Swiss Re Institute: Hohe Schäden durch extreme Hochwasserereignisse auch 2021


Naturkatastrophen verursachten 2021 laut Swiss Re Institute weltweit wirtschaftliche Schäden von 270 Mrd. US-Dollar und versicherte Schäden von 111 Mrd. US-Dollar – die vierthöchste Summe seit Beginn der Sigma Research genannten Aufzeichnungen des Rückversicherers Swiss Re. Damit setze sich der langfristige Trend fort, dass die weltweiten versicherten Schäden pro Jahr um durchschnittlich fünf bis sieben Prozent steigen.


Deckungslücke nach wie vor groß


Die Sigma-Aufzeichnungen zeigten, dass Überschwemmungen die weitaus häufigste Naturgefahr seien. In den vergangenen zehn Jahren habe es etwa dreimal so viele schwere Überschwemmungsereignisse wie tropische Zyklone gegeben. Außerdem waren Überschwemmungen für mehr als ein Drittel aller Todesfälle durch Naturkatastrophen verantwortlich. Von den wirtschaftlichen Schäden entfielen 23 Prozent auf Überschwemmungen, der zweithöchste Anteil nach den tropischen Zyklonen.


Trotzdem seien in den letzten zehn Jahren in den Schwellenländern nur fünf Prozent und in den Industrieländern 34 Prozent der schweren Hochwasserschäden versichert gewesen. Weltweit existiert also eine große Deckungslücke. Am größten ist diese Lücke in Asien, wo nur sieben Prozent der wirtschaftlichen Schäden versichert sind. In Europa dagegen sind 34 Prozent der Hochwasserschäden versichert.


Während Hurrikan Ida die teuerste Naturkatastrophe im Jahr 2021 war, war der größte Teil der versicherten Schäden aus Naturkatastrophen auch letztes Jahr wieder auf sekundäre Naturgefahren zurückzuführen, heißt es in dem Bericht. So stellten etwa die Überschwemmungen im Juli in Europa die bisher teuerste Naturkatastrophe in der Region dar. Trotz rekordhohen versicherten Schäden durch Überschwemmungen sei die weltweite Deckungslücke nach wie vor groß.


Fast ein Drittel der Weltbevölkerung
von Überschwemmungen betroffen


„Fast ein Drittel der Weltbevölkerung ist von Überschwemmungen betroffen, mehr als von jeder anderen Naturgefahr. Allein im Jahr 2021 gab es weltweit mehr als 50 schwere Überschwemmungsereignisse“, sagte Martin Bertogg, Head of Catastrophe Perils bei Swiss Re. „Angesichts des Ausmaßes der Verwüstungen verdienen Überschwemmungsrisiken dieselbe Aufmerksamkeit und ebenso strenge Risikoprüfungen wie primäre Naturgefahren, etwa Hurrikane.“


Hochwasserschäden werden laut Swiss Re Institute mit dem Klimawandel und der Urbanisierung weiter zunehmen, und der Klimawandel werde voraussichtlich zu häufigeren und extremeren Wetterereignissen führen. Auch das Bevölkerungswachstum, die rasante städtische Entwicklung und die Anhäufung von wirtschaftlichem Wohlstand in katastrophengefährdeten Gebieten tragen dem Bericht zufolge zum anhaltenden Anstieg der Katastrophenschäden bei. Das Jahr 2021 war ein weiteres Jahr mit intensiver Naturkatastrophenaktivität, unter anderem mit verheerenden Überschwemmungen in Europa, China, den USA und anderen Teilen der Welt. Auch im ersten Quartal 2022 hätten schwere Überschwemmungen im Osten Australiens bereits wieder schwere Verwüstungen und hohe versicherte Schäden verursacht. „Die Zunahme der Schäden durch Überschwemmungen wird immer deutlicher“, sagt Jérôme Jean Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re.


Das vergangene Jahr war ein Weckruf“


„Das vergangene Jahr war ein weiterer Weckruf. Der Handlungsbedarf zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft wird weltweit immer dringlicher“, sagte Haegeli. Gemeinsam mit dem öffentlichen Sektor seien die Rück-Versicherer gut gerüstet, um die Erschließung von Hochrisikogebieten zu verhindern und in Schutzmaßnahmen wie grüne Infrastruktur zu investieren. Dies sorge dafür, dass Vermögenswerte versicherbar bleiben, und verbessere zugleich den Wachstumsausblick.