Das Wasserwerk soll eine neue Aufbereitungstechnik mit Aktivkohle erhalten. Damit können schädliche Stoffe, darunter auch per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS), nahezu komplett aus dem Grundwasser herausgefiltert werden. Im ersten Abschnitt entstünden eine neue Zufahrt und eine Werkshalle als Anbau an das bestehende Wasserwerk.
„Dass sauberes Trinkwasser keine Selbstverständlichkeit ist, mussten die Menschen hier im Raum Rastatt bitter erfahren“, erinnerte Baumann in seinem Grußwort an die bereits 2012 in Mittelbaden entdeckte Verunreinigung des Grundwassers mit PFAS. Bedauerlicherweise nehme deren Ausdehnung nach wie vor zu. „Die Belastung in Mittelbaden umfasste im Jahr 2022 bereits eine Fläche im Grundwasser von mehr als 58 Quadratkilometern. Umso wichtiger ist es, dass wir die Bürgerinnen und Bürger auch künftig zuverlässig vor den gesundheitlichen Risiken durch PFAS schützen und sie die bestmögliche, sicherste und modernste Trinkwasserversorgung erhalten.“
Mit den Baumaßnahmen zur Erweiterung des Wasserwerks werden laut Umweltministerium dafür die Grundlagen gelegt. „Ich darf Ihnen versichern“, hob Baumann hervor, „dass die Landesregierung sich sehr bewusst ist, was die PFAS-Problematik im Grundwasser für die Wasserversorger der betroffenen Einzugsgebiete bedeutet: Die sichere Versorgung Ihrer Bürgerinnen und Bürger mit einwandfreiem Trinkwasser ist für Sie eine große Herausforderung, wir wollen mithelfen, dass Sie diese meistern können.“
„Die PFC-Verunreinigungen im Rastatter Grundwasser zwingen uns erneut dazu, in aufwendige und teure Aufbereitungsmaßnahmen zu investieren“, sagte der Geschäftsführer der Stadtwerke Rastatt, Olaf Kaspryk, anlässlich der Übergabe des Förderbescheids. „Wir sind froh über den bewilligten Zuschuss. Denn nur für den ersten Bauabschnitt der umfangreichen Aufbereitungstechnik werden wir geschätzt 2,7 Millionen in die Hand nehmen müssen. Insgesamt rechnen wir mit den neuen Brunnen mit weit über 10 Millionen Euro.“
PFC-Fahne bewegt sich auf Ottersdorfer Rohwasserbrunnen zu
Um die Trinkwasseraufbereitung im Wasserwerk Ottersdorf zur Entfernung von per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) aus dem Grundwasser zu befähigen, ist dort der Neubau einer Betriebshalle nötig, erklärten die Stadtwerke. Das nach den PFC-Funden erarbeitete Grundwasserfließmodell zeige, dass sich die PFC-Fahne auf die drei Rohwasserbrunnen des Wasserwerks Ottersdorf zubewege. In dem neuen Anbau an der Ostseite des Gebäudes sollen insgesamt sechs Filterkessel mit Aktivkohle Platz finden.
Darüber hinaus haben die Stadtwerke Rastatt nach eigenen Angaben eine zweite Ebene geplant, auf der künftig eine weiterführende Reinigungsstufe für kurzkettige PFCs integriert werden kann. Auch eine zweistraßige UV-Desinfektionsanlage für die kontinuierliche Schlussdesinfektion könne in der neuen Halle untergebracht werden. Der Raum und die Anschlüsse dafür würden berücksichtigt.
Aktuell versorgen die Stadtwerke Rastatt aus den beiden Wasserwerken Ottersdorf und Rauental die Kernstadt und die Ortsteile Ottersdorf, Wintersdorf, Plittersdorf, Rauental und Niederbühl mit Trinkwasser. Das Wasserwerk Rauental übernehme dabei aus wirtschaftlichen Gründen die Grundlast, während die Anlage in Ottersdorf als flexibles Spitzenlastwasserwerk agiere.
Wie die Stadtwerke weiter mitteilten, ist das Wasserwerk Rauental bereits seit 2018 nach seiner Ertüchtigung mit einer mehrstufigen Aktivkohle-Filteranlage wieder in Betrieb, sodass Erfahrungswerte aus rund vier Jahren gesammelt werden konnten, um die ebenfalls mehrstufige Filteranlage für Ottersdorf zu planen. Auch die Leistung der Aktivkohlefilter zur Entfernung von PFC und die künftigen Standzeiten bis zum Filterwechsel kann der Versorger nach eigener Darstellung schon abschätzen.
Um den häufigeren Wechsel der Aktivkohle zu vermeiden, werde aktuell untersucht, ob nachgeschaltete Ionenaustauscher wirtschaftlicher sind als die Reduktion des Wechselintervalls, hieß es weiter. Anwendungsreif sei die Technik in dieser Größenordnung aktuell noch nicht. Daher werde in der geplanten Filterhalle vorerst Platz für die Installation einer solchen Anlage vorgehalten. Die Stadtwerke Rastatt arbeiten zusammen mit dem TZW in Karlsruhe an der Entwicklung einer solchen neuen Anlage.