Umweltverbände: Positive Resonanz zum Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz


Zu den zehn Handlungsfeldern, mit denen der Natürliche Klimaschutz in den kommenden Jahren vorangebracht werden soll, zählen den Eckpunkten zufolge  der Schutz intakter Moore und Wiedervernässungen sowie ein naturnaher Wasserhaushalt mit lebendigen Flüssen, Seen und Auen. Für den Bereich des Gewässerschutzes kündigt das BMUV in dem Eckpunktepapier zu dem Programm an, insbesondere Maßnahmen zur Renaturierung und ökologischen Aufwertung von Flächen in Auen zu entwickeln und dafür potentielle Flächen als Gebietskulisse zu ermitteln.


Als Voraussetzung dafür sollten finanzielle Investitionsanreize zur Wiederanbindung von Auen geschaffen und die Sanierung schadstoffbelasteter Sedimente in den Gewässersystemen gefördert werden. Die biodiversitätsfördernde Pflege bzw. Nutzung von Auenflächen würden gestärkt und dafür die Kooperation von Naturschutz und Landwirtschaft vorangebracht.


"Enormes Potential für Klimaschutz mit naturbasierten Lösungen in der Wasserwirtschaft sowie in  der Land- und Forstwirtschaft"


Gerade die Wasserwirtschaft sowie die Land- und Forstwirtschaft böten ein enormes Potenzial für Klimaschutz mit naturbasierten Lösungen, sagte Rathke. Die Renaturierung von Moorböden sei dabei ein zentraler Baustein. Zudem würden für die Klimaanpassung mehr Wasserrückhalt in der Landschaft, Gewässerentwicklungskorridore und naturnahe Auen, die ein natürliches Wasserreservoir darstellen und Wasser verfügbar halten, benötigt. Diese Klimaschutzpotenziale zu erschließen, müsse oberste Priorität der gesamten Bundesregierung sein. Dies könne aber nur gemeinsam mit Land- und Forstwirten, Vertretern der Kommunen sowie des Natur- und Klimaschutzes gelingen. Für das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz würden nicht nur ambitionierte Ziele, mehr Geld oder sinnvolle Gesetzeskorrekturen benötigt, sondern vor allem eine kluge Strategie zur Lösung von Zielkonflikten und dazu, den natürlichen Klimaschutz gemeinsam in die Fläche zu bringen.


Olaf Bandt, der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), erklärte, mit dem Aktionsprogramm lege die Regierung einen Meilenstein vor. Jetzt müsse das Programm schnell mit Leben gefüllt werden. „Artenschutz, Hochwasserschutz, Kohlenstoffspeicherung, höhere Widerstandsfähigkeit der Landschaft gegenüber Dürre – die Potenziale unserer natürlichen Lebensräume sind riesig“, sagte Bandt. Ihre Wertschöpfung und Ökosystemleistungen seien ein wesentlicher Faktor für die Zukunft und einen lebenswerten ländlichen Raum.


Florian Schöne, Geschäftsführer des Umweltdachverbands Deutscher Naturschutzring (DNR) sagte, mit dem Aktionsprogramm bestehe die große Chance, den Schutz und die Finanzierung zentraler Ökosystemleistungen auf eine grundlegend neue und solide Basis zu stellen. Ob Moore, Wälder, Meere oder Böden – hier liegen derzeit enorme Potenziale für den Klima- und Naturschutz brach. Nun gelte es, aus den Eckpunkten des Bundesumweltministeriums unter Beteiligung aller relevanten Akteure ein verbindliches und umsetzungsstarkes Programm zu entwickeln und die angekündigten Finanzmittel erfolgreich in die Fläche zu bringen.


