Der Wasserverbrauch von Deutschland im Inland setze sich zu 75 Prozent aus grünem Wasser - im Boden gespeichertem Regenwasser -, zu 21 Prozent aus „grauem“ Wasser, das während der Produktion verunreinigt wurde, und zu vier Prozent aus „blauem“ Wasser zusammen, das für die künstliche Bewässerung oder die Herstellung von Produkten den Oberflächengewässern oder dem Grundwasser entnommen wird. Der Wasserverbrauch von Deutschland im Ausland setze sich zu 83 Prozent aus „grünem“ Wasser, zu sechs Prozent aus „grauem und zu elf Prozent aus „blauem“ Wasser zusammen.
Wenn die regionalen Beiträge zu Deutschlands konsuminduzierten blauen Wasserverbrauch gewichtet werden, verliere Deutschlands eigener Beitrag zum durch Konsum hervorgerufenen blauen Wasserverbrauch an Bedeutung. Das bedeutet dem Bericht zufolge, dass sich die durch den konsuminduzierten blauen Wasserverbrauch von Deutschland verursachten Umweltwirkungen mutmaßlich mehr in anderen Regionen wie etwa im Mittleren Osten, Afrika oder den USA manifestieren als in Deutschland selbst.
Agrarsektoren als Haupttreiber des absoluten Wasserverbrauchs
Haupttreiber des absoluten Wasserverbrauchs in diesen Regionen sind in der Regel Agrarsektoren, heißt es in dem Bericht weiter. Akteure in diesem Sektor, insbesondere in Weltregionen, in denen lokale Wasserressourcen übernutzt werden, sollten daher befähigt werden, wassereffizient zu wirtschaften. Ein Programm zur Initiierung entsprechender Maßnahmen könne Water Stewardship sein. Das heißt, die Diskussion um Reduktionsmöglichkeiten müsse immer das Ziel der Verbesserung der lokalen Verhältnisse vor Ort haben und in keinem Fall die Beendigung wirtschaftlicher Verhältnisse.
Regionen, die große Mengen zu Deutschlands konsuminduzierten blauen Wasserverbrauch beitragen, seien sind beispielsweise Asien und die Pazifik-Region mit dem Indus und dem Aralsee, der Mittlere Osten mit dem Nil und dem Shatt Al Arab, China mit dem Yangtze, Spanien mit dem Ebro, Indien mit dem Ganges und die USA mit dem Mississippi.
Schätzungsweise 9,7 Prozent der Beiträge zum konsuminduzierten blauen Wasserverbrauch von Deutschland überschreiten den Angaben zufolge die lokalen Belastbarkeitsgrenzen von Einzugsgebieten.
Interventionsmöglichkeiten in
Sektoren mit hoher Wasserintensität
Interventionsmöglichkeiten zur Reduktion des durch Konsum verursachten blauen Wasserverbrauchs von Deutschland mit großer Hebelwirkung bestehen dem Bericht zufolge in erster Linie nicht dort, wo die absoluten Wasserverbrauchsmengen hoch sind, sondern in Sektoren, die gleichzeitig auch noch eine hohe Wasserintensität aufweisen. Dies gelte für den Anbau von Gemüse, Nüssen und Früchten, aber auch anderen Nutzpflanzen, insbesondere Reis oder Ölsamen; darüber hinaus bei Sektoren, in denen diese Agrarerzeugnisse verendet werden, also z.B. Nahrungsmittel sowie Viehzucht und Fleischproduktion.
Reduktionsmaßnahmen sollten geografische Aspekte berücksichtigen
Reduktionsmaßnahmen sollten insofern geografische Aspekte berücksichtigen und sich auf Regionen fokussieren, in denen lokale Belastbarkeitsgrenzen bereits überschritten werden oder Belastbarkeitsgrenzen beinahe erreicht werden. Diese Regionen umfassen dem Bericht zufolge unter anderem Südeuropa, Nordafrika, Südasien und Westamerika.
Der blaue Wasserverbrauch in Deutschland selbst, der durch den Konsum in anderen Regionen verursacht wird, ergebe sich absolut gesehen maßgeblich aus den Sektoren Chemikalien, Elektrizität und Viehhaltung. Das bedeute aber nicht, dass dieser blaue Wasserverbrauch durch direkte Exporte induziert werde. Es sei möglich, dass Zwischengüter aus diesen Sektoren innerhalb von Deutschland weiterverarbeitet werden und erst dann eingearbeitet in Konsumgüter von anderen Sektoren exportiert und im Ausland konsumiert werden.
Für nationale Ressourcenbericht-erstattung wirkungsorientierte
Kennzahlen notwendig
Für die nationale Ressourcenberichterstattung empfiehlt der Bericht, in Bezug auf Wasserverbrauch wirkungsorientierte Kennzahlen in Anlehnung an den ISO Standard 14046 zum Wasserfußabdruck zu erfassen. Dies würde einerseits den knappheitsgewichteten Wasserfußabdruck und andererseits den Wasserfußabdruck in Bezug auf Wasserverschmutzung umfassen. Eine Erfassung des nationalen Wasserfußabdrucks von Deutschland im Rahmen der nationalen Ressourcenberichterstattung sei aber nur eingeschränkt möglich. In Bezug auf Wasserverschmutzung gebe es beispielsweise noch keine umfassenden Umwelterweiterungen für existierende Input-Output-Datenbanken, deren Fortführung und Weiterentwicklung von Fördergeldern abhängig sei. Eine Förderung der Entwicklung entsprechender Datensätze sei daher erstrebenswert. Weitere Fortentwicklungen sollten die regionale und sektorale Auflösung der Agrarsektoren in Input-Output-Datenbanken priorisieren, heißt es in dem Bericht.
In Bezug auf Bildungs- und Kommunikationsmaßnahmen zum Wasserfußabdruck müsse die Bedeutung wirkungsorientierter Kennzahlen in den Vordergrund rücken, da die häufig vorherrschenden volumetrischen Kennzahlen zum Wasserfußabdruck lediglich eine geringe Aussagekraft hätten.
Der Abschlussbericht „Konzeptionelle Weiterentwicklung des Wasserfußabdrucks“ von Jonas Bunsen, Markus Berger und Matthias Finkbeiner vom Fachgebiet für Sustainable Engineering der TU Berlin ist in der Reihe Texte des UBA als Nr. 44/2022 erschienen und steht auf der UBA-Homepage zur Verfügung.