Absatz von für das Wasser problematischen Pflanzenschutzmitteln laut UBA gestiegen


Nach kurzfristig rückläufigen Verkaufszahlen in den Jahren 2018/2019 hätten Landwirtinnen und Landwirte im vergangenen Jahr wieder deutlich häufiger bestimmte problematische Wirkstoffe nachgefragt, etwa bienengefährliche Insektizide und grundwasserkritische Herbizide. Tatsächlich führte laut Umweltbundesamt (UBA) vermutlich hauptsächlich die außergewöhnliche Trockenheit 2018 und 2019 zu einem zwischenzeitlich geringeren Pestizidabsatz.


„Flufenacet so häufig eingekauft wie nie zuvor“

So werde etwa das Unkrautbekämpfungsmittel für das Wasser kritische Flufenacet so häufig eingekauft wie nie zuvor. Sein Absatz habe sich seit 2014 verdoppelt und sei allein im letzten Jahr um 32 Prozent angestiegen. Flufenacet bildet das persistente Abbauprodukt Trifluoracetat (TFA), das weiträumig in Gewässern und dem Trinkwasser gefunden wird und kaum aus dem Wasser entfernt werden kann, führt das Umweltbundesamt aus. Dieser Wirkstoff sei wegen seiner ungünstigen Eigenschaften für die Umwelt seit 2004 von der EU als sogenannter Substitutionskandidat ausgewiesen. Er soll demnach durch weniger belastende Stoffe ersetzt werden. Eine Reduzierung des Einsatzes sei in Deutschland bislang aber nicht gelungen.


Auch die ⁠ Herbizide ⁠ Terbuthylazin und S-Metolachlor wurden 2020 um zwölf beziehungsweise fünf Prozent häufiger verkauft als in den Jahren 2018 und 2019, heißt es weiter. Beide Wirkstoffe und ihre Abbauprodukte würden seit vielen Jahren deutschlandweit im Grundwasser nachgewiesen und finden sich auch im Trinkwasser. Trotz freiwilliger Bemühungen der Industrie und Landwirtschaft kehre sich dieser Trend bisher nicht um.


„Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln muss deutlich reduziert werden“

Für eine zukunftsfähige Landwirtschaft müsse der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln insgesamt deutlich reduziert werden, sagte Dirk Messner, Präsident des UBA. Hierzu schlage das UBA Maßnahmen auf EU- und nationaler Ebene vor. So solle das Ziel der Farm-to-Fork-Strategie des European Green Deal der EU, dass bis 2030 die eingesetzte Menge von Pflanzenschutzmitteln und das damit verbundene Risiko halbiert werden in den Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz für die nachhaltige Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP) aufgenommen und mit konkreten Maßnahmen zu hinterlegt werden.


Besonders umweltschädliche Wirkstoffe müssten nach Ansicht des UBA über nationale Verordnungen verboten werden können, so wie es bereits in Frankreich geschehe. Dazu müsste allerdings eine entsprechende Rechtsgrundlage geschaffen werden. Pestizidarme Anbaumethoden sowie der Ökolandbau und die ambitionierte Umsetzung des Integrierten Pflanzenschutzes sollten stärker gefördert werden, u. a. mit den dafür vorgesehenen Geldern der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU.