Der Untersuchung zufolge verstärkt Deutschlands Art der Ernährung in vielen mit Wassermangel kämpfenden Regionen die Konflikte um Wasser. Der ermittelte Wasserknappheitsfußabdruck der aktuellen bundesdeutschen Ernährung liege fast vollständig außerhalb Deutschlands. Spanien sei mit großem Abstand mit fast 60 Prozent am meisten betroffen, gefolgt von den USA mit fast 13 Prozent. In Deutschland liege das Risiko dagegen nur bei 0,3 Prozent. Die Erderhitzung verschärfe die Wasserknappheit vielerorts weiter.
„Unsere derzeitige Ernährung belastet das Klima stark. Ihr Flächenfußabdruck trägt zur Zerstörung wertvoller natürlicher Lebensräume bei. Treiber sind hier Fleisch und Milchprodukte. Erhöhen wir folgerichtig unseren Anteil pflanzlicher Nahrungsmittel im Warenkorb, dann müssen wir ran an deren Lieferketten, um Warenströme und Produktionsweisen nachhaltiger zu gestalten“, sagte die WWF-Ernährungsexpertin Tanja Dräger des Teran. Denn sonst steige der Verbrauch an Bewässerungswasser und das Wasserknappheitsrisiko. Auch beim Wasser gelte es, die planetaren Grenzen unbedingt zu beachten.
Lieferkettengesetz soll nachhaltigen Umgang mit Wasser einfordern
Zu der von der Umweltschutzorganisation geforderten Ernährungsstrategie gehören politische Konzepte für mehr einheimische Produkte bei Obst, Gemüse, Nüssen oder Hülsenfrüchten.
Notwendig sei auch ein weiter reichendes Lieferkettengesetz, das entlang der gesamten Lieferkette aller Unternehmen neben Menschenrechten auch die Umwelt adressiert - und damit auch einen nachhaltigeren Umgang mit Wasser gerade in wasserkritischen Regionen einfordere, so der WWF. Das Lieferkettengesetz umfasse lediglich große Unternehmen und auch bei diesen nur Teile der Lieferkette, und zusätzlich decke es Umweltrisiken nur unzureichend ab. Druck in der Lieferkette auch beim Thema Wasser entstehe aber nur dann, wenn zum Beispiel Lebensmittelunternehmen und der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland für Wasserrisiken entlang ihrer gesamten Lieferkette tätig werden müssen, sagte Dräger de Teran. Das würde in den Anbauländern auch den Druck erhöhen, die vorhandene Wassergesetzgebung konsequent umzusetzen.
Pro Person und Jahr verbraucht Ernährung der Deutschen 29.000 Liter Bewässerungswasser
Pro Person und Jahr verbrauche die Ernährung der Deutschen 29.000 Liter Bewässerungswasser weltweit. Den größten Bedarf an zusätzlicher Bewässerung hätten derzeit mit 6.900 Litern pro Person Zitronen, Orangen oder Mandarinen aus wasserarmen Regionen wie Spanien. Aber auch die bundesdeutsche Lust auf Mandeln führe zu einer zusätzlichen Bewässerung von 2.500 Litern pro Person.
Der WWF-Analyse zufolge werden zudem nur 37 Prozent des hier verzehrten Gemüses auch in Deutschland angebaut – bei Tomaten sogar nur vier Prozent. Obst aus Deutschland komme auf knapp 20 Prozent. Bei Erbsen oder Bohnen liege der Anteil bei etwas über 20 Prozent. Fast nicht vorhanden ist der heimische Anbau von Nüssen. Obwohl zum Beispiel Haselnüsse in Deutschland heimisch sind, stammten 98 Prozent derzeit aus dem Ausland.
Je höher der Anteil aus heimischem Anbau, desto geringer der Anteil an Wasserknappheit andernorts
Der WWF verweist darauf, dass auch die Zukunftskommission Landwirtschaft gefordert habe, den Anteil pflanzlicher Nahrung deutlich zu steigern und den Konsum von tierischen Lebensmitteln zu reduzieren. „Damit aus der dringend notwendigen Ernährungsumstellung auch beim Thema Wasser ein Gewinn wird, muss die neue Regierung nach der Bundestagswahl zügig die Weichen passend stellen“, sagt Tanja Dräger de Teran. Nötig sind laut WWF unter anderem politische Maßnahmen, um den derzeit niedrigen deutschen Selbstversorgungsgrad bei Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen zügig und deutlich zu erhöhen. Je höher der Anteil an Nüssen, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse aus heimischem Anbau sei, desto geringer sei der Anteil an der Wasserknappheit andernorts. Bei importierten Erzeugnissen gelte es, den Verbrauch von Bewässerungswasser zu senken.