mit Partnern unter anderem ein Programm zur Wiederherstellung eines natürlichen oder naturnahen Zustands der luxemburgischen Wasserläufe aufgelegt. Die Renaturierung von Fließgewässern ermögliche es, den ökologischen Zustand des Gewässers zu verbessern und gleichzeitig zur Verringerung des Hochwasserrisikos beizutragen. Zwei große Vorzeigeprojekte seien derzeit in Vorbereitung: die Revitalisierung der Alzette von Luxemburg-Stadt bis Mersch und die Revitalisierung des Pétrusse-Tals in der Stadt Luxemburg, teilte die AGE weiter mit.