BMU: Moorbodenschutz kann zum Gewässerschutz positiven Beitrag leisten


Moorschutz hilft bei der Anpassung an den Klimawandel, denn Moore könnten die Folgen von Starkregen, Hochwasser, Dürre oder Hitze abmildern, sagte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth. „Mit der Nationalen Moorschutzstrategie schaffen wir die Grundlage für einen konsistenten, zwischen Bundes- und Länderebene gut verzahnten Moorschutz“.


Die Nationale Moorschutzstrategie wende sich nicht nur an die innerstaatlichen Einrichtungen auf den verschiedenen Ebenen, sondern an alle gesellschaftlichen Akteure, so das Ministerium. Das BMU sei überzeugt, dass der Schutz von Mooren, die Wiedervernässung von bisher entwässerten Mooren und Moorböden und ihre nachhaltige Nutzung nur im Schulterschluss mit der örtlichen Bevölkerung, Flächeneigentümerinnen und Flächeneigentümern und denjenigen, die die Flächen derzeit bewirtschaften, gelingen können. In Deutschland würden 71 Prozent aller Moorböden landwirtschaftlich genutzt. 92 Prozent der Moore seien entwässert.


Synergien zwischen Natur-, Gewässer-, Boden und Klimaschutz verstärkt nutzen


Konkret heißt es in der Strategie unter anderem, dass ungenutzte Moore und Moorflächen  erhalten bleiben und so weit wiedervernässt  werden sollen, dass die Torfzersetzung gestoppt  und  Moorwachstum ermöglicht wird. Die Belange der Eigentümerinnen und Eigentümer bzw. der Bewirtschafterinnen  und Bewirtschafter angrenzender Flächen sollten dabei nicht beeinträchtigt werden. Zusätzliche Moorflächen sollten einer  natürlichen Entwicklung überlassen und unter  Schutz  gestellt  werden. Synergien zwischen Natur-, Gewässer-, Boden- und Klimaschutz seien verstärkt zu nutzen.  Methanemissionen, die   insbesondere in der Anfangsphase  der  Wiedervernässung  durch  Überstauung  auftreten, sollten minimiert werden. Dazu  werde das BMU die Beratung und  Qualifizierung der Handelnden im Hinblick auf ein gezieltes Wasserspiegelmanagement ausbauen.


Wasserhaltung in Mooren von steigender Relevanz 


Moore als Wasserspeicher und Nährstoffsenke Moore haben eine ausgleichende Wirkung auf den Landschaftswasserhaushalt, heißt es in der Strategie. Gerade vor dem Hintergrund des   zunehmenden   Klimawandels  sowie   häufigerer und länger anhaltender Dürreperioden oder Starkregenereignissen komme der Wasserhaltung in Mooren eine steigende Relevanz zu.  Moore  haben  zudem  durch  ihre  Verdunstungsleistung  eine  kühlende  und ausgleichende Wirkung auf das Regionalklima. 


Degradierte Moorböden  erhöhen Gefahr einer Eutrophierung von Gewässern


Funktionstüchtige  Moore  und  ihre  Böden  erfüllten  zusätzlich  wichtige  Funktionen,  indem  sie Nähr- und Schadstoffe aufnehmen und in verschiedenen biogeochemischen Prozessen ab- oder umbauen. Mit der Trockenlegung der  Moore  veränderten  sich  auch  diese  Prozesse.  Bei  der  Zersetzung  des  Torfes  würden Nährstoffe  in  erheblichen  Mengen  freigesetzt  und  anschließend  aus  dem  Moor  in  die Oberflächengewässer ausgetragen. Degradierte Moorböden seien eine maßgebliche Nährstoffquelle. Sie erhöhten so die Gefahr einer Eutrophierung dieser Gewässer deutlich und stellten  für  die  noch  vorhandenen  nährstoffarmen  Moorbiotope  eine  starke  Gefährdung  dar. Moorbodenschutz könne dagegen zu einem langfristigen Gewässerschutz positiv beitragen.


Hydrologische Situation der Moore nicht isoliert zu betrachten


Die hydrologische Situation der Moore in der Landschaft könne nicht isoliert betrachtet werden, heißt es in der Strategie weiter. Der  Wasserhaushalt  der  Moore  sei vielmehr  unmittelbar  von  der  Situation  und  Entwicklung  des Wasserhaushalts in ihrem gesamten Einzugsgebiet abhängig. Für die Entwässerung der Moore sei ein umfängliches Netz von Drainagen, Gräben und Kanälen mit dem Ziel geschaffen worden, Wasser schnell und umfänglich aus den Flächen abzuleiten. 


