Um die Produktion von Nutzpflanzen zu erhöhen, werden nach Angaben der Universität in der Landwirtschaft Pestizidgemische eingesetzt. Ein Teil dieser Verbindungen gelangt von der Anbaufläche in nahegelegene Gewässer und setzt die unter Wasser lebenden Tiere einer Mischung von Schadstoffen aus. Zuckmücken verbringen ihr Larvenstadium auf dem Grund von Gewässern und tummeln sich im Sediment. Nach ihrer Metamorphose schlüpfen die erwachsenen Mücken jedoch aus dem Wasser und fliegen ans Ufer und landeinwärts und bilden dort eine wichtige Nahrungsquelle für andere Insekten, Spinnen, Frösche, Vögel und Fledermäuse.
Für einige ältere, nicht mehr zugelassene Pestizide wurde dieser Transportweg an Land bereits belegt, heißt es weiter. Ob nun Zuckmücken auch die heute in der Landwirtschaft gebräuchlichen Pestizide bis ins Stadium der umherfliegenden Insekten bei sich tragen, wurde bisher nicht untersucht. So gingen die Landauer Umweltwissenschaftler Alexis Roodt, Ralf Schulz und Kollegen im DFG-Graduiertenkolleg SystemLink den Spuren von Pestiziden im gesamten Lebenszyklus der Zuckmücke nach und schätzten dabei auch ein, ob die Insekten diese Stoffe an ihre Fressfeinde weitergeben könnten.
Im Laufe der Zeit verringerten sich die Pestizidkonzentrationen in weiblichen Mücken
Die Forscher setzten Zuckmückenlarven in Behälter gefüllt mit Sediment, Wasser und einer Mischung aus neun Pestiziden. Die Larven nahmen alle in der Studie eingesetzten Fungizide und Herbizide auf und ein geringer Teil davon fand sich auch in den aus den Larven schlüpfenden fliegenden Insekten wieder. Die Konzentrationen des z.B. in Raps, Weinbau, Gemüse oder Obst eingesetzten Herbizids Propyzamid waren in den Larven und bei frisch geschlüpften Mücken sogar sehr ähnlich. Geschlüpfte weibliche Mücken enthielten höhere Konzentrationen der Pestizide verglichen mit ihren männlichen Artgenossen.
Den Angaben zufolge verringerten sich jedoch im Laufe der Zeit die Pestizidkonzentrationen in weiblichen Mücken, was die Forscher der Tatsache zuschreiben, dass die meisten der weiblichen Mücken Eier legen und damit die Verbindungen an die nächste Generation von Mücken weitergeben. Abschließend schätzte das Team unter Zuhilfenahme von Daten aus anderen Studien, dass Vögel und Fledermäuse über ihre Nahrung aus umherfliegenden Mücken über längere Zeit Pestizide aufnehmen können und somit die Pestizide in Gewässern auch Tiere an Land negativ beeinflussen könnten.