Auen filtern das Oberflächenwasser


Wie es in dem Eckpunktepapier heißt, ließen sich beim Schutz von Gewässern Synergien des Natürlichen Klimaschutzes in besonderer Weise nutzen: Die Renaturierung von Gewässersystemen und die Wiederanbindung von Auen sicherten Rückzugsgebiete für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Gleichzeitig filterten Auen das Oberflächenwasser, hielten es in der Landschaft, beugten dadurch Dürren vor und böten Rückhalteräume als vorbeugenden Hochwasserschutz.


Viele Flüsse seien jedoch begradigt und kaum noch mit ihren Auen verbunden, heißt es in dem Eckpunktepapier. Zu gut einem Drittel werden überflutbare Auen heute als Ackerflächen sowie als Siedlungs-, Verkehrs- und Gewerbeflächen genutzt, und nur noch neun Prozent der Auen  seien ökologisch weitestgehend intakt.


Wasser stärker in der Landschaft halten


Ziel sei es, Wasser wieder stärker in der Landschaft zu halten und die schnelle Entwässerung großer Flächen zurückzufahren. Dies könne der Entstehung von lokalen Überschwemmungen bei Starkregenereignissen vorbeugen, die mit der Klimakrise häufiger und stärker auftreten, und schafft die Voraussetzungen für weitergehende Renaturierungs- und Wiederherstel-lungsmaßnahmen wie etwa die Wiedervernässung von Moorböden.


Des Weiteren kündigt das BMUV an, landwirtschaftliche Betriebe bei Maßnahmen zur Wiedervernässung von Mooren und bei der Einführung angepasster Bewirtschaftungsweisen und deren Wertschöpfung zu unterstützen. Zusammen mit den Ländern werde das Ministerium geeignete Flächen für Renaturierungsmaßnahmen identifizieren und den Zustand der ungenutzten und geschützten Moore verbessern.


Wassermanagement für bestehende
Feuchtgebiete soll optimiert werden


Die Nationale Moorschutzstrategie werde umgesetzt und ein Bundesprogramm Klimaschutz durch Moorbodenschutz für eine flächenwirksame Wiedervernässung aufgelegt werden, heißt es in den Eckpunkten zum Natürlichen Klimaschutz. Mit den Ländern werde das BMUV die Ausweisung von Vorranggebieten für den Moorschutz, einen Ausstiegsplan für Torfabbau und -verwendung, und Grundlagen für die Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung bei Wiedervernässungsvorhaben vereinbaren. Durch die Förderung von Photovoltaik-Anlagen auf wiedervernässten Moorböden über das EEG sollten zusätzliche Anreize für Wiedervernässungen gesetzt werden. Zudem werden die Optimierung des Wassermanagements für bestehende Feuchtgebiete gezielt unterstützt werden.


Wasserstände auf entwässerten
Flächen müssen angehoben werden


Durch den Schutz und die Wiederherstellung von Mooren und entwässerten Moorböden könnten Treibhausgasemissionen erheblich reduziert und gleichzeitig ein Beitrag zum Biodiversitätserhalt geleistet werden. In Deutschland seien derzeit 92 Prozent der Moorböden entwässert und verursachen jährlich mit rund 53 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente einen Anteil von etwa 6,7 Prozent der gesamten nationalen Treibhausgas-Emissionen. Der größte Teil dieser Emissionen resultiere aus landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die wenigen noch naturnahen und ungenutzten Moore befinden sich den Angaben zufolge überwiegend in einem schlechten Erhaltungszustand. Für eine Reduktion der Treibhausgasemissionen aus Moorböden müssten die Wasserstände auf den entwässerten Flächen angehoben werden.


Das Programm beinhaltet neben dem Gewässer- und Moorschutz die Punkte Wildnis und Schutzgebiete, Waldökosysteme, Böden als Kohlenstoffspeicher, Natürlicher Klimaschutz auf Siedlungs- und Verkehrsflächen, Datenerhebung, Monitoring, Modellierung und Berichterstattung, Forschung und Kompetenzaufbau sowie Zusammenarbeit in der EU und international.