Durch die mit der Trockenlegung der Moore einhergehenden Sackungen der Böden war und ist es für eine Fortführung der bisherigen entwässerungsbasierten Landwirtschaft erforderlich, die Entwässerungssysteme  immer  weiter  zu  vertiefen.  Sacken  die  Böden  zu  weit  ab, könne das Wasser nur noch durch den Einsatz von   Schöpfwerken abgeführt werden. Diese dauerhafte Abhängigkeit von beständiger Vertiefung der Entwässerungsstrukturen bis hin zu einer aktiven Entwässerungstechnik nimmt bei Weiterverfolgung der entwässerungsbasierten Bewirtschaftung weiter zu, je stärker der Torf zersetzt wird und die Flächen absacken.


Wasserrückhalt  auf  der gesamten Fläche verbessern 


Um diese Prozesse aufzuhalten und eine Entwicklung hin zu einer vorausschauenden Wasserrückhaltung   einzuleiten,   ist   es   der Strategie zufolge notwendig, den Wasserrückhalt auf  der gesamten Fläche zu verbessern und  übergreifende Konzepte für den Landschaftswasserhaushalt zu erarbeiten, die hydrologische Einheiten vollständig einbeziehen. Dabei seien der  erwartete  Klimawandel  und  die  damit  verbundenen Niederschlags- und Temperaturveränderungen zu berücksichtigen. Eine besondere Herausforderung    für Wiedervernässungsmaßnahmen bestehe darin, jeweils alle in dem Einzugsbereich Betroffenen von der Notwendigkeit und den Vorteilen der Maßnahmen zu überzeugen.


Evaluierung spätestens 2025 vorgesehen


Wie es in der Strategie heißt, werde alle fünf Jahre ein Fortschrittsbericht über den Stand der Umsetzung der Nationalen Moorschutzstrategie erstellt und veröffentlicht. Spätestens im Jahr 2025 würde die Bundesregierung den Prozess der Wiedervernässung von Mooren und Moorböden erstmals evaluieren. Auf Grundlage der dabei gewonnenen Ergebnisse werde ein Zielpfad für den weiteren Ausstieg aus der Moorentwässerung einschließlich konkreter Treibhausgasminderungsziele für den Zeitraum bis 2045 festlegt werden.


DNR kritisiert „Verweigerungshaltung“ des BMEL


Anlässlich der vom Bundesumweltministerium (BMU) veröffentlichten Nationalen Moorschutzstrategie kritisiert der Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring (DNR) das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL). „Es ist ein peinliches Armutszeugnis, dass das BMU die im Koalitionsvertrag vereinbarte Moorschutzstrategie aufgrund des Widerstands von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner im Alleingang vorlegen muss“, sagte DNR-Geschäftsführer Florian Schöne. Gerade die tief entwässerten Acker- und Grünlandflächen machten den größten Flächenanteil der Moorböden aus. „Wenn Frau Klöckner sich diesem wichtigen Thema verweigert, erweist sie der Landwirtschaft einen Bärendienst, denn an einer großflächigen Wiedervernässung von Moorböden führt aus klima- und naturschutzpolitischer Sicht kein Weg vorbei“, sagte Schöne.


BUND: Richtung stimmt – aber zu zaghaft


Olaf Bandt, der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), sagte, die neue Moorschutz-Strategie sei ein Schritt in die richtige Richtung, der allerdings noch zu zaghaft ausfalle. Das Ambitionsniveau der Ziele und Maßnahmen sei viel zu gering, um Moore, Klima und Natur erfolgreich zu schützen. Die neue Bundesregierung müsse hier noch einmal deutlich nachschärfen.


Das Hauptziel müsse sein, Moore wiederzuvernässen. Wo das nicht möglich ist, brauche es einen Plan, wie die Moorböden langfristig klima- und naturverträglich bewirtschaftet werden könnten. Dass das Bundesumweltministerium Treibhausgasemissionen aus Mooren bis 2030 jährlich nur um fünf Millionen Tonnen CO2 und ähnliche Gase reduzieren möchte, greife zu kurz. Die Bundesregierung müsse sich um den Moorschutz endlich so kümmern wie um den Klimaschutz und den Schutz der biologischen Vielfalt, so Bandt. Die Funktion der Moore als Wasserspeicher werde angesichts der durch die Klimakrise stärker auftretenden Dürren und Starkregen immer wichtiger.