BUND Saar: Landschaftswasserhaushalt auf die politische Agenda setzen


Es müssten längere Zeiträume betrachtet und Trends ermittelt werden, so der Umweltverband. Neuere Daten bezüglich der Grundwasserneubildungsrate seien schon für das letzte Jahr angekündigt worden, lägen aber offensichtlich noch nicht vor, erklärte Christoph Hassel, Landesvorsitzender des BUND Saar. „Dass momentan keine Trinkwasserknappheit besteht, mag richtig sein, aber wie sieht es aus, wenn sich die Dürrejahre der Vergangenheit in Zukunft als die Regel erweisen und sich auch in den Wintermonaten die Niederschläge reduzieren oder die Defizite nicht ausgleichen können?“, fragte Hassel. Der BUND Saar sehe die Situation daher viel kritischer als das Ministerium. Es gebe keine Veranlassung, sich beruhigt zurückzulehnen.


Oberflächennahes Grundwasser
im heftigen Dauerstress


Im Gegensatz zum Tiefengrundwasser, das unterschiedliche geologische Schichten durchfließt, befinde sich das oberflächennahe Grundwasser dem BUND zufolge in den letzten Jahren im heftigen Dauerstress, sichtbar an immer mehr versiegenden Quellen und ausgetrockneten Bachoberläufen, was in diesem Sommer an vielen Stellen im Saarland zu beobachten sei. Niedrigwasser in den größeren Gewässern könnten zudem die Gewässerchemie und -biologie in erheblichem Maße beeinträchtigen, wie sich bei der Blaualgenblüte der Saar zeige.


Bei der Saar, dem Bostalsee und Losheimer Stausee sehe man das Niedrigwasser nicht, da sie aufgestaut sind. Sichtbar si die Situation aber bereits an Nied, Prims, Blies und noch deutlicher bei den kleineren Gewässern. Das habe massive Auswirkungen auf Lebensgemeinschaften in den Gewässern und somit auch auf die Zielerreichung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL).


Wenn dann noch Spülstöße durch Starkregen und/oder Verunreinigungen aus der Kanalisation mit hoch belastetem Wasser hinzukämen, könnten ganze Gewässerabschnitte biologisch kippen. Aber nicht nur die Lebensgemeinschaften in den Gewässern und in den Auen seien bedroht, sondern beispielsweise auch die im Saarland heimischen Laubwälder, insbesondere die Buchenwälder, sowie die Landwirtschaft. Bäume werfen durch den Trockenstress schon jetzt die Blätter ab, und die Feldfrüchte verkümmerten auf den Äckern.


Weiteres Austrocknen von
Gewässerläufen zu befürchten


Hassel verwies auf Wetterprognosen, denen zufolge  die Dürre bis in den Oktober reichen könnte. Es sei zu befürchten, dass weitere Gewässerläufe austrocknen, die Biologie durch Sauerstoffdefizite, Wärmebelastung und Schadstoffkonzentration massiv geschädigt werde und somit atypische verarmte Biozönosen entstünden. Die Wälder würden bis hin zum Absterben einzelner Bestände nachhaltig geschädigt. „Die Erneuerung der oberflächennahen Grundwasserschichten kann sich über Jahre hinauszögern, vorausgesetzt, dass wir mal wieder feuchtere Jahre bekommen, was laut Prognosen eher unwahrscheinlich sein wird. Es ist langfristig wahrscheinlich, dass sich unsere gesamte Umwelt so verändern wird, dass auch wir gezwungen sein werden, uns anzupassen“, so die Befürchtung des BUND.


Masterplan darf sich nicht
auf Trinkwasser beschränken


Im Gegensatz zu Deutschland habe sich das benachbarte Frankreich der Dürre-, Niedrigwasser- und Hitzeproblematik schon vor einigen Jahren verstärkt gewidmet und konkrete Überlegungen angestellt, wie man dem begegnen könne. Dort müsse man nicht auf einen künftigen Masterplan Wasser verweisen, sondern könne sich vorliegender Grundlagen an Alarmplänen und Maßnahmen bedienen. „Wir überlegen, eruieren und fachsimpeln im Saarland noch, während um uns herum der Klimawandel tobt. Mal mit Starkregen, Flusshochwasser, dann mit Hitze und Dürrephasen“, kritisierte Hassel. Handeln sei angesagt – aber dazu müssten erst Grundlagen geschaffen werden.


Der vom BUND bereits vor zwei Jahren geforderte Masterplan Wasser müsse auf der Grundlage belastbarer Daten erstellt werden und dürfe sich nicht nur auf die Trinkwasserversorgung beschränken. Das sei eine Gemeinschaftsaufgabe der gesamten Landesregierung. Dazu müsse das Thema Landschaftswasserhaushalt möglichst schnell mit neu gedacht und der derzeitige (Trink-)Wasserverbrauch auf den Prüfstand gestellt werden, fordert der BUND.