WMO: Zu wenige Länder sind auf drohende Wasserkrise vorbereitet


Der Bericht „The State of Climate Services 2021: Water“ unterstreicht die Notwendigkeit dringender Maßnahmen zur Verbesserung des Wassermanagements, zur Einführung einer integrierten Wasser- und Klimapolitik und zur Erhöhung der entsprechenden Investitionen. „Wir müssen uns der drohenden Wasserkrise bewusst werden“, sagte der Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie, Prof. Petteri Taalas.


Im vergangenen Jahr habe es wieder eine Fortsetzung extremer wasserbezogener Ereignisse gegeben. In Japan, China, Indonesien, Nepal, Pakistan und Indien verursachten extreme Regenfälle massive Überschwemmungen. Millionen Menschen wurden vertrieben, Hunderte kamen ums Leben. „Aber nicht nur in den Entwicklungsländern haben Überschwemmungen zu großen Störungen geführt. Katastrophale Überschwemmungen in Europa haben zu Hunderten von Toten und weit verbreiteten Schäden geführt“, sagte Taalas. Wassermangel sei für viele Nationen nach wie vor ein Hauptgrund zur Besorgnis, insbesondere in Afrika.


Dem Bericht zufolge haben überschwemmungsbedingte Katastrophen um 134 Prozent und die Häufigkeit von Dürren um 29 Prozent zugenommen - durch die steigenden Temperaturen falle gebietsweise weniger Regen, vor allem in Afrika.


3,6 Milliarden Menschen mindestens einen Monat im Jahr
ohne zureichenden Zugang zu Wasser


Mehr als zwei Milliarden Menschen leben laut WMO in Ländern mit Wasserknappheit und 3,6 Milliarden Menschen haben mindestens einen Monat im Jahr einen unzureichenden Zugang zu Wasser. Die Zahl werde bis 2050 auf mehr als fünf Milliarden steigen. Das wäre zu dem Zeitpunkt mehr als die Hälfte der dann von den Vereinten Nationen erwarteten 9,7 Milliarden Erdenbewohner.

Zu den Gebieten mit Wasserknappheit gehörten unter anderem der Mittelmeerraum und Nordafrika, der Westen der USA mit Kalifornien, die Westküste Südamerikas mit Peru und Chile, die Sahelzone südlich der Sahara in Afrika, der Nahe Osten mit Saudi-Arabien und dem Iran sowie große Teile von Süd- und Ostasien.


In den vergangenen 20 Jahren seien die Wasserspeicher der Welt - also Seen, Becken und Grundwasser sowie Feuchtigkeit in Böden, Schnee und Eis - jedes Jahr merklich geschwunden. Die terrestrische Wasserspeicherung – die Summe des gesamten Wassers auf der Landoberfläche und im Untergrund, einschließlich Bodenfeuchtigkeit, Schnee und Eis – sei um einen Zentimeter pro Jahr gesunken. Der größte Verlust wurde in der Antarktis und auf Grönland gemessen, aber auch viele dicht besiedelte Gebiete in niedrigeren Breiten erlitten erhebliche Wasserverluste. Die Situation verschlimmere sich durch die Tatsache, dass nur 0,5 Prozent des Wassers auf der Erde nutzbares und verfügbares Süßwasser ist.


Wasserressourcen in mehr als 100 Ländern nicht gut gemanagt


Trotz dieser Zahlen finde in über 100 Ländern kein gutes Management der Wasserressourcen statt, so die WMO. Die Pegel für Vorhersagen von Überschwemmungen und Dürren müssten kontinuierlicher gemessen werden. Nach dem UN-Entwicklungsziel SGD 6 sollen bis 2030 alle Menschen sauberes Trinkwasser und eine Abwasserentsorgung haben - um das zu erreichen, müssten die Anstrengungen der WMO zufolge vervierfacht werden. Trotz eines Anstiegs der finanziellen Zusagen um neun Prozent zur Bewältigung des Entwicklungsziels SDG 6 blieben die Zusagen der öffentlichen Entwicklungshilfe (ODA) zwischen 2015 und 2019 mit 8,8 Milliarden US-Dollar stabil, heißt es in dem Bericht.


Integriertes Wasserressourcenmanagement (IWRM) sei von entscheidender Bedeutung, um langfristiges soziales, wirtschaftliches und ökologisches Wohlergehen zu erreichen. Aber obwohl die meisten Länder im Hinblick auf das Niveau ihrer IWRM-Implementierung weit fortgeschritten seien, seien 107 Länder nicht auf dem Weg, das Ziel einer nachhaltigen Bewirtschaftung ihrer Wasserressourcen bis 2030 zu erreichen.


Der Bericht empfiehlt des Weiteren, in gefährdeten Regionen in durchgängige Dürre- und Überschwemmungs-Frühwarnsysteme zu investieren. Es gelte, Lücken bei der Erhebung von Daten für grundlegende hydrologische Variablen, die Klimadienstleistungen und Frühwarnsystemen zugrunde liegen, zu schließen.