Nachholbedarf sei demnach weiterhin bei der Aufbau- und Ablauforganisation hinsichtlich der TSM-Bestätigung, insbesondere bei den kleineren Unternehmen, vorhanden. Die Wasserverluste können bei 65 Prozent der Unternehmen als gering eingestuft werden. Die Qualität und damit die Aussagekraft der jährlichen Wasserbilanzierung sollte bei einigen Unternehmen aber weiter verbessert werden.
Die hohe Versorgungssicherheit werde insbesondere durch die Branchenkennzahl zum Auftreten ungeplanter Unterbrechungen belegt. Selbst bei dem Unternehmen, das den Maximalwert stellt, war die Versorgung im Jahr 2019 durchschnittlich nur 11,4 min je Anschluss unterbrochen. Die Schadensraten für die Haupt- und Versorgungsleitungen liegen den Angaben zufolge bei 61 Prozent der Unternehmen im niedrigen Bereich. Die Auslastung am Spitzentag zeigte nur bei einem Unternehmen deutliche Überschreitungen des erlaubten oder bewilligten Maximalwertes. Um für die wahrscheinlich weiter ansteigenden Verbrauchsspitzen infolge des Klimawandels gewappnet zu sein, sollte laut Aquabench in diesen Fällen geprüft werden, inwieweit das Aufbauen und Vorhalten weiterer Reserven notwendig ist.
Mehr als die Hälfte nicht zwingend auf den Fremdwasserbezug angewiesen
Die Branchenkennzahlen der Nachhaltigkeit zeigen hinsichtlich der vorhandenen Ressourcen, dass noch immer mehr als die Hälfte der Unternehmen ein auskömmliches Dargebot aufweisen und nicht zwingend auf den Fremdwasserbezug eines Vorlieferanten angewiesen sind, heißt es in dem Benchmarking-Bericht. Die Qualität der genutzten Rohwasserressourcen befindet sich bei 83 Prozent in einem sehr guten oder guten Zustand. Unternehmen, für die das nicht zutrifft, müssen über eine angepasste Wasseraufbereitung eine mindestens den gesetzlichen Anforderungen genügende Trinkwasserqualität gewährleisten. Je Einwohner werden im Mittel 27,9 kWh elektrische Energie für die Trinkwasserversorgung eingesetzt. Die Zeitreihe des Energieverbrauchs zeigt, dass ein Teil der Unternehmen die eigene Energieeffizienz in den letzten Jahren steigern konnte, während der Energieeinsatz bei anderen Unternehmen gestiegen ist.
Die Auswertungen im Bereich Kundenservice zeigen, dass nur wenige Unternehmen systematische Kundenumfragen durchführen. Gerade für kleinere Wasserversorger sei eine solche Umfrage mit einem sehr hohen Verwaltungs- und Sachaufwand verbunden. Damit fehle allerdings eine repräsentative Auswertung zur Kundenzufriedenheit in der Wasserversorgung für Rheinland-Pfalz.
Bei den Branchenkennzahlen der Wirtschaftlichkeit zeigt der bereinigte Gesamtaufwand bezogen auf die Trinkwasserabgabe eine große Spannweite zwischen 1,09 Euro/m³ und 5,17 Euro/m³. Unabhängig von der Gestaltung der Rechtsbeziehung zum Letztverbraucher liegen die durchschnittlichen Ausgaben für Trinkwasser im Mittel bei 122 Euro je Einwohner und Jahr. Leitungsgebundenes Trinkwasser sei damit weiterhin das preiswerteste Getränk für die Rheinland-Pfälzer.
Hoher Standard bei Qualität der Abwasserreinigung
Die Qualität der Abwasserreinigung weist, wie auch in anderen Bundesländern, allgemein einen sehr hohen Standard auf, heißt es weiter. Die mittleren Werte der Reinigungsleistung haben mit 95 Prozent für den chemischen Sauerstoffbedarf sowie mit 82 Prozent für Gesamtstickstoff und 87 Prozent für Gesamtphosphor sehr gute Abbaugrade. Hinsichtlich der Qualität der Aufbau- und Ablauforganisation sei bei vielen insbesondere kleineren Abwasserwerken noch weiterer Verbesserungsbedarf hinsichtlich der Zertifizierungsfähigkeit vorhanden.
Bei den Branchenkennzahlen der Entsorgungssicherheit liegt laut dem Bericht das mittlere Durchschnittsalter der Freispiegelkanäle bei 32 Jahren. Auch wenn mit zunehmendem Haltungsalter allgemein von einem erhöhten Reparatur- und Erhaltungsaufwand auszugehen sei, korrespondiere das Alter nicht immer mit dem vorhandenen Kanalzustand. Die sanierungsbedürftige Kanallängenrate sei hier aussagekräftiger und zeige, dass im Mittel 8,43 Prozent der Kanäle im Zeitraum von fünf Jahren zu sanieren seien. Insbesondere die Entwicklung der kurzfristig sanierungsbedürftigen Kanallängenrate seit der ersten Projektrunde sei allerdings nicht zufriedenstellend. Sie sei einerseits das Ergebnis einer allgemein eher zu geringen Sanierungstätigkeit und der von manchen Werken überwiegend reaktiv ausgerichteten Sanierungsstrategie.
Noch Potenziale bei Energieeffizienz
Bei der Minimierung des Ressourcenverbrauchs kommt der Eigenerzeugung von elektrischer Energie in der Abwasserbeseitigung eine zunehmende Bedeutung zu, geht aus dem Bericht weiter hervor. Etwa ein Drittel der teilnehmenden Unternehmen erzeugt elektrische Energie aus Klärgas, in Summe 12.784.692 kWh. Weitere 1.782.138 kWh wurden zusätzlich aus erneuerbaren Energieträgern (z. B. Solar) erzeugt.
Gegenüber der letzten Benchmarking-Runde wurde damit die erzeugte Menge elektrischer Energie aus erneuerbaren Energieträgern um 140 Prozent mehr als verdoppelt. Der mittlere Gesamtenergieverbrauch bei der Abwasserreinigung lag im Erhebungszeitraum bei 49,5 kWh/EW. Insgesamt seien noch Potenziale bei der Energieeffizienz der Branche zu vermuten.
Kundenservice: Beschwerden sind eher die Ausnahme
Im Bereich Kundenservice zeigen die Kundenbeschwerden zur Abwasserbeseitigung, dass Beschwerden eher die Ausnahme sind; lediglich 1,7 Beschwerden je 1.000 Hausanschlüsse sind im Mittel zu verzeichnen, heißt es weiter. Die Abwasserbeseitigung werde von den Bürgern allgemein nicht als Problem wahrgenommen, was die insgesamt niedrigen Werte auch bestätigten. Viele Unternehmen verzichten derzeit auf eine strukturierte Erfassung und Auswertung der Beschwerden.
Bei den Branchenkennzahlen der Wirtschaftlichkeit zeigt der bereinigte Gesamtaufwand je Einwohnerwert für die Abwasserbeseitigung eine große Spannweite zwischen 77,1 Euro/EW und 489 Euro/EW. Inwiefern diese durch strukturelle Bedingungen bestimmt wird und zu welchem Anteil dafür auch Defizite bei der Effizienz der Aufgabenerfüllung verantwortlich sind, könne, wie auch bei der Wasserversorgung, wieder nur im Einzelfall bestimmt werden. Daneben zeige der Aufwandsdeckungsgrad, dass im Erhebungszeitraum bei den meisten Unternehmen eine ausreichende Deckung vorhanden war, zumindest was die handelsrechtliche Bilanzierung anbelangt.