Auch in der Westeifel seien in den Moselzuflüssen Sauer, Prüm, Nims und Kyll nach der Hochwassernacht keine gravierenden Belastungen festgestellt. Hier liegen den Angaben zufolge bereits die Ergebnisse zweier Messungen vor. „Ich bin erleichtert, dass die Ergebnisse zunächst nicht auf sehr starke chemische Verunreinigungen hindeuten, eine Entwarnung können wir jedoch noch nicht geben. Hierzu brauchen wir weitere Probenentnahmen, die folgen werden“, sagte Umweltministerin Anne Spiegel (Grüne).
Abschwemmungen offenbar schnell verdünnt
Die enorme Zerstörungskraft der Flutwelle und die einhergehende Freisetzung von Öl, chemischen Stoffen sowie die Verlagerung von Schlamm hätten gravierende Belastungen in den kleineren Flüssen befürchten lassen. Die hohen Wassermengen und Fließgeschwindigkeiten hätten jedoch offenbar Abschwemmungen aus Weinbergen, geplatzten Öl- und Benzintanks oder zerstörten Abwasseranlagen schnell verdünnt und mit der Hochwasserwelle fortgespült. Zudem zeigten sich in den relativ geringen Belastungen aus den Abwässern auch die Erfolge der Sofortmaßnahmen vor Ort, wo unter anderem kurzfristig mobile Kläranlagen installiert odermobile Toilettenkabinen aufgestellt wurden.
Untersuchungen werden von der SGD Nord und dem LfU fortgeführt
Mit dem am 3. August gestarteten Sondermessprogramm will sich das Umweltministerium Klarheit darüber verschaffen, wie sehr die Gewässer im Zuge der Hochwasserkatastrophe durch zerstörte Kläranlagen und Kanalisationen, Öltanks, Düngemittel oder Pestizide belastet wurden. „Dabei ist klar, dass auch 13 Messstellen entlang der Ahr kein vollständiges Bild liefern, sondern jeweils nur stichprobenartige Momentaufnahmen darstellen“ sagte Spiegel. Die Untersuchungen würden von der SGD Nord und dem LfU fortgeführt.
Die Proben werden den Angaben zufolge vom LfU auf insgesamt 192 Parameter untersucht. Bei dem Sondermessprogramm stünden mögliche Auswirkungen für die Umwelt und Wasserlebewesen, also die Gewässerqualität, im Fokus. Die gemessenen Werte lagen zumeist innerhalb der üblichen Schwankungen, so das Ministerium. Zum Zeitpunkt der Probenahme seien jedoch in den Siedlungsbereichen noch Rückstände von Mineralölen nachweisbar.
Schadstoffe aus der Luft lokal in die Gewässer eingespült
Durch die lang anhaltenden Niederschläge seien auch partikelgebundene Schadstoffe aus der Luft zum Beispiel über Stäube oder Ruß mobilisiert und von befestigten Flächen und Straßen lokal in die Gewässer eingespült worden. Dabei seien im Gebiet von Bad Neuenahr die Jahreshöchstkonzentrationen für einige Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) nach der Oberflächengewässerverordnung überschritten worden. Dies gelte es mit weiteren Probenentnahmen engmaschig zu beobachten.
Durch beschädigte Kläranlagen, Kanäle und durch Abschwemmungen von landwirtschaftlichen Flächen seien zudem Nährstoffe in die Gewässer eingetragen worden. Hinweise auf erhöhte bis hohe Nährstoffeinträge ergeben sich den Angaben zufolge im Bereich der Siedlungsgebiete bzw. unterhalb der beiden großen Kläranlagen.
Im Ahrtal alle Kläranlagen beschädigt
Im Ahrtal waren alle Kläranlagen von den Überschwemmungen betroffen und wurden beschädigt, heißt es weiter. Dies waren die Kläranlagen „Untere Ahr“ in Sinzig, „Mittlere Ahr“ in Altenahr sowie die Kläranlagen in Mayschoss und Dümpelfeld. Auf der Kläranlage in Sinzig seien die mechanische Reinigung und in Dümpelfeld zusätzlich bereits wieder die biologische Reinigung in Betrieb zu nehmen. Auf der Kläranlage Untere Ahr in Sinzig sei die Inbetriebnahme der biologischen Reinigung für Mitte September geplant. Im Raum Trier, wo 18 Kläranlagen ganz oder teilweise überflutet worden seien, hätten die meisten Anlagen mittlerweile zumindest einen Notbetrieb wiederaufnehmen können.
Bei den Pflanzenschutzmitteln konnten nach Angaben des Ministeriums von den 71 untersuchten Stoffen nur wenige Substanzen oberhalb der Nachweisgrenze gefunden werden. Die bisher vorliegenden Ergebnisse des Sondermessprogramms sind auf der Webseite der SGD Nord abrufbar unter: www.sgdnord.rlp.de
Rotes Kreuz nimmt Behelfs-Kläranlage an der Ahr in Betrieb
Unterdessen hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) im von der Flut hart getroffenen Ahrtal-Ort Mayschoß eine eigentlich für Einsätze im Ausland konzipierte Behelfs-Kläranlage in Betrieb genommen. „Damit wird die Abwasseraufbereitung in Mayschoß für zwei Jahre gesichert“, sagte DRK-Generalsekretär Christian Reuter. Derzeit fließe ein Großteil des Abwassers ungeklärt in die Ahr. Mit der Kläranlage soll die Ausbreitung von Krankheiten und Umweltschäden gemindert werden. Mit der aus sieben Tanks mit einem Fassungsvermögen von über 334.000 Litern bestehende Anlage könne die Abwasseraufbereitung in Mayschoß für zwei Jahre gesichert werden. Weil bei der Flut im Juli viele Klärwerke zerstört worden seien, fließe ein Großteil des Abwassers ungeklärt in die Ahr, erklärte das DRK weiter.