Kernelement der Wassermangelstrategie sei die Einrichtung eines Niedrigwasser-Informations-Zentrums (NIZ), in dem die benötigten Informations- und Datengrundlagen mit erweiterten Prognosen und kleinräumigen Wasserbilanzen aufgebaut werden sollen. Damit werde landesweit eine wesentliche Datengrundlage bei Wassermangelsituationen sowie zum verfügbaren Wasserdargebot bereitgestellt.
Daneben soll das gewässerkundliche Messnetz für die Oberflächengewässer und das Grundwasser überarbeitet werden, da die Informationsgrundlagen vor allem an kleineren Gewässern und im Grundwasser ungenügend seien. Gerade für kleine Gewässer und bei Grundwasser sei die Vulnerabilität gegenüber Wassermangel und Niedrigwasser dem Ministerium zufolge stark gestiegen.
Die Zusammenarbeit mit anderen Ressorts für ein verbessertes Wassermangelmanagement werde intensiviert, um die Umsetzung des prioritären Handlungsbedarfs gemeinsam voranzubringen, so das Umweltministerium. Der Wasserrückhalt in der Fläche und die Grundwasserneubildung würden verstärkt.
Von zunehmenden Konflikten um Wassernutzungen auszugehen
Durch den fortschreitenden Klimawandel würden in Baden-Württemberg Trockenperioden mit sommerlichem Wassermangel häufiger und auch länger anhaltend auftreten. Das sei mit großen wirtschaftlichen Schäden verbunden – etwa in der Land- und Forstwirtschaft, mit einer reduzierten Energieproduktion aus Wasserkraft, Kohle und Strom sowie mit gravierenden Auswirkungen auf die Gewässerökologie. Konflikte um konkurrierende Wassernutzungen, insbesondere mit der Trinkwasserversorgung, werden nach Einschätzung des Umweltministeriums zunehmen - eine nachhaltige Bewirtschaftung der Ressource Wasser und die Steuerung von Wassernutzungen müssten deshalb vorausgeplant und vorsorgende Maßnahmen zum Schutz ergriffen werden.
Informationsgrundlagen vor allem
an kleineren Gewässern verbessern
Die Weiterentwicklung der Hochwasserstrategie zeigt den Angaben zufolge die zentralen wasserwirtschaftlichen Handlungserfordernisse auf, die unter besonderer Berücksichtigung der Hochwasserereignisse 2021 im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen sowie durch vermehrt auftretende Starkregenereignisse abgeleitet worden seien. Insbesondere seien die Datengrundlagen im Hinblick auf die Gefährdung durch Hochwasser zu verbessern. Aktuell seien die Informationsgrundlagen vor allem an kleineren Gewässern ungenügend: Besonders dort sei die Hochwassergefahr aber durch häufigere Starkregenereignisse deutlich angestiegen – kleine Bäche könnten sich in reißende Ströme verwandeln.
Die hydrologischen Kennwerte, die zum Beispiel für die Bemessung und Sicherheitsausführung von Hochwasserschutzeinrichtungen sowie für die Fortschreibung der Hochwassergefahrenkarten benötigt werden, sollten im regelmäßigen Turnus überprüft und weiterentwickelt werden.
Abflussvorhersagen an Pegeln stärker in
Flächeninformationen umsetzen
Die Kommunikation zwischen Innenministerium und Umweltministerium soll den Angaben zufolge weiter konsequent verbessert und die Zusammenarbeit zwischen Wasserwirtschaft und der sogenannten „Gefahrenabwehr“ wie Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste intensiviert werden, kündigt das Ministerium an. Dazu sei bereits die Einrichtung eines runden Tischs vereinbart worden. Die auf den Wetterwarnungen basierenden Abflussvorhersagen an Pegeln müssten künftig sehr viel stärker in Flächeninformationen umgesetzt werden. Ziel sei es, künftig auch für kleinere Einzugsgebiete konkretere Vorhersagen bereitstellen zu können.
Weiterentwickeltes Starkregenmanagement
Kommunen sollen das Starkregenrisikomanagement verstärkt in Angriff nehmen, um die Risiken von lokalen Starkregenereignissen und Sturzfluten weiter zu verringern. Das kommunale Starkregenrisikomanagement werde hinsichtlich der zusätzlichen Gefährdung durch Geschiebe und Erosion weiterentwickelt, kündigt das Ministerium an. Technische Hochwasserschutzmaßnahmen sollten nun zügig umgesetzt werden, um einen adäquaten Schutz zu bieten und Risiken zu mindern.
Zwingend zusätzliche Personalkapazitäten erforderlich
Mit der überarbeiteten Hochwasserstrategie und der neu erarbeiteten Wassermangelstrategie werden dem Landesumweltministerium zufolge die Handlungserfordernisse zum Umgang mit diesen Wetter-Extremen aufgezeigt. In Anbetracht des Klimawandels und der zunehmenden Gefahren für Bevölkerung und Wirtschaft ist laut Walker eine zügige Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen geboten - dafür seien zwingend zusätzliche Personalkapazitäten erforderlich. Sie sollen in den Regierungspräsidien, bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) und insbesondere bei den unteren Wasserbehörden in den Landratsämtern angesiedelt werden. Zur Umsetzung der Strategien hat das Umweltministerium nach eigenen Angaben neue Stellen für den kommenden Doppelhaushalt 2023/2024 angemeldet – insbesondere bei den nachgeordneten Behörden LUBW, Landesbetriebe Gewässer und den Landratsämtern.
Die nun erarbeiteten Pläne zum Umgang mit Wassermangel sowie die aktualisierte Hochwasserstrategie sind den Angaben zufolge wichtige Bestandteile der Zukunftsstrategie Wasser und Boden, die die Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag aufgenommen hat. In dieser sollen Konzepte und Lösungen entwickelt und umgesetzt werden, um alte und neue Interessen und Nutzungen mit den ökologischen Anforderungen in Einklang zu bringen, insbesondere in der Landwirtschaft.
Kretschmann: Extreme
Wetterereignisse nehmen zu
Ministerpräsident Winfried Kretschmann erklärte, auch in Baden-Württemberg führten viele Bäche und Flüsse schon wieder Niedrigwasser, was für Mitte Juli nicht normal sei. Gleichzeitig steige aber das Risiko von Starkregenereignissen und Hochwasserschäden. Die Experten erwarteten ein stetig steigendes Schadenspotenzial auch für Baden-Württemberg.
Walker betonte: „Damit aus den Risiken Dürre, Hochwasser und Starkregen keine Katastrophen werden, müssen wir genaue Maßnahmen identifizieren und eine aussagekräftige Datengrundlage schaffen. Denn wenn wir heute nicht investieren, dann wird es morgen noch viel teurer“. Es gehe um Sachschäden in Milliardenhöhe, die durch extreme Wetterereignisse entstehen, aber auch um Menschenleben und das Leid vieler Menschen, deren Heimat zerstört wird.